Putzbrunn:Neubeginn für Alten Wirt

Putzbrunn: Zugesperrt: Der Alte Wirt in Putzbrunn wird hergerichtet und soll künftig von einem neuen Pächter geführt werden.

Zugesperrt: Der Alte Wirt in Putzbrunn wird hergerichtet und soll künftig von einem neuen Pächter geführt werden.

(Foto: Claus Schunk)

Die Traditionswirtschaft wird renoviert und erhält einen neuen Pächter. Einen Eröffnungstermin gibt es nicht.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Es ist gar nicht so einfach, in diesen Tagen abends noch irgendwo in Putzbrunn Ort gepflegt auf ein Bier zu gehen.

Denn die prominenteste Wirtschaft des Dorfes ist derzeit geschlossen: Der Alte Wirt an der Glonner Straße 11, dieses geschichtsträchtige Gasthaus im Zentrum, bekommt nicht nur eine neue Küche, sondern auch einen neuen Wirt.

Wie Franz Koller, der Besitzer des Anwesens mit Restaurant und Hotel, der SZ sagte, wird die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Pächter Christoph Lederwascher, der die Gaststätte seit 1991 geführt hatte, nicht fortgesetzt. "Derzeit sind wir mit einigen Bewerbern im Gespräch, über kurz oder lang wird die Wirtschaft wieder aufmachen, aber noch ist nichts spruchreif", sagt Koller, der ganz klare Vorstellungen davon hat, welche Gastronomie in sein Haus passt: "Natürlich wird der Alte Wirt auch in Zukunft eine bayerische Wirtschaft sein, die Stube und das dortige Ambiente wird nicht verändert, das ist gleich geblieben, seit meine Oma und meine Eltern die Gaststätte betrieben haben."

Diese Ausrichtung werde er schon allein deshalb beibehalten, weil er bei vielen Restaurants den Trend beobachtet habe, dass diese zurückkehren zu einem gemütlicheren, rustikalen Stil. "Außerdem würde etwas Kühles, Modernes doch gar nicht in dieses Haus und ins Dorfzentrum passen", so Koller. Allerdings wird die Küche renoviert und in weiten Teilen erneuert, das sei längst fällig, erläutert Koller. Der Hotelbetrieb wird durch die Umbauten und die leer stehende Gasstätte nicht beeinträchtigt und läuft unvermindert weiter.

Ein Vorbild in Hohenbrunn

Beim SZ-Forum zur Bürgermeisterwahl hatten am Rande der Podiumsdiskussion die Putzbrunner Kandidaten ihr Bedauern darüber ausgedrückt, dass der Alte Wirt derzeit nicht geöffnet hat. Noch am 19. Januar hatte sich CSU-Kandidat Eduard Boger in einer Veranstaltung der Freien Wähler dort in Szene setzen können. Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) "würde es sehr begrüßen, wenn schon bald wieder eine bayerische Wirtschaft" in den Räumlichkeiten den Betrieb aufnehmen würde. "Dass solch ein Konzept funktionieren kann, sieht man immer wieder, beispielsweise beim Alten Wirt in Hohenbrunn", sagte der Putzbrunner Bürgermeister Klostermeier.

Das Wirtshaus an der Glonner Straße ist wie der Name schon sagt der älteste gastronomische Betrieb von Putzbrunn. Bereits im späten Mittelalter sollen dort die Menschen zu essen und trinken erhalten haben. Über Jahrhunderte hinweg hätten die auf dem Anwesen wirtschaftenden Eigentümer ihr Bier selbst gebraut, heißt es auf der Internetseite des Alten Wirtes. In einem Katasterakt des Jahres 1859 wird der "Wirtshof zu Putzbrunn" so beschrieben: "Tafernwirtsgut mit Wohn- und Gasthaus, Pferdestallung, Streuschupfe, Scheune und Kuhstall, Waschhaus mit Backofen und angebautem Bräuhaus mit Keller und Hofraum sowie Kegelhäuschen und Kegelbahn über der Straße. Dazu Gras- und Wurzgarten, samt 42 Wiesen und Felder mit zusammen 107 Tagwerk."

Nach einem verheerenden Brand 1866 wurde das Gasthaus von Ignatz Lidl, einem Ur-Urgroßvater Franz Kollers, gekauft. Er war der erste Wirt, der sein Bier nicht mehr selbst braute, sondern aus München bezog. Schon damals entwickelte sich der Alte Wirt, vor allem der kleine Saal im Obergeschoss, zu einem Kommunikationszentrum, in dem politische Veranstaltungen und Familienfeste abgehalten wurden und sogar Theater gespielt wurde.

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