Wirtschaft:Caravan-Ausstatter in Not

Lesezeit: 2 Min.

Viele träumen vom Campingurlaub, möglichst allein in freier Natur. (Foto: Albrecht Weißer/Imago/Westend61)

Das Putzbrunner Unternehmen Truma reduziert seine Belegschaft massiv. Als Grund nennt der Spezialist für Camping-Zubehör die weltweiten Krisen. Gewerkschaft und Mitarbeiter sehen andere Probleme.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Während der Corona-Pandemie gab es einen regelrechten Camping-Boom. Trotzdem ist der Putzbrunner Wohnmobil-Ausstatter Truma im vergangenen Jahr in Schieflage geraten. Im Dezember kam es bei dem Unternehmen, das als europäischer Marktführer bei Heizungen und Rangiersystemen gilt, sogar zu Entlassungen. Angeblich sollen etwa zehn Prozent der mehr als 700 Angestellten ihren Job verloren haben. Truma ist nach eigenen Angaben seit 70 Jahren führender Zubehörspezialist im Bereich Caravaning. 1961 hatte die Firma die erste Wohnwagenheizung entwickelt und Wintercamping damit überhaupt erst möglich gemacht.

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Über die Größenordnung der Kündigungen gibt die Geschäftsführung, die aus den beiden CEOs Alexander Wottrich und Robert Strauß sowie dem kaufmännischen Geschäftsführer Markus Heringer besteht, auf SZ-Anfrage keine Antwort. Sie bestätigt lediglich "einen begrenzten Stellenabbau am Standort Putzbrunn". Detaillierter äußert sich das Trio schriftlich zu den Gründen für die harten Einschnitte: "Die noch nie dagewesene Kombination aus mehreren weltweiten Krisen sowie die damit verbundenen Auswirkungen, wie Verzögerungen in der Lieferkette, hohe Inflationsraten und steigende Kosten, hat das Unternehmen 2022 empfindlich getroffen", schreiben die Chefs. Und weiter: "Für die deshalb nötige Sicherstellung der langfristigen Stabilität und Unabhängigkeit als Familienunternehmen war die Maßnahme des Personalabbaus leider unvermeidbar."

Zumindest schließt die Firmenspitze weitere Einschnitte aus, man sei nun "zukunftssicher aufgestellt", ebenso seien "geplante Investitionen in Projekte" sichergestellt. "Auch die Betreuungsqualität für Fahrzeughersteller, Handel und Endkunden bleibt sowohl personell als auch fachlich auf dem bekannt hohen Niveau."

Die Putzbrunner Firma Truma baut Personal ab. (Foto: Claus Schunk)

Ein schwacher Trost für all diejenigen, die kurz vor Weihnachten ihren Job verloren haben. Im Jobportal Kununu machen einige von ihnen ihrem Ärger Luft: "Nach der katastrophalen Fehlentscheidung der Massenkündigung 12/2022 sollte lieber darüber nachgedacht werden, das Controlling und das Management näher zu beleuchten", schreibt einer oder eine der Betroffenen. "Das Verschlafen der Führungsebene verbüßen die Kleinen....Ohne die aber nichts vorangeht!"

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Eine weitere Person, der eine Entlassung offensichtlich erspart geblieben ist, äußert sich ebenfalls kritisch. Seit den Rauswürfen sei "nichts mehr, wie es war". Auch habe die Auswahl der Gekündigten "dem Muster eines Lotteriespieles" geähnelt, es habe etwa auch fähige Mitarbeiter getroffen, "welche ihren Vorgesetzten offensichtlich zu unbequem geworden sind". Und so schließt der oder die Mitarbeitende: "Wie soll ich jemals wieder meine Leistung voll abrufen können, wohl wissend, gleiches Schicksal zu erleiden."

Der Stellenabbau ohne Sozialplan sei die Folge davon, "dass es keinen Betriebsrat gibt"

Das Unternehmen beteuert, Kündigungen seien erst erfolgt "nach eingehender Prüfung aller anderen potenziell möglichen Maßnahmen - auf Basis fairer Abfindungsangebote für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter". Eine Aussage, die Daniele Frijia von der IG Metall anzweifelt: "Das klingt danach, als hätten die Mitarbeiter die freie Wahl gehabt", sagt der Gewerkschaftsvertreter, der das Grundübel in einer fehlenden Mitarbeitervertretung innerhalb des Unternehmens ausmacht: "Hier wurde offensichtlich ein Stellenabbau ohne Sozialplan oder Rentenausgleich gemacht. Das ist die Folge davon, dass es bei Truma keinen Betriebsrat gibt."

Er kenne die Strukturen bei dem Putzbrunner Arbeitgeber, die IG Metall habe mehrfach versucht, Angestellte zu finden, die sich für ein solches Gremium aufstellen ließen. "Aber dann wuchs schnell der Druck von Unternehmensseite auf die Kandidaten. Und an dem Tenor der offiziellen Schreiben merkte man, dass sich die Führungsspitze anwaltlich beraten ließ", so Frijia. Er appelliert an die Belegschaft aller größeren Firmen, sich bei der Etablierung einer Vertretung nicht einschüchtern zu lassen: "Die IG Metall ist immer bereit, hier helfend einzugreifen." Bezogen auf Truma zieht der Gewerkschaftler ein bitteres Fazit: "Ein Betriebsrat hätte zumindest erwirkt, dass bei den Kündigungen nicht willkürlich, sondern nach Sozialplan vorgegangen worden wäre. Aber man kann die Leute eben nicht zu ihrem Glück tragen."

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