Putzbrunns Bürgermeister:Fast ein Landesvater

Putzbrunns Bürgermeister: "Wenn der Efeu über mich gewachsen ist, können Sie wieder mit mir rechnen." Bürgermeister Edwin Klostermeier nimmt Platz auf dem Geschenk der Gemeinde, einer Bank, die an einer der Alleen in Putzbrunn aufgestellt wird.

"Wenn der Efeu über mich gewachsen ist, können Sie wieder mit mir rechnen." Bürgermeister Edwin Klostermeier nimmt Platz auf dem Geschenk der Gemeinde, einer Bank, die an einer der Alleen in Putzbrunn aufgestellt wird.

(Foto: Claus Schunk)

Die Feier von Edwin Klostermeiers 60. Geburtstag gerät zur humorvollen Würdigung von Putzbrunns Bürgermeister. Am Rande erfahren die Gäste auch noch, was den Sozialdemokraten mit Franz Josef Strauß verbindet.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Irgendwann war es dem Jubilar dann fast schon unangenehm: "Ich dachte, solche Lobreden bekommt man erst bei seiner Beerdigung", sagte Edwin Klostermeier (SPD). Der Putzbrunner Bürgermeister, der am 8. Januar 60 Jahre alt geworden war, wurde am Dienstagabend von Lokalpolitikern, Verwaltungsangestellten und Funktionsträgern der Gemeinde bei einer Zusammenkunft im Bürgerhaus gefeiert.

Der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) war ebenso zum Gratulieren gekommen wie der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer. Auch Bürgermeister der Nachbargemeinden, Günter Heyland (Neubiberg, FW), Klaus Korneder (Grasbrunn, SPD), Thomas Loderer (Ottobrunn, CSU), Stefan Straßmair (Hohenbrunn, CSU) und Werner van der Weck (Feldkirchen, SPD), machten Klostermeier ihre Aufwartung. Der Gemeinderat war beinahe vollzählig erschienen.

Schon vor 30 Jahren wurde die soziale Kompetenz des Jubilars bestaunt

Organisiert hatte das Fest Klostermeiers Stellvertreter, der Zweite Bürgermeister Eduard Fritz (CSU). Der überraschte die Anwesenden mit der Nachricht, den Rathauschef schon seit mehr als 30 Jahren zu kennen. Als Klostermeier nämlich noch in der Bayerischen Finanzdirektion arbeitete, und er selbst im Staatsdienst war, hatten die beiden regen Brief- und Telefonkontakt. Schon damals habe ihn die soziale Kompetenz Klostermeiers beeindruckt, so Fritz. "Der Eindruck von damals hat sich bis heute bestätigt."

Der Jubilar, seit 1977 in Putzbrunn ansässig, musste an diesem Abend ohne seine erkältete Ehefrau Edeltraud auskommen. Er ließ sein bisheriges Leben humorvoll Revue passieren: "Ich bin 1956 in Straubing geboren, es heißt, 1956 sei ein hervorragender Jahrgang", sagte Klostermeier und gab Einblick in den Gesundheitszustand eines 60-Jährigen: "Das Schweigen der Organe hat aufgehört, dann und wann machen sie sich bemerkbar. Statt zwei Stufen nimmt man jetzt halt zwei Tabletten." Deshalb tue es gut, wenn er beim Gratulieren von 90-Jährigen immer noch als "junger Mann" bezeichnet werde.

Sein Leben habe sich rapide geändert, als er 2006 zum Bürgermeister gewählt wurde, sagte Klostermeier: "Nichts ist mehr wie vorher, die Zeit vergeht schneller, jede Form von Langeweile war plötzlich weg. Aber es macht große Freude, für andere da zu sein." Der SPD-Ortsvorsitzende und Dritte Bürgermeister Alexander Bräuer würdigte Klostermeier als "Glücksfall für Putzbrunn und für mich" und sprach von einer "Freundschaft, die ich nicht mehr missen will". Dabei war keineswegs selbstverständlich, dass Klostermeier ein Sozialdemokrat werden würde.

Klostermeiers Vater erlebte die letzten Stunden von Franz Josef Strauß mit

Sein Vater, der als Forstverwalter bei Thurn und Taxis arbeitete, sei nämlich ein glühender Anhänger von Franz Josef Strauß gewesen, verriet der Bürgermeister. Tragisch war dabei, dass der damalige Ministerpräsident 1988 ausgerechnet im Auto von Klostermeier senior auf dem Weg zu einer Jagd seinen tödlichen Herzinfarkt erlitt. "Das hat meinen Vater zeitlebens beschäftigt", sagte Klostermeier, der trotz dieser Geschichte nie daran zweifelte, sich der SPD anzuschließen.

Diese Tatsache wiederum nahm der Organisator der Putzbrunner Kulturveranstaltungen, Erwin Bohlig, in einem eigens für Klostermeier gemachten Gedicht aufs Korn: "Ministerpräsident wärst du jetzt, hättest du nicht auf die falsche Partei gesetzt", reimte er.

Auch die Geistlichkeit ließ es sich nicht nehmen, Klostermeier zu würdigen. Der katholische Pfarrer Markus Moderegger dankte Klostermeier für sein Engagement in der Asylpolitik. Und die evangelische Pfarrerin Barbara Hopfmüller riet ihm, sich an einigen Luther-Zitaten zu orientieren und sich damit Tatkraft, Optimismus, Freude an schönen Künsten, sowie am Feiern und Nichtstun zu bewahren.

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