Streit um Schulstandort:Gymnasium ja, aber nicht hier

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Das Feld an der Hofoldinger Straße bleibt ein Feld: Der Sauerlacher Gemeinderat hat die Pläne für das Grundstück beerdigt. (Foto: Claus Schunk)

Der Sauerlacher Gemeinderat hebt den Beschluss für einen Bau am östlichen Ortsrand auf. Damit ist zumindest klar, wo die Schule nicht errichtet wird. Wo stattdessen und ob überhaupt, ist weiter offen. Was bleibt, sind Vorwürfe.

Von Martin Mühlfenzl, Sauerlach

Drei Jahre, nachdem das Kultusministerium den Bau eines Gymnasiums in Sauerlach genehmigt hat, ist eine Entscheidung in der Standortfrage gefallen. Allerdings nicht darüber, wo die neue Schule entstehen soll, sondern vielmehr, wo sie nicht gebaut wird. Am Dienstagabend hat der Sauerlacher Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss zur Errichtung des Gymnasiums am eigentlich geplanten Standort Sauerlach-Ost nördlich der Hofoldinger Straße aufgehoben und damit auch die Entwicklung des neuen Ortsteils nahe dem S-Bahnhof vorerst begraben.

Was mit dem vorläufigen Ende der ambitionierten Pläne aber nicht enden will, sind gegenseitige Schuldzuweisungen, die das Projekt und die damit verbundenen Verhandlungen seit Beginn begleiten. Die prägten nicht nur die Verhandlungen zwischen Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) und den beiden Investoren und Grundstückseigentümern Klaus und Johann Widmann. Diese hatten bereits kurz nach der Genehmigung der Schule angeboten, das Gymnasium zu bauen. Samt der Entwicklung des etwa 15 Hektar großen Areals mit Sportflächen, Gewerbegebieten und Wohnraum. Die Querelen belasten bis heute das Klima im Gemeinderat.

Dies wurde am Dienstagabend noch einmal deutlich. Die CSU hatte beantragt, alle Abstimmungsergebnisse in Sachen Gymnasium, die über die Jahre in nicht öffentlichen Sitzungen gefasst wurden, offenzulegen. Seine Partei wolle damit aufzeigen, dass Rathauschefin Bogner durch das Gremium „jegliches Werkzeug“ in Form von eindeutigen Beschlüssen für erfolgreiche Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern bekommen habe, erklärte CSU-Fraktionssprecher Michael Hohenleitner vor der Sitzung der SZ. „Es gab immer einen breiten Konsens und es ist immer mehrheitlich abgestimmt worden. Aber von der Bürgermeisterin sind keine Beschlüsse umgesetzt worden“, sagte Hohenleitner anschließend in der Gemeinderatssitzung in Richtung Bogner. Er wiederholte damit den immer wieder von der CSU erhobenen Vorwurf, die Rathauschefin wolle die Errichtung des Gymnasiums in Sauerlach verhindern. „Denn alle Beschlüsse wären eine Basis für einen Vertrag mit den Eigentümern gewesen.“

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Nach dem voraussichtlichen Aus für ein Gymnasium in Sauerlach beginnt die Suche nach Alternativen. Unterdessen überziehen sich die gescheiterten Investoren und Bürgermeisterin Bogner mit gegenseitigen Schuldzuweisungen.

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Die Anschuldigung, Bogner sei gegen das Gymnasium, schwingt seit Beginn der Verhandlungen zwischen den Investoren und der Gemeindespitze immer wieder mit, auch die Grundstückseigentümer hatten mehrfach den Verdacht geäußert, Bogner sperre sich grundsätzlich gegen den Bau der Schule. Gegen diese Vorhaltung hat sich die Bürgermeisterin regelmäßig zur Wehr gesetzt, dabei allerdings auch eingeräumt, dass es zwischen ihr und den Investoren fundamental unterschiedliche Vorstellungen über das Ausmaß insbesondere der Wohnbebauung gegeben habe. Bogner selbst wirbt für ein maßvolles Wachstum des Ortes.

„Mit dieser Bürgermeisterin“ wollen die Grundeigentümer nicht mehr zusammenarbeiten

Sie konterte daher auch den Vorwurf, sie hätte Beschlüsse des Gemeinderats nicht umgesetzt. So sei mit den Grundstückseigentümern in den Verhandlungen lediglich ein „Letter of intent“ – also eine Absichtserklärung – zustande gekommen, „aber wir haben keinen städtebaulichen Vertrag zustande gebracht“. Mehr noch: Bogner warf den Brüdern Widmann vor, „uns einen Gemeinderatsbeschluss vor die Nase geworfen“ zu haben. Im Juni hatten die beiden Eigentümer des Areals von sich aus die Verhandlungen mit der Gemeinde für gescheitert erklärt und verkündet, „mit dieser Bürgermeisterin“ nicht mehr zusammenarbeiten zu wollen.

Wo das neue Gymnasium stattdessen entstehen könnte und wer es baut, ist indes vollkommen offen. CSU-Gemeinderat Markus Hoffmann, der Bogner ebenfalls immer wieder Untätigkeit vorwirft, erklärte, „an dieser Stelle“ komme die Gemeinde nicht weiter. „Aber ich sehe die heutige Entscheidung als Auftrag, dass wir an anderer Stelle wie auch immer weiter machen.“ Soll heißen: Das Gymnasium soll in Sauerlach gebaut werden.

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