Pullach:Pioniere aus dem Isartal

Pullach: Hoch die Tassen: Mit Glühwein feiern Peter Hailer, Susanna Tausendfreund und Helmut Mangold (von links) zehn Jahre Geothermie in Pullach.

Hoch die Tassen: Mit Glühwein feiern Peter Hailer, Susanna Tausendfreund und Helmut Mangold (von links) zehn Jahre Geothermie in Pullach.

(Foto: Claus Schunk)

Seit zehn Jahren versorgt eine kommunale Gesellschaft Haushalte mit Erdwärme

Von Konstantin Kaip, Pullach

Geothermie ist in Pullach eine Erfolgsgeschichte: Am 15. Dezember 2005 wurde das erste Haus der Isartalgemeinde mit dem heißen Thermalwasser aus der Bohrung an der Hans-Keis-Straße versorgt, heute sind im Gemeindegebiet zirka 1500 Haushalte, Betriebe und öffentliche Gebäude an das Netz der kommunalen Versorgungsgesellschaft "Innovative Energie Pullach" (IEP) angeschlossen. Insgesamt etwa 33 Millionen Liter Heizöl konnten so eingespart werden, heute verzeichnet die IEP mit einem Netz von gut 35 Kilometer Trassenlänge eine jährliche Ersparnis von 10 000 Tonnen Co₂-Ausstoß - "ökologische Erfolge, die uns alle ein bisschen stolz machen können", wie Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Erdwärmeversorgung sagte, das die IEP am Montag im Bürgerhaus feierte.

Es war genau genommen ein bisschen zu früh, allerdings am Tag des Beginns der Klimakonferenz in Paris und insofern genau richtig, wie Tausendfreund feststellte: Schließlich liefere die Kommune mit der IEP so etwas wie das "Gegengewicht" zum internationalen Politikertreffen: "Wir tun was, dort wird sehr viel konferiert."

Die grüne Bürgermeisterin, die auch als Gemeinderätin zu den Befürwortern der ersten Stunde der Pullacher Geothermie gehört hatte, erinnerte an die Anfänge des Fernwärmeprojekts. Das war im Jahr 1998, damals beantragte die örtliche Agenda-21-Gruppe eine CO₂-Studie zur Vermeidung fossiler Brennstoffe. Für die Rathauschefin die "erste Keimzelle" der Erdwärmeversorgung in Pullach. Tausendfreund erinnerte an die "Goldgräberstimmung" bei der Beantragung des Claims, an die Gründung der IEP 2002, aber auch an die "ziemliche mühselige Zeit der Beschlussfindung", die 2004 in einer "dramatischen Debatte" endete, bei der mit knapper Mehrheit das Risiko beschlossen wurde, die IEP als hundertprozentige Tochter der Kommune zu betreiben und das "größte Investitionsprojekt, das die Gemeinde jemals angehen sollte" zu wagen.

IEP-Geschäftsführer Helmut Mangold nannte die vergangenen zehn Jahre unterbrechungsfreie Fernwärmeversorgung in Pullach das "erste Kapitel" der örtlichen Geothermie und blickte nach vorn: auf die Bemühungen, in die Stromversorgung einzusteigen und die mögliche Versorgung der Nachbarkommune Baierbrunn, für die nun eine Vorstudie erstellt wird. Mangold freute sich auch über den ersten Kunden in Pullach, der die Fernwärme zum Kühlen nutzt und betonte, wie wichtig der Grundsatzbeschluss des Gemeinderates vom Dezember 2014 gewesen sei, der den Ausbau des Fernwärmenetzes mit Vollversorgung im Ort bis 2021 vorsieht.

Eine Aussicht, die Festredner Stephan Schwarz beeindruckte: "Wir beneiden Pullach um die Möglichkeit, sich so kurzfristige Ziele setzen zu können", sagte der Geschäftsführer Versorgung der Stadtwerke München. Schwarz lobte die IEP, die ihren Versorgungsbetrieb nur ein Jahr nach der Geothermie in München-Riem aufnahm, als "Pionier erfolgreicher Geothermieprojekte" und betonte, dass man "bestimmte Wege nur gehen kann, wenn man kommunal versorgt ist". Zum Abschluss wurden mehrere "Geothermie-Botschafter" geehrt, unter ihnen auch Peter Hailer, der nach zehn Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender der IEP sein Amt 2016 an Andreas Most übergibt.

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