Putzbrunn:Geduld ist gefragt

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Zerklüftet: Das Gebiet von Putzbrunn erstreckt sich über mehrere Gemeindeteile, das macht die Verlegung von Geothermie-Leitungen noch teurer. (Foto: Claus Schunk)

Bei einer Veranstaltung im Bürgerhaus machen Vertreter der Stadtwerke München klar, worin die Probleme beim Ausbau der Geothermie liegen und wie sie ihre Prioritäten setzen.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Eines dürfte nach dieser Veranstaltung klar sein: Es wird noch lange dauern, bis die Mehrheit der Bürger Putzbrunns ihre Wärme aus der Tiefe der Erde bezieht. Bei einem vom Ortsverband der Grünen veranstalteten Runden Tisch zum Thema Geothermie konnten die Vertreter der Stadtwerke München (SWM), die für den Ausbau der Claims in der Landeshauptstadt München und den Umlandgemeinden zuständig sind, jedenfalls am Montagabend diesbezüglich keine großen Hoffnungen wecken. Die Kernaussage, die SWM-Ingenieur Jürgen Hering und seine Mitstreiter den Anwesenden im Bürgerhaus und online zugeschalteten Gästen gegenüber klar herausstellten: Für einen Anschluss an die Geothermie ist immer die Wirtschaftlichkeit der entscheidende Faktor. Denn der Ausbau des Fernwärmenetzes ist so teuer, dass die Menge des abgenommenen heißen Wassers entsprechend groß sein sollte.

Nichtsdestotrotz gibt es Anzeichen, dass sich in den nächsten vier bis fünf Jahren einiges tun könnte: Das liegt einerseits am zu bauenden neuen Putzbrunner Gymnasium, für das der Zweckverband Staatliche weiterführende Schulen im Osten des Landkreises München auf eine Wärmeversorgung mit Geothermie setzt. Und an zwei großen weltweit agierenden Unternehmen, die ebenfalls bereits ihr "Go" gegeben haben. Man könne damit rechnen, dass bis 2026 oder 2027 die Leitungen bis zu den beiden Firmen in Betrieb genommen werden. In der Oedenstockacher Straße, wo neben der neuen Schule auch das Winterholler-Grundstück liegt, in dem gerade mehr als 80 Wohnungen entstehen und das nach dem Wunsch des Investors ebenfalls an die Geothermie angeschlossen werden soll, könnte es sogar noch etwas schneller gehen, heißt es von Seiten der SWM.

Will Putzbrunn das Ortsgebiet nahezu komplett mit Leitungen erschließen, würde das rund zwölf Millionen Euro kosten

Doris Böhm, Gemeinderätin der Grünen und eine der Organisatorinnen des Runden Tisches, zeigte sich nach der Veranstaltung keineswegs pessimistisch. Die bereits abzusehenden Anschlüsse der Schule, des Gewerbegebiets an der Hermann-Oberth-Straße und Michael-Haslbeck-Straße sowie der Winterholler-Siedlung würden ihr Hoffnung machen, dass da bald noch mehr passiere, sagt sie: "Ich werde mich stark machen dafür, dass vor allem Putzbrunner Mehrfamilienhäuser ernsthaft über Geothermie nachdenken." Die Stadtwerke sehen sich personell nicht in der Lage, an Haustüren für die Geothermie Werbung zu machen. "Dann müssen wir eben selbst erforschen, wie groß der Bedarf ist. Die schnellste Möglichkeit sollte sein, Interessenten zu akquirieren, mit den Hausverwaltungen zu sprechen und die Sache dann auf den Weg zu bringen."

Infoabend im Ratssaal: Der Runde Tisch der Grünen Putzbrunn zum Thema Geothermie im Bürgerhaus. (Foto: Grüne Putzbrunn / oh)

Doris Böhm weiß selbstverständlich auch, dass die Verlegung der Leitungen der große Knackpunkt ist. Im Rahmen des Runden Tischs hatten die SWM-Vertreter noch einmal klargemacht, dass die Installation von einem einzigen Meter Geothermie-Rohr zwischen 2500 und 3000 Euro koste. "Deshalb ist es für uns als Gemeinde auch nicht darstellbar, das selbst zu stemmen", sagt Böhm. Etwa vier Kilometer Leitungen wären zu verlegen, um die Gemeinde mit Geothermie zu erschließen, das macht bei 3000 Euro pro Meter satte zwölf Millionen Euro. "Klar ist, dass das alles nicht von heute auf morgen zu machen ist und dass es noch lange dauern kann, bis ein Einfamilienhaus am Ende der Straße einen Anschluss erhält", sagt die Gemeinderätin.

Bürgermeister Klostermeier hofft auf einen weiteren Ausbau, doch er weiß auch: München ist für die SWM lukrativer

Mehr als 30 Zuhörer plus einige, die sich online zugeschaltet hatten, lauschten der Veranstaltung. Darunter auch Gemeinderäte aus den Nachbarkommunen Neubiberg, Ottobrunn und Grasbrunn, wo das Interesse an der Wärme aus der Tiefe ebenfalls immer mehr zunimmt. Nicht dabei sein konnte dagegen Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD), der an Corona erkrankt ist. Auf Nachfrage blickt er zurück auf die großen Schwierigkeiten, die man hatte, bis im März 2021 das Fernwärmenetz der SWM endlich in den Putzbrunner Ortsteil Waldkolonie verlegt wurde, um die dortigen Neubauten auf einem Grundstück des Landkreises München mit Geothermie zu versorgen. "Es war eine schwere Geburt, weil die Trasse sehr teuer zu werden drohte", sagt der Rathauschef. Letztlich war die Erschließung über die Ottostraße in Ottobrunn die günstigere Variante. Durch ein gemeinsames Konzept mit der Katholischen Jugendfürsorge der Erzdiözese München und Freising wurden auch die Jugendeinrichtungen Salberghaus und Clemens-Maria-Kinderheim angeschlossen.

Die Hoffnung des Bürgermeisters: dass irgendwann das jetzt noch mit Gas betriebene Blockheizkraftwerk im Kindergarten an der Rathausstraße ans Geothermie-Netz angeschlossen werden kann und dadurch auch Dreifachturnhalle, Bürgerhaus und Rathaus regenerativ gespeist werden. Dass die SWM dafür schon bald die Voraussetzungen schaffen, sei indes mehr als fraglich: "Wir sind halt da draußen keine Großabnehmer. Ich verstehe die Stadtwerke, dass sie sich lieber in Richtung Innenstadt orientieren."

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