Hilfe für Haiti:Wo ein Röntgenbild ein Geschenk ist

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Das Röntgengerät kam bereits im Sommer 2022 im Krankenhaus Alma Mater in Haiti an. In Betrieb genommen werden konnte es erst zwei Jahre später. (Foto: privat)

Vor drei Jahren sammelte die Pullacher Pfarrgemeinde Heilig Geist Spenden für die Anschaffung eines Diagnosegeräts in einem Krankenhaus in Haiti. Das Geld kam schnell zusammen, doch erst seit einigen Monaten profitieren die Patienten in dem krisengebeutelten Karibikstaat davon.

Von Daniela Bode, Pullach

Während es hierzulande selbstverständlich ist, dass man einen Knochenbruch oder Kopfverletzungen mit einem Röntgengerät untersuchen kann, ist es das im armen und krisengebeutelten Karibikstaat Haiti keinesfalls. Dort gibt es nach Schätzungen von internationalen Helfern nicht einmal zehn Geräte – für rund elf Millionen Menschen. Eines davon hat die katholische Pfarrgemeinde Heilig Geist in Pullach dank großzügiger Spenden ermöglicht. Es steht im Krankenhaus Alma Mater in Gros Morne im Norden des Landes, mit dem die Pfarrei eine langjährige Partnerschaft pflegt. Angesichts politischer Widrigkeiten gleicht es einem Wunder, dass das Gerät nach einigem Vorlauf in diesem Jahr endlich installiert werden konnte. „Es ist ein Geschenk“, sagt Martin Salfer, der sich in der Pfarrei maßgeblich für die Partnerschaft engagiert.

Seit mehr als 40 Jahren besteht die Verbindung zwischen der Kirchengemeinde und dem Krankenhaus. Die Pfarrei unterstützt das Hospital Alma Mater pro Quartal mit 10 000 Euro, damit wird Gehalt von Ärzten und Krankenschwestern bezahlt. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Partnerschaft bat die Pfarrei 2021 zudem um Spenden für ein konkretes Projekt, eben den Kauf eines Röntgengeräts. Dank großzügiger Finanzspritzen von Großspendern und der Gemeinde Pullach war es möglich, innerhalb kurzer Zeit den nötigen Gesamtbetrag von 40 000 Euro aufzubringen.

„Das war wirklich ein sehr schönes Zeichen“, sagt der 27-jährige Salfer, der seit vielen Jahren in der Pfarrjugend aktiv ist und sich heute intensiv um die Partnerschaft mit dem Krankenhaus kümmert. „Das ist mein Herzensprojekt“, sagt der Pullacher. Er hatte nach dem Abitur in dem Krankenhaus drei Monate einen Freiwilligendienst absolviert, aus dieser Zeit besteht noch Kontakt zu katholischen Schwestern in Haiti, die helfen, die Lage in dem von politischen Unruhen, Bandenkriminalität und Straßenblockaden geprägten Land einzuschätzen.

Wie sich das auswirken kann, erlebten Salfer und die Partner im Haitianischen Krankenhaus auch bei der Reise des Röntgengeräts. Es kam zwar innerhalb relativ kurzer Zeit im Sommer 2022 dort an. Es dauerte aber noch bis zum Sommer dieses Jahres, bis es letztlich in Betrieb gehen konnte. Denn lange konnten die Techniker, die es installieren sollten, nicht über eine sichere Route zum Krankenhaus gelangen, wie Salfer erzählt. Außerdem dauerte es, bis der neue Flügel im Krankenhaus fertig gebaut war, in dem das Röntgengerät nun steht.

Martin Salfer von der Pfarrei Heilig Geist in Pullach hat die Spende eines Röntgengeräts für das Krankenhaus Alma Mater in Haiti organisiert. (Foto: privat)

Der Einsatz hat sich jedoch gelohnt: Allein bis Oktober konnten schon 300 Menschen dort dank des Geräts behandelt werden. Wie beschwerlich und womöglich auch gefährlich wäre es gewesen, wenn sie ein paar Stunden mit einem schmerzenden Bruch hätten reisen müssen, um zum nächsten Krankenhaus mit Röntgengerät zu gelangen, gäbe es dieses in Gros Morne nun nicht?

„Diese Erfolgsgeschichte mit riesigem Social Impact ist ein großer Lichtblick in herausfordernden Zeiten“, so Salfer. Er verweist darauf, wie instabil die Lage auf Haiti ist – es gebe nur eine Interimsregierung, die Botschaften hätten sich zurückgezogen. „Da muss man im Kleinen versuchen, zu helfen“, sagt er. Dass Menschen in einem Krankenhaus geholfen wird, sei für uns eine Selbstverständlichkeit, dort sei es ein Segen.

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