Sauerlach:"Sie fahren das Ganze gegen die Wand"

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Nördlich der Geothermie-Anlage der Stadtwerke München könnte im neuen Ortsteil Sauerlach-Ost ein Gewerbegebiet entstehen, das die Gemeinde dringend benötigt. (Foto: Claus Schunk)

Der Streit um den Standort für das neue Gymnasium könnte das komplette Projekt gefährden. Bürgermeisterin Barbara Bogner und die CSU geben sich dafür gegenseitig die Schuld.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

In der Gemeinde Sauerlach geht die Angst um. Einerseits vor einer Entwicklung, die den Ort überfordern könnte: der Bau des neuen Gymnasiums samt Gewerbegebiet, Ärztezentrum, Kita sowie einer Wohnbebauung mit bis zu 1000 neuen Einwohner im sogenannten Planungsgebiet Sauerlach-Ost nördlich der Hofoldinger Straße. Andererseits davor, dass das Gymnasium, das ja längst vom Kultusministerium genehmigt worden ist, noch scheitern könnte. Vor allem die Angst vor dem Aus wird begleitet von Vorwürfen. "Wenn es gegen die Wand fährt, ist es deine Schuld", attackierte CSU-Gemeinderat Michael Hohenleitner am Dienstagabend in der Gemeinderatssitzung Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung). Und weiter: "Du wurdest nicht gefragt, nach einem Alternativstandort zu suchen."

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Der alternative Standort befindet sich im Norden des Hauptortes östlich der Münchner Straße. Erst Ende Januar hatte Rathauschefin Bogner offiziell bestätigt, dass sie mit dem dortigen Grundstückseigner über einen Ankauf verhandelt; beim Bau einer weiterführenden Schule muss die jeweilige Gemeinde das Grundstück einbringen. Nun kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Bogner wohl zum Alternativstandort tendiert. Sie habe im Auftrag des Gemeinderates von einem Architekten prüfen lassen, ob sich das Areal am Otterloher Feld für den Bau eines Gymnasiums samt Sportstätten eigne, und die Antwort sei sehr klar ausgefallen: "Das Grundstück erscheint grundsätzlich geeignet samt Sporthalle und Freiflächen." Auch die verkehrliche Erschließung sowie die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr mit Bussen sei gesichert, auch Wohnbebauung wäre dort möglich.

Die CSU wirft der Rathauschefin vor, den Gemeinderat zu spalten

Vor allem in Reihen der Christsozialen im Gemeinderat stößt das Vorgehen der Bürgermeisterin, über einen Alternativstandort Verhandlungen zu führen, auf Ablehnung. Die CSU hatte Mitte Februar in einer Sondersitzung des Gremiums versucht, mit einem Antrag alle Bemühungen beim Neubau des Gymnasiums und der Ortsentwicklung ausschließlich auf den Standort Sauerlach-Ost zu fokussieren, war damit aber gescheitert. Es wird vor allem Kritik daran geübt, dass die Pläne des Investors, der das etwa 15 Hektar große Areal überbauen will, weit gediehen seien und die Zeit beim Neubau der Schule dränge. "Ich weiß nicht, wie man jetzt überhaupt noch über einen Alternativstandort nachdenken kann", so Hohenleitner. "Wir haben zeitliche Vorgaben."

Sein Fraktionskollege Markus Hoffmann warf Bogner sogar vor, den Gemeinderat in der Causa Gymnasium zu spalten. "Sie versuchen, dem Gemeinderat zu unterstellen, dass es wegen der Uneinigkeit im Gemeinderat nicht weitergeht. Das lasse ich nicht so stehen. Sie fahren das Ganze gegen die Wand."

Bogner wies die Anschuldigung energisch zurück und sagte: "Ich spalte nicht. Ich habe im Gemeinderat vielmehr Mehrheiten herzustellen." Es seien die Pläne des Investors für eine derart "dichte" Wohnbebauung in Sauerlach-Ost gewesen, die den Gemeinderat gespalten hätten. Bogner rechtfertigte die Entscheidung, parallel Verhandlungen über einen Kauf des Grundstücks am Otterloher Feld zu führen: "Vor drei Jahren gab es diese Alternative noch nicht. Jetzt aber haben wir sie."

Wolfgang Büsch von den Grünen versuchte, die überhitzte Stimmung etwas abzukühlen. "Jeden von uns nimmt dieses Thema emotional mit. Wir sind in einem Spannungsverhältnis", sagte der Dritte Bürgermeister, der stets darauf verweist, dass alle Parteien im Gemeinderat bei der Kommunalwahl mit der Forderung nach einer "maßvollen Ortsentwicklung" angetreten seien. Das gelte es, bei allen Planungen zu berücksichtigen. Rathauschefin Bogner drückte es weniger diplomatisch aus: "Wenn wir es nicht schaffen, dieses Wahnsinnsprojekt in einer normalen Atmosphäre weiterzutreiben, wird es nicht gelingen. Das kann ich euch gleich sagen."

Der Druck auf den Gemeinderat bleibt also hoch. Zum Schuljahr 2025/26 sollen die ersten Vorläuferklassen entstehen; spätestens zum Schuljahr 2027/28 muss das Gymnasium fertig sein, damit Gemeinde und Landkreis in den Genuss von Fördergeldern des Freistaats kommen.

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