Nazi als Namensgeber:Fatales Signal aus Putzbrunn

Was für eine Fehlentscheidung - die Gemeinde ehrt mit der Michael-Haslbeck-Straße weiter den von der NSDAP eingesetzten Bürgermeister.

Kommentar von Wolfgang Krause

In einem Strafprozess könnte man von einem Freispruch zweiter Klasse sprechen: Der 1935 von der NSDAP eingesetzte Putzbrunner Bürgermeister Michael Haslbeck war nach den Erkenntnissen eines Historikers wohl ein typischer Mitläufer. Er wurde Parteimitglied, sobald dies nach einem Aufnahmestopp möglich war, und pries den Nationalsozialismus in seinen Reden. Von den Verbrechen des Regimes muss er gewusst haben, eine direkte Beteiligung kann ihm aber nicht nachgewiesen werden. Hätte er das Entnazifizierungsverfahren noch erlebt, Haslbeck wäre wohl ebenso glimpflich davon gekommen wie all die andern kleinen Nazis, die das System trugen und so letztlich auch den Holocaust ermöglichten.

Nun handelte es sich bei der Entscheidung über die Zukunft der Michael-Haslbeck-Straße in Putzbrunn aber um keinen Strafprozess. Auch wenn es die Gemeinderäte aller Fraktionen nicht begreifen oder aus Rücksicht auf Befindlichkeiten im Ort nicht begreifen wollen: Es ging nicht um ein posthumes Urteil gegen Haslbeck. Es ging um die Frage, ob die Gemeinde weiterhin einen Mann ehren soll, der sich allein durch seine Rolle als Nazi-Bürgermeister hervortat. Wie groß die Schuld ist, die dieser Mann persönlich auf sich geladen hat, ist da eher zweitrangig. Bloß weil jemand kein Monster war, heißt das noch lange nicht, dass eine zentrale Straße im Ort nach ihm benannt sein sollte.

So lobenswert es war, dass die Gemeinderäte die Rolle Haslbecks aufarbeiten ließen: Mit den Konsequenzen, die sie daraus gezogen haben, senden sie ein fatales Signal. Das gilt nicht nur für die einstimmig gefasste Entscheidung, an der Michael-Haslbeck-Straße festzuhalten, sondern auch für die auf Antrag der Grünen erweiterte Zusatztafel am Straßenschild. Dort wird Haslbeck künftig als "eingesetzter Bürgermeister Putzbrunns 1935 bis 1945" vorgestellt - mit dem Effekt, dass auch jeder Ortsfremde, der eins und eins zusammenzählen kann, sagen wird: "Seht her, die Gemeinde ehrt einen Nazi!"

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