Raucher-Demo:Wütende Wirte im Schneegestöber

Kuhglocken und Trommeln an der Münchner Freiheit: Gastronomen und Gäste demonstrieren gegen das strikte Rauchverbot.

Thomas Anlauf

Eine Gruppe von 100 Menschen steht in dicke Wintermäntel gepackt an der Münchner Freiheit. Wie Glühwürmchen leuchten kleine Glutpunkte in der Dunkelheit. Die Menschen kommen aus Gunzenhausen, aus Königsbrunn, aus Nürnberg und aus Augsburg. Sogar aus Wien ist ein Mann angereist, um an diesem Montagabend zu protestieren.

Raucher-Demo: Am frühen Abend sind es etwa 100 Menschen, die vor dem Cafe an der Münchner Freiheit gegen das strikte Rauchverbot im Freistaat demonstrieren.

Am frühen Abend sind es etwa 100 Menschen, die vor dem Cafe an der Münchner Freiheit gegen das strikte Rauchverbot im Freistaat demonstrieren.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Rauchverbot ist Kneipentod"', steht auf einigen der selbst gebastelten Transparente. Die Botschaft ist klar: Die Wirten und Kneipengäste, die sich hier versammelt haben, wollen sich gegen das bayerische Nichtraucherschutzgesetz wehren. Mit Trommeln, Trillerpfeifen und Kuhglocken ziehen die Leute wenig später los, im abendlichen Schneegestöber die Leopoldstraße hinab.

Als "Großdemo für echten Gesundheitsschutz" ist die Kundgebung auf Plakaten angekündigt. Aufgerufen zur Demonstration hat neben der Bayernpartei der Baldhamer Wirt Vaclav Cerveny. Der Betreiber des Karibic Beach in dem Städtchen östlich von München fühlt sich "von allen Verbänden im Stich gelassen". Die Wirte würden das Thema deshalb nun selbst in die Hand nehmen "und fangen jetzt an, auf die Straße zu gehen. Sollten wir nicht gehört werden, werden wir es ab sofort regelmäßig wiederholen", so Cerveny.

Bereits in der vergangenen Woche hat der Gastronom im Landtag eine Petition übergeben mit fünf Forderungen. Darin schreibt er, dass er mit seinem Katalog "keineswegs nach einer Aufhebung des Rauchverbots" rufen würde. Cerveny fordert eine Zulassung von Filteranlagen, um so Rauchern die Möglichkeit zu geben, in einem derart ausgestatteten Lokal ihrem Laster nachzugehen.

Außerdem will er erreichen, dass sowohl Raucher- als auch Shishaclubs wieder genehmigt werden, die mit einer speziellen Konzession ausgestattet und auf maximal 20 Prozent aller bayerischen Gaststätten beschränkt wären. Ein weiterer Kritikpunkt sind die "schikanösen Kontrollen bei geschlossenen Gesellschaften". Auch auf die derzeitige Sperrzeitregelung pocht der Betreiber des Karibic Beach.

Cerveny selbst lässt nach eigenen Angaben seine Gäste seit Oktober trotz des Nichtraucherschutzgesetzes wieder in seinem Lokal rauchen. In den vergangenen drei Monaten hätten sich zweitausend Stammgäste in seinem Club registrieren lassen. Bereits vor einer Woche hatten mehrere Organisationen zu einer Demonstration gegen das im August verabschiedete Nichtraucherschutzgesetz in Nürnberg aufgerufen.

Rund hundert Demonstranten zogen mit Protestplakaten durch die Nürnberger Altstadt. Cerveny hatte für seine Demonstration in München mit bis zu tausend Teilnehmern gerechnet. Als gegen acht Uhr abends der Zug am Siegestor wieder kehrt macht, sind es dann 300 Menschen, die durch das Schneegestöber stapfen. Und sie wollen wieder auf die Straße gehen. Am 7. Februar in Augsburg und am 14. März wieder in Schwabing.

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