Raumnot:Kurz vor dem Zusammenbruch

Fischereiverein Lokschuppen, Garching

Das Haus der Garchinger Fischer ist einsturzgefährdet. Ein Neubau dort ist nicht möglich, weil das Gelände im Außenbereich liegt.

(Foto: Florian Peljak)

Die Garchinger Fischer können nicht mehr lange im baufälligen Lokschuppen bleiben. Auch andere Vereine suchen Räume. Die Stadt will helfen

Von Gudrun Passarge, Garching

Gleich dreimal hat sich der Garchinger Stadtrat jetzt mit dem Wunsch von Vereinen beschäftigt, neue Räume zu bekommen. Der Heimatverein braucht einen Übungs- und einen Lagerraum. Dem Fischereiverein könnte überspitzt bald die Decke auf den Kopf fallen, weil der Lokschuppen, den die Fischer nutzen, baufällig ist. Und der Verein Türk Sport Garching hätte gerne ein Vereinsheim. Grünen-Sprecher Hans-Peter Adolf sah das bei Türk Sport kritisch. "Dann kommt als Nächstes der FC Plasmaphysik. Wir öffnen jedem Verein Tür und Tor." Er sei schon gegen das städtische Engagement beim Vereinsheim des FC Hochbrück gewesen.

Wenn auch die Nutzungen unterschiedlich sind, so zielen alle drei Anträge der Vereine darauf, dass neue Räumlichkeiten gefunden werden müssen. Beim Heimatverein, der bisher einmal in der Woche im Tanzstudio im Römerhof übt, ist der Boden das Problem. Der soll auf Wunsch des Tanzstudios ausgetauscht werden, dann eignet er sich aber nicht mehr für die Volkstänzer. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) berichtete von dem Vorschlag, das alte Feuerwehrhaus nach dem Umzug in den Neubau in ein Haus der Vereine umzuwidmen. Aber bis das neue Feuerwehrhaus fertig werde, könne es drei Jahre dauern, deswegen brauche es eine Interimslösung. Dafür biete sich ein neuer Raum im Bürgerhaus an, den die Gastronomie nicht mehr benötige. Auch ein Lagerraum ließe sich im Untergeschoss finden. "Das ist keine Optimallösung, aber eine überbrückende Lösung", sagte Gruchmann.

CSU-Fraktionssprecher Jürgen Ascherl brachte auch "das Häuserl in der Mitte des Römerhofs" als Ausweichquartier ins Spiel. Doch das ist gut genutzt und komplett vermietet, wie Gruchmann erläuterte. Möglich wäre aber eine Doppelnutzung eines Raums im Südflügel des Römerhofs, in dem auch das Kindertheater Garching probt. Doch da bald eine Sanierung des Südflügels des Gebäudes ansteht, wäre auch das nur wieder eine Zwischenlösung. Beides soll die Verwaltung nun prüfen. Nur Zweiter Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching) stimmte dagegen. Er hatte dafür plädiert, den Boden nicht auszutauschen, bis eine geeignete Alternative bereitsteht.

Der Lokschuppen im Hacklholz, in dem die Fischer ihr Lager haben, ist baufällig und teilweise ist das Dach schon kaputt. Denkmalschutz besteht nicht, wie der Bürgermeister sagte. Es stellt sich nun die Frage, ob die Stadt das Geld in die Hand nehmen will, um das alte Haus zu sanieren. "Oder lassen wir es zusammenfallen?", fragte der Bürgermeister. Ein Neu- oder Anbau auf dem Grundstück ist nicht möglich, da es im Außenbereich ist und nur Bestandschutz besteht. Selbst die Garagen und Container, die sich der Fischereiverein selbst besorgt hat, dürfen dort nicht aufgestellt werden. Die Fischer hatten den Antrag gestellt, das Taubenzüchterhaus hinter der Sporthalle am Business-Campus als Ersatz für den Lokschuppen zu bekommen, falls dieser nicht saniert wird. Dort hat aber die Stadt ihre ganze Weihnachtsbeleuchtung und diverse Gerätschaften vom Bauhof untergebracht.

Die Stadträte hatten Vorbehalte gegen die Sanierung des Lokschuppens. Kraft fürchtete, es könnten schnell 250 000 Euro zusammenkommen, außerdem sei die Lage dort "einbruchfreudig". Adolf riet, das "Ding" wegzureißen. Die Unabhängigen Garchinger forderten vor einer Entscheidung erst eine genaue Kostenschätzung der Alternativen. Das Taubenzüchterhaus wurde als gute Möglichkeit gesehen, den Fischern neue Lagerräume anzubieten.

Eine Grundsatzdebatte stieß Ingrid Wundrak (Grüne) an. Sie wollte wissen, warum sich Vereine nicht mehr wie früher in der Wirtschaft treffen können. Und auch Alfons Kraft erinnerte daran, dass der Anbau am Vereinsheim des VfR Garching für alle Vereine offen stehe. Ulrike Haerendel (SPD) griff Wundraks Frage auf und forderte mehr Synergieeffekte: "Wir wollen ja eine lebendige Gastronomie." Allerdings müssten sich die Wirte auch mehr anstrengen und nicht etwa feste Umsätze im Nebenzimmer verlangen.

Zum Wunsch des Vereins Türk Sport Garching nach eigenen Vereinsräumen skizzierte Bürgermeister Gruchmann eine interessante Variante. Die Stadt müsse bald das Dach des Stadions ertüchtigen, es stünden zudem Um- und Anbauten an. Da biete es sich an, neue Räume zu schaffen, die beispielsweise auch die Polizei bei sogenannten Risikospielen im Stadion nutzen könnte. Hier rechnet Gruchmann mit einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren. Gegen sechs Stimmen wurde die Verwaltung aufgefordert, die Möglichkeiten zu prüfen, strikt dagegen waren die Grünen. Wundrak bemängelte, dass es dem Integrationsgedanken widerspreche, wenn sich der Verein am See separiere. Es müsse doch möglich sein, sich in den bestehenden Vereinsheimen Räume zu teilen.

Das sieht der Vorsitzende des Fußballvereins, Hasan Celik, anders. Die 190 Mitglieder, in Kürze soll auch noch eine Basketballabteilung starten, wollten ihr Vereinsleben gestalten, "ohne dass wir andere stören und von anderen gestört werden". Sie wollten sich in den Räumen zu Hause fühlen und "nicht als fünftes Rad". In den anderen Vereinsheimen hätten ihnen die Vereine "offen gezeigt, dass sie die Herren im Hause sind und nicht wir". Celik würde eine baldige Lösung begrüßen, denn anders als andere Vereine habe der Türk Sport noch nicht mal ein Büro. "Heutzutage einen Verein zu führen, ist sehr viel Bürokratie", diese Erläuterung habe ihm in der Diskussion gefehlt, sagte Hasan Celik nach der Sitzung.

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