Realschule Vaterstetten:Haar will raus aus dem Zweckverband

Hebfeier Realschule Vaterstetten

Die Realschule Vaterstetten wird gerade erweitert. Am Dienstag wurde Richtfest in der neuen Turnhalle gefeiert.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Bei der Sitzung des Vaterstettener Realschulzweckverbandes wird erneut über dessen Auflösung diskutiert. Weil Haar eine eigene Realschule bekommen soll, will Bürgermeisterin Müller nicht für die Erweiterung in Vaterstetten bezahlen.

Von Wieland Bögel

Über manche Paare sagt man, sie würden nur wegen der Kinder zusammenbleiben. Ein wenig ist dies auch beim Zweckverband der Realschule Vaterstetten so. Trennungsgelüste gibt es auch dort. Denn Haar würde sich offenbar lieber heute als morgen aus dem Zweckverband verabschieden, zumindest wenn es nach Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) geht.

Aktuell ist dies freilich nicht möglich, da viele Haarer Kinder in Vaterstetten die Realschule besuchen - derzeit sind es knapp 170. Doch bald könnten diese in der Heimatgemeinde unterrichtet werden, spätestens dann könnte die Scheidung anstehen.

Auslöser für Müllers Überlegungen war die in der jüngsten Zweckverbandsversammlung vorgestellte neue Kostenverteilung, die eigentlich ganz im Sinne Haars und der zweiten Münchner Mitgliedsgemeinde Grasbrunn sein dürfte. Denn deren Anteile an Umbau- und Sanierungskosten an der Schule übernimmt künftig der Landkreis München. Aber nicht die Neubaukosten, moniert Müller.

Somit müsste sich Haar an der derzeit laufenden Schulerweiterung beteiligen. Diese wird um die 12,2 Millionen Euro kosten, abzüglich Fördermittel blieben noch rund zehn Millionen, die die Verbandsmitglieder tragen müssten. Nach dem derzeit geltenden Verteilungsschlüssel entfielen etwa 1,5 Millionen Euro auf die Gemeinde Haar - zu viel, nicht nur für die Bürgermeisterin.

Über kurz oder lang wird die Scheidung kommen

"Die Neigung in meinem Gemeinderat ist gering, sich an dieser Maßnahme zu beteiligen", sagt Müller. Denn es sei nicht sicher, ob Haar überhaupt viel Nutzen aus seiner Investition in Vaterstetten ziehe, schließlich sei in der Gemeinde eine neue Realschule geplant. Für diese, so Müller weiter, werde wohl ein neuer Zweckverband entstehen. "Es ist für uns aber nicht sinnvoll, in zwei Zweckverbänden zu sein." Was bedeutet: Haar wird über kurz oder lang aus der Vaterstettener Realschule aussteigen.

Müller verlangte auch, dass der Zweckverband klären soll, wie der Ausstieg eines Mitgliedes finanziell kompensiert wird, also ob etwa die verbleibenden Mitglieder dessen Anteil abkaufen müssen. Eine Frage, auf die die Satzung keine eindeutige Antwort gibt, wie Johannes Dirscherl vom Ebersberger Landratsamt erklärt. Tatsächlich regelt die Satzung nur die finanziellen Folgen einer Auflösung des Zweckverbandes. In diesem Fall muss der dann zuständige Schulträger den Verbandsmitgliedern eine Entschädigung nach Zeitwert und ihrer Beteiligung an den Erstellungskosten für die Schulbauten zahlen.

Unterstützung erhielt Müller in der Verbandsversammlung von der Münchner SPD-Kreisrätin und stellvertretenden Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche. Sie kritisierte, dass es eine entsprechende Kalkulation noch nicht gebe. "Das betrifft die Zukunft des Zweckverbandes und hätte schon längst vorliegen müssen." Schließlich sei die Haarer Realschule längst genehmigt und auch bei der Suche nach einem Grundstück sei bald mit einem Ergebnis zu rechnen. "Das geht in die Zielgerade."

Landrat Göbel verweist auf Haars zögerliche Haltung

Überlegungen, wie es mit dem Zweckverband weiter geht, seien natürlich sinnvoll, sagte Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU). "Aber ich sehe hier keinen Grund zur Hektik." Der Meinung war auch sein Münchner Amtskollege Christoph Göbel (CSU): "Die neue Schule steht ja nicht über Nacht, wir sollten nichts übers Knie brechen." Er erinnerte auch daran, dass die Gemeinde Haar erst kürzlich eine Anfrage gestellt hatte, die Realschulplanung "um Jahre zu verschieben". Das zeige, dass es derzeit noch keine Basis gebe, auf der man über einen Ausstieg Haars aus dem Zweckverband verhandeln könne.

Niedergesäß verwies darauf, dass auch eine Erweiterung des Zweckverbandes um die neue Realschule möglich sei. Vorerst wird man also zusammenbleiben im Zweckverband - wegen der Kinder.

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