Adventsserie "Meine Zahl":19 Knäufe im Griff

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Organist Andreas Wimmer an der Orgel in Sankt Alto. (Foto: Sebastian Gabriel)

Andreas Wimmer spielt seit 30 Jahren die Orgel in der Kirche Sankt Alto in Unterhaching - an Weihnachten zieht er wieder alle Register.

Von Anna-Maria Salmen, Unterhaching

Wenn Andreas Wimmer sich im Spielen seines Instruments üben möchte, dann kann er das nicht wie viele andere Musiker in den eigenen vier Wänden tun. Der 55-Jährige muss in die Kirche gehen: Er ist Organist in Sankt Alto in Unterhaching. "Die Technik kann man zwar am Klavier üben", sagt Wimmer. "Aber für den Klang und die Akustik muss man in die Kirche." Und auch die 19 Register der Unterhachinger Orgel wird man an einem klassischen Piano nicht finden.

Wimmer ist mit dem riesigen Instrument aufgewachsen, sein Vater war Organist. Er selbst spielte als Kind zunächst noch Klavier, "aber das war mir irgendwann zu fad", sagt er und lacht. Mit etwa 13 Jahren fing er daher eigener Aussage nach an, in Gottesdiensten Orgel zu spielen. Schnell wurde eine Leidenschaft daraus, nach dem Schulabschluss studierte Wimmer an der Musikhochschule und fing anschließend als Organist in Unterhaching an. Knapp 30 Jahre ist das mittlerweile her.

Die 19 Register der Orgel in der Sankt Alto Kirche in Unterhaching. (Foto: Sebastian Gabriel)

Erfahrung und Routine ist dem Organisten zufolge beim Spielen unerlässlich. Denn eine Orgel ist nicht einfach nur ein großes Klavier, sagt Wimmer. Das wird schnell klar, als er die komplexe Funktionsweise erläutert und die unzähligen Bauteile des Instruments zeigt. "Es geht nicht nur ums Spielen, man muss auch die Technik beherrschen.

Dazu gehört auch die Bedienung der 19 Register, deren Sinn der Musiker demonstriert: Er drückt eine Taste auf dem Manual am Spieltisch, während alle der 19 links und rechts platzierten Knäufe eingezogen sind - nichts passiert. In diesem Moment, so erläutert der Organist, sind die Öffnungen unter den Pfeifen, durch die Luft strömen und den Klang erzeugen würde, durch eine Holzplatte verschlossen. Wimmer zieht an einem der Knäufe, dadurch verschiebt sich die Platte unter einem der Register und gibt die Öffnungen frei. Als er nun erneut die Taste drückt, erklingt ein tiefer Ton. Ein weiterer Knauf, dieselbe Taste und der Ton kommt aus zwei Pfeifen - je mehr Register geöffnet sind, desto voller der Klang.

Jede Menge Pfeifen: ein Blick in die Orgel. (Foto: Sebastian Gabriel)

Mit ihren 19 Registern zählt die Orgel in Sankt Alto zu den Instrumenten mittlerer Größe, sagt Wimmer. In Kathedralen kann der Effekt indes noch größer werden: Die Domorgel in Passau etwa hat mehr als 200 Register und ist damit die größte in Europa. Die volle Kraft des Instruments kommt insbesondere an kirchlichen Festtagen zum Einsatz. Den deutlichsten Kontrast kann man laut Wimmer am Ostersonntag erkennen, an dem nach der langen, stillen Fastenzeit die Orgel wieder in ihrer gesamten Pracht erklingt. Auch im Advent muss der Organist sich beim Spielen noch zurückhalten, wie Wimmer sagt. Erst an den Weihnachtsfeiertagen werden wieder alle Register gezogen.

In der Serie "Meine Zahl" stellt die SZ bis Weihnachten jeden Tag Menschen vor, in deren Leben eine Zahl eine besondere Bedeutung hat - von 1 bis 24 wie bei einem Adventskalender.

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