Sanierung verzögert sich:Neues Finanzloch beim Deutschen Theater

Das Deutsche Theater - ein ewiges Sorgenkind: Weil die Sanierung des Stammhauses länger dauert, kommt der Betreiber in finanzielle Bedrängnis. Die Stadt München muss einspringen.

Franz Kotteder

Das Deutsche Theater bleibt für die Stadt ein teurer Problemfall. Voraussichtlich muss die Bühne in den kommenden zwei Jahren zusätzlich mit 1,7 Millionen Euro unterstützt werden. Das wäre doppelt so viel, wie das Theater derzeit jährlich von der Stadt bekommt. Der Grund: Weil die Sanierung des Stammhauses länger dauert, muss das Theater sein Ausweichquartier in Fröttmaning länger behalten und auch bezahlen. Erst 2012 kann der Betrieb in der Schwanthalerstraße wieder aufgenommen werden. Weil die Rücklagen aber 2011 aufgebraucht sind, muss dann die Stadt einspringen.

Deutsches Theater, München, Fröttmaning

Das Deutsche Theater kann wohl erst im Herbst 2012 wieder in seine ursprüngliche Spielstätte in der Schwanthalerstraße zurückkehren. Bis dahin muss das Ausweichquartier in Fröttmaning finanziert werden.

(Foto: online.sdewirtschaft)

Den zusätzlichen Finanzbedarf teilten die beiden Geschäftsführer Carmen Bayer und Werner Steeb Ende Juni dem Aufsichtsrat mit; am Donnerstag wird sich der Kulturausschuss des Stadtrats in nichtöffentlicher Sitzung mit dem Thema befassen. Genaue Zahlen werden zwar erst im Herbst feststehen, wenn die Ergebnisse der laufenden Spielzeit vorliegen. Zumindest die großen Parteien im Rathaus werden aber wohl zähneknirschend die erhöhten Zuschüsse bewilligen. Denn bis auf die FDP, die immer schon für eine Privatisierung der Bühne war, wollen alle Parteien das Deutsche Theater weiterhin unterstützen.

Vor zwei Jahren verließ das städtische Musicaltheater die Schwanthalerstraße, um übergangsweise in ein großes Zelt mit mehr als 1500 Sitzplätzen neben der Fröttmaninger Fußballarena zu ziehen, während das Stammhaus für rund 80 Millionen Euro generalsaniert wird. Drei Jahre sollte die Auszeit im Münchner Norden eigentlich dauern. Aber dann entdeckten die Ingenieure, dass die Bausubstanz des Hauses durch den U-Bahnbau doch stärker gelitten hatte, als man zunächst angenommen hatte. Bald war klar: Die Sanierung würde nicht nur etwas teurer werden, sondern vor allem auch länger dauern. Statt im Herbst 2011 kann daher erst ein Jahr später wieder im Stadtzentrum gespielt werden.

Wiedereröffnung wohl erst im Oktober 2012

Das riesige Musicalzelt in Fröttmaning kostet jedoch jährlich rund 2,2 Millionen Euro mit allen Nebenkosten. Drei Jahre lang wäre das finanzierbar, weil die Theater-GmbH noch Rücklagen hat. Die aber reichen nur noch heuer, im nächsten Jahr werden sie aufgebraucht sein. Theoretisch müsste das Deutsche Theater als städtische GmbH dann Insolvenz anmelden.

So weit wird es aber nicht kommen, denn dann wären ja sämtliche Sanierungskosten und Zuschüsse hinausgeworfenes Geld. Grund für das höhere Defizit sind die zeitlichen Unwägbarkeiten: So ist der voraussichtliche neue Termin für den Abschluss der Sanierungsarbeiten besonders ungünstig. Vorgesehen ist jetzt, dass das Theater im April 2010 in die Schwanthalerstraße zurückkehren kann. Bis dort dann aber wieder gespielt werden könnte, dauert es zwei, drei Monate. Das würde bedeuten, dass das Haus frühestens im Sommer wiedereröffnet werden könnte, aber da kommt erfahrungsgemäß am wenigsten Publikum. Und so wird man wohl tatsächlich erst im Oktober 2012 den Spielbetrieb wieder aufnehmen können.

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