Nachdenkliche Reden, gute Musik und ein Überraschungsgast, der Gedanken lesen kann: Die rund 500 Gäste erlebten beim Neujahrsempfang im Pullacher Bürgerhaus am Freitag einen kurzweiligen Abend mit viel Applaus und guter Stimmung. Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) schlug in ihrer Ansprache wiederum ernste Töne an. „Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein, Hoffnung und Zuversicht zu behalten, fällt in diesen Zeiten nicht immer leicht“, sagte sie.
Unter anderem der Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Sorge um die Demokratie prägten ihre Rede. „Demokratische Grundfesten werden infrage gestellt“, sagte sie. Sie sprach von Wut und Existenzängsten, die viele umtrieben. Die Gefahr sei groß, dass diese Stimmungslage extreme Kräfte auf den Plan rufe. Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl sagte sie: „Bitte bringen Sie sich ein und animieren Sie auch Ihre Freunde und Bekannten, ihr Wahlrecht am 23. Februar wahrzunehmen.“
Auch den Klimawandel und seine verheerenden Auswirkungen erwähnte die Rathauschefin. Sie präsentierte eine Antwort für den Umgang mit den „verrückten, ja brandgfährlichen Zeiten“: Verantwortung, Ernsthaftigkeit und Realitätssinn. Das klappe unter anderem mit einer „guten örtlichen Gemeinschaft und der Verteidigung der demokratischen Werte“. Auch gebe es in Pullach gute Antworten auf die Klimakrise: etwa die „Vorreiterrolle bei der Geothermie“ und den „Ausbau der Solarenergie“.
Ähnlich viel Zuspruch wie die Bürgermeisterin erhielt der evangelische Pfarrer Martin Zöbeley für seine unterhaltsame, aber auch kritische Rede, in der er forderte: „Gute Politik braucht Demut vor der Würde aller Menschen.“ Wie bei dem Anlass üblich wurden Pullacher Bürger geehrt, die sich ehrenamtlich engagieren: Konrad Petersen, Josef Plenk sowie Lutz und Ulrike Schonert erhielten die goldene Ehrennadel der Gemeinde. Petersen erhielt die Auszeichnung für sein langjähriges Engagement in der evangelischen Jakobusgemeinde sowie im Trachtenverein D’Hochleitner Pullach, Plenk für seinen 20-jährigen Einsatz im Partnerschaftenverein und das Ehepaar Schonert für sein Engagement in diversen Vereinen, unter anderem im Helferkreis und bei der Nachbarschaftshilfe.

Begeisterte Stimmung, Applaus und Jubelrufe im Saal löste der Überraschungsgast aus. „Unsere Gemeinde ist auch zauberhaft, tiefgründig, inspirierend, rätselhaft und geheimnisvoll“, kündigte die Bürgermeisterin ihn an – und lag damit völlig richtig. Thorsten Havener, der durch Bühnenshows und Vorträge für seine Fähigkeiten bekannt ist, Gedanken und Emotionen zu lesen und zu beeinflussen, wie es auf seiner Homepage heißt, und der in der Gemeinde lebt, verblüffte das Publikum mit einigen unglaublichen Nummern. So ließ er etwa alle Gäste das rechte Bein heben und rechts herumkreisen. Dann sollte man den rechten Arm heben und eine sechs zeichnen – und schon drehte sich das Bein in die andere Richtung. „Ihre Energie folgt Ihrer Aufmerksamkeit“, sagte er.
Havener, der internationale Bestseller geschrieben hat und Führungskräfte coacht, „verknüpft die Geheimnisse der Menschenkenntnis, Körpersprache und Suggestion auf einzigartige Weise“, sagte Tausendfreund. Nicht zuletzt die Musikmischung machte gute Laune: im Foyer das Jazztrio mit Horst Neher, Markus Wagner und Susanne Savage, im Saal die Band „Plan B“ mit Songs wie „Skyfall“ und das „Duo Marimba“ mit seinem Trommelwirbel, alle von der örtlichen Musikschule.