Interview:"Das ist wie ein Workout"

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Sascha Gotowtschikow, Schlagzeuglehrer bei der Musikschule Dreiklang, die auch im Münchner Südosten Kurse anbietet. (Foto: Privat)

Schlagzeuglehrer Sascha Gotowtschikow preist die Vielseitigkeit des "Instruments des Jahres 2022". Man kann draufhauen, aber man kann es auch streicheln.

Von Daniela Bode, Putzbrunn

Das Drumset, einfach gesagt das Schlagzeug, ist zum Instrument des Jahres 2022 gekürt worden. Seit 2008 wird auf eine Initiative verschiedener Landesmusikräte hin dieser Titel vergeben. Damit soll jeweils ein breites Interesse an dem Instrument geweckt werden. Die SZ sprach mit Sascha Gotowtschikow, der seit acht Jahren an der Musikschule Dreiklang in Putzbrunn und Neubiberg Schlagzeug unterrichtet, über den Reiz an Trommeln, Becken und Co. und der Freude daran, auch einmal richtig draufzuhauen. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich für das Drumset oder andere Schlaginstrumente interessieren, hat die Schule in Putzbrunn nun ein besonderes Angebot: Bei einer Anmeldung bis Montag, 28. Februar, gibt es 20 Prozent Ermäßigung auf einen Schnuppermonat oder die Dreier-Auftakt-Karte bei Gotowtschikow.

SZ: Schwärmen Sie mal los: Warum ist das Drumset zurecht zum Instrument des Jahres ernannt worden?

Sascha Gotowtschikow: Anders als bei anderen Instrumenten wie der Geige setzt man sich hin und kann relativ bald spielen. Man hat schnell ein Erfolgserlebnis. Ich habe Schüler, die spielen schon nach zwei Wochen ganz gut. Es ist auch gut für die Motorik und die Koordination. Wenn man ein bisschen sportlich ist, fällt es einem leicht. Man kann auch seine Energie rauslassen. Als ich 15 war, habe ich ein Schlagzeug gesehen und wusste, das muss ich haben. Ich habe schon immer gern auf allen möglichen Dingen rumgetrommelt.

Was macht am meisten Spaß - auf die Trommeln dreschen oder leicht mit dem Besen übers Becken streichen?

Das kommt drauf an, ob man in einer Band spielt. Manche Schüler trauen sich fast gar nicht zu trommeln. Manche ballern richtig drauf. Das macht schon Spaß. Das ist wie ein Workout. Ich habe früher immer locker eine Stunde geübt. Das merkt man schon. Das Faszinierende am Schlagzeug ist, dass man lernt, alles Mögliche zugleich zu spielen. Man lernt zum Beispiel Zweier- und Dreierrhythmen gleichzeitig zu spielen. Das macht auch was in deinem Gehirn. Es ist erstaunlich, was man mit der Zeit alles hinbekommt.

Was ist das Verrückteste, das Sie mit dem Schlagzeug schon gemacht haben?

Technisch gibt es immer wieder neue Sachen. Man kann zum Beispiel das Becken mit einem Bassbogen streichen. Man kann experimentieren. Das Verrückteste war aber wahrscheinlich, dass mich lange nach einem Auftritt mit dem Musical "Westside Story" der Dirigent anrief, ob ich nicht am nächsten Tag in Palermo bei der Westside Story die Drums spielen wolle. Ich bin hingeflogen. Das war schon crazy, einfach ohne Probe spielen. Es ging aber ganz gut.

Zum gängigen Drumset gehören ein paar verschieden große Trommeln und Becken, es gibt aber auch Zusatzinstrumente wie Holzblöcke und Kuhglocken. Was ist am anspruchsvollsten zu spielen?

Es hängt vom Stil ab, welche Zusatzinstrumente man hat. Kuhglocken werden oft verwendet, wenn jemand Latin spielt, oft stehen auch Congas daneben. Davon ist aber keines besonders schwierig zu handhaben. Die Koordination ist die Herausforderung. Du hast ja zwei Hände und Füße, die zusammenspielen müssen. Die Challenge ist, vom Drumset zum Xylophon zu wechseln. Das reizt mich immer noch.

Es gibt einige Schlagzeuger-Ikonen, die all das wie im Schlaf können oder konnten. Keith Moon von The Who, der vor Energie strotzte und nach dem Auftritt gerne mal sein Instrument zerdepperte, oder Charlie Watts von den Rolling Stones, der eher der ausgleichende Part in der Band war. Wer hat Sie mehr beeindruckt?

Ich bin jetzt 61. Ich habe die Bands alle noch miterlebt. Das Drumset von The Who fand ich beeindruckend. Je größer, desto besser. Zehn Trommeln, 15 Becken. Das fand ich super. Charlie Watts hatte eher ein minimales Schlagzeug. Ich bin aber auch kein Stones-Fan. Aber auch heute gibt es zig Bands, die wahnsinnig tolle Spieler haben.

Wenn einer sich für Schlaginstrumente begeistert und jetzt mit einem Kurs loslegen will, was sollte er oder sie auf jeden Fall mitbringen?

Ein bisschen rhythmisches Gefühl, ein bisschen Koordination - wer Sport treibt, hat das - ein bisschen Gehör, dass man einfache Sachen nachspielen kann. Und den Willen zu üben. Wer nicht übt, kommt nicht weiter und das frustriert dann.

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