Saisonstart auf der Isar:Wasser marsch!

Saisonstart auf der Isar: Start frei: Die Sicherheitskontrolle fiel auch am Kraftwerk Mühltal poistiv aus, ebenso an an den anderen beiden Floßrutschen.

Start frei: Die Sicherheitskontrolle fiel auch am Kraftwerk Mühltal poistiv aus, ebenso an an den anderen beiden Floßrutschen.

(Foto: Claus Schunk)

Vor dem Saisonstart überprüfen Flößer und Behördenvertreter die Floßrutschen an den Kraftwerken in Höllriegelskreuth, Pullach und Mühltal. Weil Zimmerer dort gerade erst 16 Kubikmeter Holz verbaut haben lautet das Urteil: "Alles wunderbar. Es kann losgehen.".

Von Claudia Wessel, Pullach/Straßlach

Noch nie auf einem Floß von Wolfratshausen bis München mitgefahren? "Sie gehen am Leben vorbei", urteilt Michael Angermeier, dem das nicht passieren könnte. Er freut sich auf Samstag, denn da geht es wieder los, und er wird selbstverständlich regelmäßig am Steuer seiner Flöße stehen. Sechs Stück davon betreibt er in seiner Firma "Angermeiers Isarfloßfahrten". 120 Fahrten, das war in einer der vergangenen Saisons mal Rekord, im vergangenen Jahr waren es etwa 90. Hochwasser beispielsweise ist ein Verhinderungsgrund. Und Dauerregen.

Am Dienstag aber stehen die Vorzeichen des Himmels gut. Angermeier, sein Flößerkollege Franz Seitner und Michael Heinfling, Fachverantwortlicher Wasserbau bei Uniper, der Eon-Tochter, die die Wasserwerke Höllriegelskreuth, Pullach und Mühltal betreibt, sowie eine Gruppe Verantwortlicher von Landratsämtern und Wasserwirtschaftsämtern kontrollieren die Sicherheit der drei Floßrutschen, mit denen jeweils die Kraftwerke umfahren und Höhenunterschiede überwunden werden. Und genau in dem Moment, in dem am Kraftwerk Mühltal testhalber das Dachwehr geöffnet und das Wasser auf die Floßrutsche gelassen wird, kommt die Sonne heraus und lässt das über die Bretter aus Tannenholz sausende Wasser blitzen.

Saisonstart auf der Isar: Das Wasser fließt, die Sonne scheint, die Vorfreude bei den Flößern ist spürbar.

Das Wasser fließt, die Sonne scheint, die Vorfreude bei den Flößern ist spürbar.

(Foto: Claus Schunk)

Ja, die Floßrutschen, die sind schon ein Höhepunkt der Fahrt, lässt Angermeier durchblicken, wenn's für die rund 60 Fahrgäste rüttelt und spritzt und wenn die Geschwindigkeit ganz schön ansteigt. In Mühltal etwa kann das Floß beim Gefälle von mehr als 17 Metern schon mal 40 Kilometer pro Stunde erreichen. Je heißer die Temperaturen, desto angenehmer ist das für die Mitfahrer. Wenn aber jemand an einem kalten Tag rechts sitzt, wo auf der Mühltaler Rutsche, der mit 360 Meter längsten Europas übrigens, aus der Spülschütze ein dicker Wasserschwall rauscht, hat selbst Angermeier Mitleid. "Wenn's di da erwischt, das ist bitter."

Saisonstart auf der Isar: Ein übermoostes Hinweisschild weist auf die Gefahren hin, die das Wasser und der Kanal birgen.

Ein übermoostes Hinweisschild weist auf die Gefahren hin, die das Wasser und der Kanal birgen.

(Foto: Claus Schunk)

Fast 700 Flöße fuhren im vergangenen Jahr nach München

Vor der großen Vorfreude aber steht die Kontrolle, und die beginnt für Michael Heinfling schon im Januar, wenn es auf dem Holz der Floßrutschen noch so eisig und rutschig ist, dass er sie nur mit speziellen Steigeisen betreten kann. Seine Aufgabe ist es zu schauen, ob alle Bretter noch intakt sind und keines hochsteht. Er hat dann einen Zimmererhammer dabei und klopft auf verdächtige Stellen. Findet er ein Problem, wird die zuständige Zimmerei verständigt. Im vergangenen Winter fand er in Mühltal und Pullach einiges zu tun. In mehr als 140 Arbeitsstunden wurden daraufhin 16 Kubikmeter Tannenbohlen verlegt und mit etwa 2250 Sparrennägeln fixiert, was sich Uniper 25 000 Euro kosten ließ. Angermeiers Augen blitzen denn auch schon freudig auf. "Alles wunderbar", sagt er. "Es kann losgehen."

Franz Seitner, 73, fährt nicht mehr selbst, vor drei Jahren hat er das Floßsteuer endgültig abgegeben. Seit 18 Jahren fährt auch sein Sohn Andreas, dem er die Floßrechte vererbt hat, so wie er sie einst von seinem Vater erbte. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich schon einiges geändert. Früher gab es einen Verantwortlichen im Kraftwerk, der das Wasser auf die Floßrutsche schickte. Heute wird sie von den Floßkapitänen per Fernsteuerung aktiviert. Es kann passieren, dass das mal nicht funktioniert, erzählt Seitner. "Dann muss man in der Zentrale in Landsberg anrufen und die schicken einen Bereitschaftsdienst." Dann kann schon mal ein kleiner Floßstau entstehen, aber das sei wirklich nur sehr selten vorgekommen, versichert Seitner.

Fast 700 Flöße sind im vergangenen Jahr von Wolfratshausen nach München geschippert und haben Tausende Menschen befördert. Ein kleines Problem für die Flößer ist der Nachwuchs, denn es ist sehr schwer, geeignete junge Männer für den Job zu finden. Sie müssen gut mit Menschen umgehen können, aber auch körperlich stark und schwindelfrei sein, vor allem beim Aufbau der Flöße. Nein, grinst Angermeier, mit einer Frauenquote sei da nicht zu helfen. "Die ist gleich null."

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