Süddeutsche Zeitung

Putzbrunn:Abschied von guten Freunden

In Putzbrunn ziehen sich der Zweite und der Dritte Bürgermeister aus der aktiven Politik zurück

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Leicht fällt der Abschied keinem von beiden, schließlich hatte der Putzbrunner Gemeinderat in den vergangenen 23 Jahren einen hohen Stellenwert im Leben von Eduard Fritz, 72, und Alexander Bräuer, 68. Doch der Zweite und der Dritte Bürgermeister werden dem Gremium in der neuen Amtsperiode nicht mehr angehören, weshalb auch für Rathauschef Edwin Klostermeier (SPD) eine womöglich nicht mehr ganz so behagliche Situation eintritt: Denn CSU-Mann Fritz und sein Genosse Bräuer zählen auch privat zum engsten Freundeskreis des Bürgermeisters.

Klostermeier und Fritz etwa sind im vergangenen Jahr drei Wochen lang mit ihren Ehefrauen durch Afrika gereist. Die beiden Männer kennen sich schon seit vielen Jahren, ihre Wege kreuzten sich erstmals, als Eduard Fritz Leiter des Staatlichen Rechenzentrums war und Klostermeier sein zuständiger Sachbearbeiter in der Finanzbehörde. "Es hat gedauert, bis wir erkannt haben, dass wir beide in Putzbrunn wohnten. Wir verstehen uns wirklich super, das hat auch gar nichts mit der Parteienzugehörigkeit zu tun", sagt Fritz.

Der langjährige Vorsitzende des Pfarrgemeinderats hat im Vorfeld der jüngsten Kommunalwahl beschlossen, sich nicht mehr um einen Sitz im Gemeinderat zu bewerben. "Ich bin jetzt seit acht Jahren in Rente und habe es in den letzten sechs Jahren sehr genossen, als Zweiter Bürgermeister zum Beispiel Trauungen abzuhalten. Aber jetzt sollen Jüngere ran, bei der nächsten Wahl bin ich doch schon 78", sagt Fritz, der betont, ohne jeden Groll abzutreten: "Ich habe mit keinem Krieg und bin der Meinung, man sollte aufhören, wenn es noch Spaß macht." Erstmals war er 1997 für die Freien Wähler in den Rat gewählt worden, es folgte eine erste Amtszeit als Stellvertreter des damaligen Bürgermeisters Josef Kellermeier (damals CSU). Und dann eine sechsjährige Auszeit von 2002 bis 2008, als er im Rechenzentrum 400 Angestellte unter sich hatte. "Zwei so wichtige Dinge mit halbem Herzen zu machen, das geht nicht", so Fritz. Der heutige CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Hahn überredete ihn dann, wieder anzutreten. "Ich bereue das nicht", so Fritz.

Nicht ganz so wohlgelaunt nimmt Alexander Bräuer seinen Hut. Zuletzt habe die Arbeit nicht mehr so viel Spaß gemacht. "Viele Sachen wurden zerredet, bestimmte Leute wollen sich profilieren, vor allem, wenn Pressevertreter anwesend sind." Das sei einer der Gründe, warum sich er und auch seine Frau Ingrid, die dem Gemeinderat seit zehn Jahren angehörte, bei der Wahl auf hinteren Plätzen der SPD-Liste reihen ließen. "Es waren schöne 23 Jahre, aber jetzt suche ich eine neue Herausforderung", sagt der pensionierte Kriminalbeamte, der zuletzt den Ortsvereinsvorsitz an Michael Adamski abgegeben hatte.

Als Bräuer 1997 im Gemeinderat begonnen hatte, war Kellermeier gerade Bürgermeister geworden. 2005, als der politische Konkurrent nach der Verurteilung durch das Amtsgericht München wegen uneidlicher Falschaussage von seinem Amt zurücktrat, konnte Bräuer aufatmen: "Das war schon wichtig und damals ein gemeinsames Ziel von vielen Gemeinderäten." Es folgte die Ära Klostermeier, die allerdings 2024 zu Ende gehen wird. "Ich werde genau verfolgen, wie es weitergeht, schließlich bin ich mit Leib und Seele Putzbrunner und Sozialdemokrat", so Bräuer.

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SZ vom 29.04.2020
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