Pullach:Reden ist Gold

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Die SPD im Landkreis begrüßt überwiegend die Gespräche über eine Koalition in Berlin

Von Iris Hilberth, Pullach

Doch wieder eine große Koalition in Berlin? Zumindest mal darüber reden und dann weitersehen, finden wohl die meisten SPD-Mitglieder im Landkreis München. Schließlich gibt es ja auch noch die Option einer Minderheitsregierung, und die ist derzeit offenbar vielen Sozialdemokraten an der hiesigen Basis lieber. Ein Teil von ihnen traf sich am Freitagabend zur Stimmkreiskonferenz im Pullacher Bürgerhaus, um die SPD-Kandidaten aus dem südlichen Landkreis für die Landtags- und Bezirkstagswahl im kommenden Jahr zu nominieren. Ob es dann gleichzeitig zu einer erneuten Bundestagswahl kommen könnte, will am Rande des Treffens freilich keiner mutmaßen, die wenigsten aber würden das befürworten.

Bela Bach etwa, die Kreisvorsitzende, sprach sich klar gegen einen erneuten Gang an die Wahlurnen aus: "Das wäre eine Missachtung des Wählerwillens", findet sie. Auch wenn sie weiterhin eine Neuauflage eines Regierungsbündnisses mit der Union ablehnt, weil sie glaubt, dass die SPD in der Opposition inhaltlich mehr anstoßen kann, so ist sie dennoch "froh" darüber, dass jetzt geredet wird, "dass Vernunft eingekehrt ist". Am liebsten wäre ihr eine Minderheitsregierung, "das stärkt die Rolle des Parlaments und die Debattenkultur", findet sie. Da ist sie sich mit der frisch gekürten Bezirkstagskandidatin und Juso-Kollegin Ramona Greiner aus Taufkirchen einig. Auch sie erhoffe sich dadurch "mehr politische Inhalte".

"Man kann das ja mal probieren", sagt Margit Markl, SPD-Ortsvorsitzende in Oberhaching. Sie bewertet die von Parteichef Martin Schulz angekündigte Mitgliederbefragung sehr positiv. "Das ist wirklich Basisdemokratie", lobt sie. Davon ist auch deren Unterhachinger Kollegin Karin Radl angetan. "Die SPD ist eben eine Mitmachpartei, das war auch mit ein Grund, warum ich damals eingetreten bin." Ob sie nun eine Neuauflage der großen Koalition gut finden soll, könne sie noch nicht sagen. "Wir haben jetzt eine gute Verhandlungsposition. Wenn es möglich wäre, die eigenen politischen Themen durchzubringen, warum nicht?" Wichtig findet sie, dass jetzt miteinander gesprochen wird, "alles andere würde zur jetzigen Zeit nicht passen". Auch für Achim Zeppenfeld, den Ortsvorsitzenden von Grünwald und Straßlach-Dingharting "kommt es darauf an", was bei den Gesprächen durchgesetzt werden kann, "die Latte hängt sehr hoch", sagt er.

So sieht das auch Ingrid Lenz-Aktas aus Aschheim. Die Fraktionschefin im Kreistag ist der Ansicht, dass "eine politische Partei immer gesprächsbereit sein soll". Sie plädiert aber eher für eine Minderheitsregierung, "das finde ich auch als Politologin spannend". Völlig anders beurteilt der Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer aus Haar die Lage. Er will lieber Neuwahlen als eine Minderheitsregierung. "Die wäre Quatsch", findet Gantzer. Auch die angekündigten Gespräche und die Mitgliederbefragung sieht er skeptisch. "Man hätte bei der ersten Entscheidung bleiben sollen. Die erste Entscheidung ist meistens die beste." Sollten die Mitglieder aber "ja" sagen, müsse die SPD richtig in die Verhandlung reingehen und fordern, sagt Gantzer.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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