Energiewende im OberlandWindenergie für den warmen Leberkäs

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Die neue  Windkraftanlage bei Otterfing ist eine von drei im Hofoldinger Forst.
Die neue  Windkraftanlage bei Otterfing ist eine von drei im Hofoldinger Forst. (Foto: Manfred Neubauer/Manfred Neubauer)

Drei Windkraftanlagen im Hofoldinger Forst versorgen Sauerlach, Aying und Otterfing mit erneuerbarer Energie.  Bürger profitieren als Anteilseigner. Und ein Metzger für sein Catering.

Von Bernhard Lohr, Otterfing

Die Stimmung ist heiter. Leicht aufgekratzt sind die Honoratioren. Nach bald 15 Jahren der Planung steht an diesem Freitagmittag die Eröffnung des Windparks Hofoldinger Forst an. Die Biertische sind im Schatten des mächtigen Turms der an der Spitze 246 Meter hohen Anlage in Otterfing aufgebaut. Die Würste und Brezen liegen bereit, und das Bier muss nur noch in die Gläser, als ein letztes Mal spekuliert wird, warum sich das Otterfinger Radl bisher nicht dreht. Der Segen der Pfarrer könnte helfen, scherzt Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV). Doch dann fügt sich alles, als hätten es tatsächlich höhere Mächte inszeniert. „Es ist ein Traumtag heute“, sagt Bogner.

Mit dem Windpark im Hofoldinger Forst steigt das bayerische Oberland weithin sichtbar in die Nutzung der Windkraft ein. Seit dem 28. Mai läuft schon die Anlage in Sauerlach, seit dem 7. Juli dreht sich die im benachbarten Aying, und an diesem 18. Juli kommen dann auf Otterfinger Flur die Dinge in Gang. Um 10.59 Uhr beginnt erst die Argeter Blaskapelle überpünktlich, den ersten Marsch zum Auftakt des festlichen Ereignisses zu spielen. Und um 10.20 Uhr setzt sich das Windrad erstmals in Bewegung. „Jetzt dreht es sich“, ruft einer. Von den etwa 200 Besuchern im weiten Rund kommt Applaus. Und Matthias Lechner von der gleichnamigen Hofmetzgerei aus Sauerlach lacht, weil er jetzt das zur Sicherheit mitgebrachte Gas nicht braucht, um die Weißwürste, Wiener und den Leberkäs zu erhitzen.  „Jetzt haben wir Strom vom Windrad.“

246 Meter über den Argeter Musikanten sitzt der Rotor der neuen Windkraftanlage.
246 Meter über den Argeter Musikanten sitzt der Rotor der neuen Windkraftanlage. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Menschen in Sauerlach, Aying und Otterfing können in Zukunft jeden Tag ihr Essen mit dem guten Gefühl zubereiten, dass sie den Strom dafür vor ihrer Haustür selbst produzieren. „Bevor wir irgendwelche Stromtrassen verlegen“, sagt Bogner in ihrer Rede am Turm, „machen wir unseren Strom selbst.“ Das sei von Beginn an die Losung gewesen, als Sauerlach mit den Nachbarkommunen die Windkraft-Pläne vorangetrieben habe. 2011 habe man angefangen, 2020 dann eine Arbeitsgemeinschaft gegründet und, - nachdem Brunnthal ausgestiegen war -, 2023 die Genehmigung für die am Ende drei Anlagen in der Hand gehalten. Jetzt stünden „drei große Teile im Hofoldinger Forst“, sagt Bogner und strahlt. Ayings Bürgermeister Peter Wagner (CSU) preist deren „ordentliche Leistung“. Bis zu 5,5 Megawatt bringe jede, was Strom für jeweils 2500 Haushalte bedeute. Damit seien die drei Dörfer versorgt.

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Dazu kommt, dass die Bürger als Anteilseigner von der Stromproduktion profitieren. Reinald Bednara aus Sauerlach gehört zu denen, die jetzt ihr Geld mit sechs Prozent verzinst bekommen. Er ist gerne zu dem Fest gekommen in den Wald. „Jetzt schau ich mir das mal an“, sagt er und blickt nach oben. „Am liebsten tät ich mal raufgehen.“ Er begrüßt die Investition in erneuerbare Energien. „Besser geht´s nicht“, sagt er und beklagt eine viel zu zögerliche Haltung der Politik. Hier im Hofoldinger Forst stünden jetzt drei von acht Windrädern, die Bayern gebaut habe im vergangenen Jahr. Nicht gerade üppig, wie er findet.

Erleichtert nach Jahren der Windparkplanung: (von links) Otterfings Bürgermeister Michael Falkenhahn, Miesbachs Landrat Olaf von Löwis, Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner, Münchens Landrat Christoph Göbel und Ayings Bürgermeister Peter Wagner.
Erleichtert nach Jahren der Windparkplanung: (von links) Otterfings Bürgermeister Michael Falkenhahn, Miesbachs Landrat Olaf von Löwis, Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner, Münchens Landrat Christoph Göbel und Ayings Bürgermeister Peter Wagner. (Foto: privat)

Dass es gerade im Münchner Süden und im Oberland auch Kritiker von Rotoren gibt, hat Miesbachs Landrat Olaf von Löwis (CSU) allerdings auf der Rechnung. Das Otterfinger Projekt sei „das erste und einzige bisher“ in seinem Landkreis. Von weiteren Planungen wisse er nichts, sagt er, und betont, dass er sie sich schon wünschen würde. Im Hofoldinger Forst waren die Bürger jedenfalls begeistert dabei. Otterfings Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) preist, dass man mit dem Projekt „Deutscher Meister“ geworden sei beim Einsammeln von Bürgerbeteiligungen. Bei der Kampagne seien innerhalb von zweieinhalb Stunden sechs Millionen Euro zusammengekommen. Das kenne er aus keinem anderen Ort. Für ihn sei das ein klares Statement gewesen: Wir wollen das.

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