Ortsumfahrung Putzbrunn:Maschinenhalle statt Entlastungsstraße

Ortsumfahrung Putzbrunn: So sollte die geplante Ortsumfahrung aussehen.

So sollte die geplante Ortsumfahrung aussehen.

(Foto: SZ-Grafik)

Ein Grundbesitzer will die letzte verbliebene Trasse für die Putzbrunner Ortsumfahrung verbauen. Der Bauausschuss lehnt das Vorhaben ab, doch der alte Streit über das Verkehrsprojekt ist zurück.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Weitgehend friedlich, manchmal sogar einträchtig ist es zuletzt in den politischen Gremien Putzbrunns zugegangen. Meist war man sich im Grundsatz einig, wenn es etwas zu beschließen galt. Das hat sich nun, da die Debatte um den fehlenden Bauabschnitt der Ortsumfahrung wieder in den Mittelpunkt gerückt ist, grundlegend geändert. Im Bauausschuss wurde jedenfalls zuletzt leidenschaftlich gestritten und diskutiert, sogar der neue Leiter der Bauverwaltung, Christian Scholz, stand plötzlich in der Kritik.

Ein Grundstückseigentümer will eine Maschinenhalle auf dem Areal errichten

Letztlich wurde nach zäher Diskussion für die laut Beschlusslage "einzige mögliche Trassenvariante" (Bürgermeister Edwin Klostermeier, SPD) die Aufstellung eines Straßenführungsplanes mit fünf zu zwei Stimmen abgesegnet. Die Umfahrung soll vom Kreisverkehr an der Grasbrunner Straße bis zur Bundesstraße 471 im Kreuzungsbereich Hohenbrunner Straße/Autobahnanschlussstelle Hohenbrunn führen.

Dem Ansinnen eines Grundstückseigentümers, eine Maschinenhalle mit Getreidelager und Rindermast just auf jenem Areal zu errichten, auf dem die Umfahrung verlaufen soll, erteilten die Bauausschussmitglieder anschließend ebenfalls mit fünf zu zwei Stimmen eine Absage.

Insbesondere Martina Hechl von der Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP) und Martin Adler (Freie Wähler Gemeinschaft) versuchten darzulegen, dass die Erarbeitung eines Straßenführungsplanes erst dann sinnvoll sei, wenn die Bereitschaft aller betroffenen Grundstückseigentümer zum Verkauf der für die Umfahrung notwendigen Gebiete vorliege. Da mittlerweile bereits zwei Eigentümer angekündigt hätten, zu einem Verkauf nicht bereit zu sein und - wie in vorliegendem Fall mit der Maschinenhalle - sogar konkrete andere Pläne hegten, würde eine gemeindliche Planung ins Leere laufen und nur unnötige Kosten verursachen, argumentierten Hechl und Adler.

SPD, CSU und Grüne stehen gegen Freie Wähler und die Gemeinschaft pro Putzbrunn

Der Bürgermeister tat sich schwer, seine Emotionen zu verbergen: "Das ist ja ein ganz neuer Aspekt, dass sie total gegen eine Umgehung sind", sagte er und verwies auf die Neubehandlung des Themas nach der Kommunalwahl, als sich der frisch konstituierte Gemeinderat dazu entschloss, die eigentlich längst entschiedene Wahl des Trassenverlaufs noch einmal aufzurollen: Die Proteste der Grundstückseigentümer hätten erst angefangen, "als diese Trasse plötzlich noch einmal gestoppt wurde". Zuvor, das hatte Klostermeier immer wieder betont, seien die Verhandlungen mit allen Grundbesitzern schon weit voran geschritten gewesen.

Hechl argumentierte vor allem damit, dass eine Umfahrung kaum für Entlastung sorgen würde: "So lange wir die B 471 nicht aus dem Ortszentrum herausbekommen, wird keiner die Umgehung nutzen", sagte sie und verlangte eine Stellungnahme der zuständigen Behörden.

Klostermeier widersprach vehement: "Aschheim ist ebenfalls seit Jahren die Bundesstraße nicht losgeworden, dennoch nehmen die Leute die Ortsumfahrung an." 80 Prozent des Gewerbeverkehrs würde laut Untersuchungen nach dem Bau der Putzbrunner Alternative aus dem Ortskern verschwinden, so der Rathauschef.

Die Positionen scheinen festgefahren

Auch die Diskussion um die von einem Landwirt geplante Maschinenhalle auf dem für die Umfahrung vorgesehenen Grund erhitzte die Gemüter. Bauamtsleiter Scholz hatte diverse Argumente aufgezählt, warum eine solche Halle dort nicht passend sei, er bezog sich auf die fehlende Erschließung und nicht vorhandene Kanalisation. Martin Adler warf ihm daraufhin vor, durch Weglassen einzelner Aspekte "einen falschen Eindruck zu erzeugen".

Da platzte dem Bürgermeister der Kragen: "Diesen Vorwurf weise ich aufs Schärfste zurück." Die Positionen scheinen festgefahren, letztlich aber setzte sich Klostermeier mit Unterstützung von SPD-, CSU- und Grünen-Gemeinderäten durch: Die Umfahrung wird auch ohne Zustimmung aller Grundeigentümer geplant, die Halle darf zumindest vorerst nicht gebaut werden.

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