Pullach:Sag mir, wo die Blumen sind

Pullach: Bis auch in Pullach Wildblumen blühen und Bienen Nahrung bieten, wird es noch eine Weile dauern.

Bis auch in Pullach Wildblumen blühen und Bienen Nahrung bieten, wird es noch eine Weile dauern.

(Foto: Claus Schunk)

Wo demnächst viele Arten blühen sollen, sieht es in Pullach derzeit besonders trist aus

Von Michael Morosow, Pullach

Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat schon viele Stilblüten zum Besten gegeben, ein echter Evergreen ist jene von den Blumen in seinem Garten, die er ab und an hinrichte. Hat der Blumenhenker zuletzt auch in Pullach sein Unwesen getrieben? Nein, er war es definitiv nicht, der die vielen Margeriten und Gänseblümchen auf gemeindeeigenen Flächen köpfte, sodass die Wiesen laut Cornelia Zechmeister von der Wählergruppe Wir in Pullch (WIP) "jetzt aussehen wie Ackerflächen" und auch die von der Frauen-Union auf der Fläche um die Tiefgarage gesetzten Tulpen verschwunden seien.

Es waren Auftragsmörder vom Bauhof, die mehreren floralen Schmuckkasterln den Garaus machten. Nach dem Willen der Gemeinde, wohlgemerkt. Jener Gemeinde übrigens, die sich unlängst dem Projekt "Blühendes Pullach" verschrieben hat und dabei nicht nur etliche gemeindliche Grünflächen in Blumenwiesen verwandeln will, sondern zudem für Privatgärtner kostenlose Samentütchen für einen Blumenmix am Rathausempfang bereithält.

Marianne Stöhr von den Grünen war es, die in der Gemeinderatssitzung am Dienstag eine Art "Sag mir, wo die Blumen sind" anstimmte und von einem "Rückschritt beim Rückschnitt" im blühenden Pullach sprach. Sie befürchte, dass arbeitstechnische Überlegungen im Vordergrund stünden "und nicht, dass Blumen wachsen können". Selbst das Begleitgrün um den Bäumen herum sei "mit der Nagelschere" geschnitten worden, beklagte Stöhr.

Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) und der Leiter der Bautechnik, Peter Kotzur, erklärten daraufhin unisono, dass der Bauhof auch heuer streng nach dem im Jahr 2013 festgelegten Mähplan vorgegangen sei, was die Klageführerein aber weniger beruhigte als die Darstellung von Umweltamtsleiter Bernhard Rückerl. Ja, es stimme, dass einige Flächen "brachial umgerissen" worden seien, sagte Rückerl, aber das sei auch sinnvoll. Die Flächen, auf denen bislang gerade mal acht Blumenarten wüchsen, hätten gefräst und die alten Grasnarben entfernt werden müssen, um danach neues Saatgut ausbringen zu können, dem in den nächsten drei bis vier Jahren circa 60 zum Teil geschützte Wildblumen entwachsen sollen. Ein Drittel der Saat gehe jetzt schon auf, der Rest folge. "Sie werden sich freuen", sagte Rückerl, "aber jetzt geht es nicht anders."

Hätte man die ganzen Maßnahmen nicht "in den Herbst reinschieben können", fragte Cornelia Zechmeister, wenn die Blühzeit vorbei ist. Als Antwort erhielt sie eine kleine Nachhilfe im Fach Botanik: "Das ist so, wie wenn man zuhause im eigenen Garten im Herbst sät und schaut, ob im Frühjahr was kommt." Man müsse also die Keimzeiten beachten. "Die Zwiebeln werden schon noch rauskommen", beruhigte sie auch Susanna Tausendfreund.

Am Ende wartete Marianne Stöhr noch mit dem Vorschlag auf, vor den betroffenen Wiesen Tafeln aufzustellen, um die Bürger über den Hintergrund des unschönen Anblicks zu informieren. Und vielleicht auch darüber, dass in Pullach noch kein einziges Gänseblümchen hingerichtet worden ist.

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