Trotz der Proteste aus Pullach bleibt es dabei: Die S-Bahnlinie S 7 soll wie geplant zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember geteilt werden. Sie führt dann nicht mehr über die Stammstrecke, sondern endet am Starnberger Flügelbahnhof. Im Gemeinderat sah man nach Bekanntwerden der Pläne Nachteile, Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) wandte sich an die verantwortlichen Stellen. Doch die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) signalisiert auf Nachfrage der SZ: Es bleibt bei den Plänen. In Pullach hofft man nun nach Angaben des Rathauses, dass sich tatsächlich die Pünktlichkeit und die Verlässlichkeit der S-Bahn verbessern.
Der Freistaat Bayern und die Deutsche Bahn kündigten im April an, die Münchner S-Bahn „besser und stabiler“ zu machen. Der Plan beinhaltet, dass die Linie S 5 zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember ihr Comeback feiert. Sie verbindet künftig Kreuzstraße mit Pasing. Die S 7 verkehrt dann nur noch zwischen Wolfratshausen und dem Starnberger Flügelbahnhof des Hauptbahnhofs – ohne Halt an der Hackerbrücke.
In Pullach war man von den Plänen nicht begeistert. Die CSU forderte in einem Antrag im Gemeinderat, dass die S 7 von Wolfratshausen über die Stammstrecke bis zum Ostbahnhof fährt. Sie wollte damit erreichen, dass ein ungehindertes, individuelles Umsteigen zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jeder Witterung auch weiterhin möglich. Der Gemeinderat schloss sich dem Antrag an. Bürgermeisterin Tausendfreund wurde beauftragt, sich bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft und der Deutschen Bahn dafür einzusetzen.
Das tat sie auch, wie es von der Pressestelle der Gemeinde heißt. Doch die Bayerische Eisenbahngesellschaft und das bayerische Verkehrsministerium ließen sich nicht umstimmen. Dort hat man zwar ein gewisses Verständnis für die Bedenken: „Dem Freistaat ist die Problematik, den gesamten S-Bahn-Verkehr eines kompletten Außenasts aus der Stammstrecke zu nehmen, bewusst“, teilt die BEG nach Abstimmung mit dem Ministerium mit.
Die Sichtweise der Gemeinde Pullach und der Fahrgäste könne man nachvollziehen, allerdings müssten „in einem zusammengehörenden System die Effekte immer gesamthaft betrachtet werden“, so die BEG. Außerdem seien die S-Bahn München und der Freistaat mit der Umstellung gerade auch den Wünschen der betroffenen Landkreise nachgekommen, „weil die positiven Effekte dieser Maßnahme die negativen deutlich überwiegen“. Die Qualität und Stabilität der S-Bahnen im Raum München habe zuletzt spürbar eingebüßt, sodass Handlungsbedarf bestanden habe.
„Eine der verspätungsanfälligsten Linien der Münchner S-Bahn“
Auch warum es genau die Linie S 7 trifft, erläutert die Eisenbahngesellschaft: Intensive Untersuchungen hätten ergeben, dass diese sich als „eine der verspätungsanfälligsten Linien der Münchner S-Bahn“ mit zwei weitgehend eingleisigen Streckenabschnitten am besten für die Teilung eignet. Die Kritiker werden darauf verwiesen, dass die S 7 am Harras und Heimeranplatz barrierefrei und regengeschützt mit der U-Bahn verknüpft sei.
Ziel der Teilung ist es laut BEG, den „hochverdichteten östlichen Stammstreckenbereich zwischen Ostbahnhof und Donnersbergerbrücke“ zu entlasten und Verspätungen zu reduzieren. Die vom Gemeinderat Pullach beantragte Weiterführung der S 7 zum Ostbahnhof würde laut der Eisenbahngesellschaft keine Entlastung der Stammstrecke in der Spitzenzeit bringen. Vielmehr wäre die Zahl der Züge außerhalb der Hauptverkehrszeiten sogar höher als heute, da die neu nach Pasing verkehrende S 5 hinzukomme. Die niedrigere Belegung der Stammstrecke zu diesen Zeiten sei für die Stabilisierung des S-Bahn-Systems nach Störfällen von großer Bedeutung. Zudem würden im Fall einer Weiterführung wie heute Verspätungen anderer Linien auf die S 7 übertragen werden.