Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) fand mahnende Worte, als die Diskussion im Stadtrat wieder ins Grundsätzliche zu kippen drohte. "Wenn wir das jetzt nicht auf die Reihe kriegen, wird es den Radschnellweg durch Garching zum Forschungszentrum nicht geben", sagte Gruchmann. Ein Planungsstopp nach sechs Jahren, weil man sich auf kommunaler Ebene nicht einig wird über die Trassenführung? Das wollte dann doch keiner der Stadträte unterstützen. So fanden die Kommunalpolitiker schließlich nach einem langen Austausch von Argumenten zu einer Route, auch wenn über manchen Abschnitt die Abstimmung äußerst knapp ausging.
Der Radschnellweg, der das Zentrum Münchens mit der Universitätsstadt Garching im nördlichen Landkreis und dem dortigen Campus der Technischen Universität verbindet, soll nach dem Willen der Stadt nun von der B 13 im Westen kommend bereits südlich des bestehenden Trafohäuschens nach Osten abzweigen und möglichst am südlichen Rand des Ortsparks in Hochbrück führen, um nicht zu viel Radverkehr in den Park zu bringen. Allerdings müssen Stadt und Landkreis hier noch mit den Naturschutzbehörden klären, wo genau ein Trassenverlauf möglich ist.
Über die Brücke - die vermutlich im Zuge der Planung erneuert werden wird - führt der Radweg weiter auf den bestehenden gekiesten Weg nördlich des Kanals, der dafür ausgebaut wird, folgt dann der U-Bahnlinie auf dem westlichen U-Bahn-Begleitweg bis vor den U-Bahnhof Hochbrück. Dort überquert der Schnellweg die U-Bahngleise auf die östliche Seite und führt östlich am U-Bahnhof vorbei. Den Park-and-ride-Platz und die quer verlaufende B 471 sollen Radler künftig über eine neu errichtete Brücke queren können, die auf der Nordseite der Bundesstraße an die Zeppelinstraße anschließt.
Die Radtrasse führt auf der Ostseite der Zeppelinstraße weiter nach Norden und biegt dann rechts in den Schafweideweg ab. Der Kreisverkehr am Ende der Zeppelinstraße dürfte noch ein Knackpunkt werden, den die Planer zu lösen haben - er ist Ein- und Ausfahrt für viele Betriebe auf dem Business Campus. Am Ende des Schafweidewegs biegt die Trasse links nach Norden in die Straße Am See ein, die bereits als Fahrradstraße ausgezeichnet ist. Anders als in einem vorhergehenden Workshop überlegt worden war, sprach sich die Mehrheit des Garchinger Stadtrats dafür aus, die Trasse nicht via die Autobahnbrücke im Norden der Garchinger Flur über die A 9 zu führen, sondern bereits vorher über die sogenannte Egernfeldbrücke nach Osten abzuzweigen.
Für diese Variante hatten im Vorfeld unter anderem der Fahrradbeauftrage der Stadt, Rudolf Naisar, sowie der ADFC plädiert. Der Vorteil ist laut den beauftragten Planern vom Büro Wipfler Plan, dass die Egernfeldbrücke im jetzigen Bestand eine großzügige Breite von fünf Metern Fahrbahn für Radler und landwirtschaftlichen Verkehr plus zweieinhalb Meter Fußweg erlaubt - die nördliche Autobahnbrücke hingegen lediglich 3,25 Meter Breite hätte oder andernfalls neu gebaut werden müsste.
Auf der Ostseite der Autobahn soll die Trasse dann unmittelbar östlich des Autobahnwalls nach Norden geführt werden, bis sie auf den Autobahnzubringer beziehungsweise die Staatsstraße 2350 trifft. Dieser folgt die Trasse nach Osten bis auf Höhe des Forschungscampus, wo die Radler schließlich über eine neu zu errichtende Brücke hinüberfahren können. An dieser Brücke soll der ebenfalls angedachte von Freising kommende Radschnellweg einmal anschließen.
Diesen Trassenverlauf legt die Stadt Garching nun dem Landkreis vor, der Kreistag stimmt in seiner Sitzung am 13. Dezember final darüber ab, um die weitere Planung freizugeben. So darf nun die Hoffnung keimen, dass der erste Radschnellweg im Freistaat nach sechs langen Jahren der Wegediskussionen und Machbarkeitsstudien langsam wirklich Gestalt annimmt. Für einige Stadträte hat das Projekt inzwischen allerdings einen gewissen Frustbeigeschmack. In der Diskussion sei anfangs vieles zu einfach und unrealistisch dargestellt worden, kritisierte Bürgermeister Gruchmann und stieß dabei ins selbe Horn wie sein Unterschleißheimer Kollege Christoph Böck (SPD) jüngst im Kreistag. Hätte der Landkreis die Kommunen früher konkret eingebunden, argumentieren beide, hätte man sich manche Debatte - und untersuchte Variante - sparen können.