Ortsentwicklung:Die Angst vor der Horrorzahl

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Im Zentrum des Hauptortes Sauerlach gibt es bereits mehrgeschossige Wohnbebauung, der Rest der Gemeinde ist bislang sehr ländlich. (Foto: Claus Schunk)

In Sauerlach wächst die Furcht, dass mit dem Bau des Gymnasiums ein ungebremstes Bevölkerungswachstum einhergeht. Das könnte den Bau der bereits genehmigten Schule verzögern.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Es ist ein Satz, den Sauerlachs Bürgemeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) bisher in dieser Deutlichkeit noch nicht ausgesprochen hat - und der nachhaltig Wirkung zeigen könnte, wenn es um die Entwicklung des Ortes geht. Wenn es nun die Möglichkeit gebe, sagt Bogner am Dienstagabend im Gemeinderat, ein Gymnasium in Sauerlach "mit nur geringer oder keiner Wohnbebauung" zu bekommen, dann wolle sie das so haben. Der Satz sitzt und lässt so manchen der Zuhörer im bis auf den letzten Platz gefüllten Sitzungsaal in der Mehrzweckhalle am Otterloher Feld staunend zurück. Gymnasium ja, neue Wohnungen und damit verbundenes Wachstum nicht um jeden Preis - das ist die Linie, die Bogner zieht.

Die Bürgermeisterin steht mit dieser Haltung nicht alleine da, in weiten Teilen des Gemeinderates gibt es große Bedenken, dass mit dem Neubau eines Gymnasiums - das bereits genehmigt worden ist - ein Wachstum einsetzen könnte, das den Hauptort mit seinen momentan etwa 6000 Einwohnern überfordert.

Im Osten der Gemeinde Sauerlach soll den Plänen der Investoren Klaus und Johann Widmann nach ein neuer Ortsteil mit Bildungs- und Sporteinrichtungen sowie Wohnraum und Gewerbe entstehen. (Foto: Claus Schunk)

Noch aber steht die neue Schule nicht. Und bis es so weit ist, müssen ohnehin noch ein paar grundsätzliche Fragen geklärt werden. In erster Linie, wo das Gymnasium entstehen soll: Auf dem etwa 15 Hektar großen Areal westlich des S-Bahnhofs und nördlich der Hofoldinger Straße, für das ein Investor bereits eine Planung vorgelegt hat, die neben dem Gymnasium auch Sportanlagen, eine Kita, ein Ärztehaus und vor allem mehrgeschossige Wohnbebauung vorsieht. Bis vor Kurzem galt dieser Standort, auch Sauerlach-Ost genannt, als alternativlos. Dann aber wurde publik, dass die Gemeinde mit einem weiteren Grundstückseigentümer über den Erwerb eines Areals am nördlichen Ortseingang an der Otterloher Straße verhandelt; dabei wurden offenbar vertrauliche Informationen aus nichtöffentlichen Sitzungen des Gemeinderates durchgestochen.

Die CSU wittert Unwillen gegen die Schule

Dass der Gemeinderat am Dienstag überhaupt zu einer Sondersitzung zusammenkam, war einem Antrag der CSU-Fraktion geschuldet, die endlich Klarheit in der Standort-Frage schaffen wollte - und auch mit der offenkundigen Indiskretion kein Problem hat. Es sei begrüßenswert, sagte CSU-Fraktionssprecher Michael Hohenleitner, dass diese Entwicklung in der Frage des Standorts für ein Gymnasium endlich transparent offenliege. In ihrem Antrag forderten die Christsozialen allerdings, alle Bestrebungen für einen Alternativstandort an der Otterloher Straße sofort einzustellen und den Bau des Gymnasiums am Standort Sauerlach-Ost "mit Nachdruck umzusetzen".

Hohenleitner sagte, wer dem Antrag nicht zustimme, der stimme auch gegen das Gymnasium, da der Standort im Norden "keine richtige Alternative" sei. Sein Fraktionskollege Markus Hoffmann sagte, bei ihm wachse immer mehr der Verdacht, dass in Teilen des Gemeinderates "ein Unwille" bestehe, das Gymnasium tatsächlich zu realisieren: "Der Alternativstandort ist einfach ein Notausgang, das hätte man 2017 machen können, aber jetzt, wo eigentlich schon alles geplant sein muss, ergibt es keinen Sinn mehr."

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Wer jetzt noch einen alternativem Standort verfolge, so Hoffmann, nehme in Kauf, gar kein Gymnasium zu bekommen. "Wir wollen es dort, wo es am weitesten geplant ist", sagte der Sauerlacher CSU-Chef. "Und klar, das Thema Wohnen ist noch lange nicht zu Ende diskutiert." Wohl aber steht noch immer die Zahl von bis zu 1000 neuen Einwohnern in Sauerlach-Ost im Raum, die den Plänen des Investors zufolge dort neuen Wohnraum finden könnten - und die vielen im Gemeinderat Kopfzerbrechen und Unbehagen bereitet. Wenn neue Wohnbebauung komme, stellte Rathauschefin Bogner klar, müsse diese gestreckt werden. "Über fünf, zehn, 15, 20 Jahre. Sonst haben wir zu viele Einwohner, das schaffen wir als Kommune nicht." Zugleich machte sie deutlich, dass sie weiter mit beiden Grundstückseigentümern verhandeln werde, eine Entscheidung für einen Standort sei aber noch nicht gefallen.

CSU-Fraktionschef Hohenleitner warf der Bürgermeisterin Zögerlichkeit vor: "Die Wohnbebauung in Sauerlach-Ost hätte man schon längst verhandeln können, seit drei Jahren. Dann hätten wir auch nicht diese Horrorzahl an Einwohnern, vor der wir alle Angst haben." Mit ihrem Antrag, alle Kräfte sofort auf Sauerlach-Ost zu konzentrieren, aber scheiterten die Christsozialen.

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