Nationalsozialismus:Pullach vertagt Entscheidung über Bischof-Meiser-Straße

Nach dem während der NS-Zeit tätigen Theologen Hans Meiser ist eine Straße benannt. Das Geschichtsforum will den Namen ändern, ein SPD-Gemeinderat ist dagegen

Die mit Spannung erwartete Entscheidung über die Umbenennung der Bischof-Meiser-Straße in Pullach hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montag vertagt. Es bestehe noch Diskussionsbedarf, begründete Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) ihre Entscheidung, den Punkt von der Tagesordnung zu nehmen. Außerdem sei es den Vertretern des Geschichtsforums nicht möglich gewesen, zur Sitzung zu kommen, um ihre Standpunkte zu erläutern. Zwischen dem Geschichtsforum und dem SPD-Gemeinderat Holger Ptacek war im Vorfeld der Sitzung ein Streit über die Bewertung des Wirkens von Bischof Meiser während der Naziherrschaft entbrannt.

Während das Geschichtsforum die Meinung vertritt, dass der Theologe Hans Meiser in der NS-Zeit konsequent zur Judenverfolgung und zur Euthanasie geschwiegen und in mehreren Schriften antisemitisch argumentiert habe, hat Ptacek zuletzt mit einem Beitrag im Lokalblatt Isaranzeiger aufhorchen lassen, in dem er zu dem Schluss kommt, dass Meiser in der Gesamtbetrachtung kein rassistischer Antisemit war, den Nazis gar als Judenfreund galt und von ihnen als Verräter diffamiert worden sei. Daraufhin ist ihm nach eigenen Worten vom Geschichtsforum, dessen Gründungsmitglied er ist, nahegelegt worden, den Verein zu verlassen. Wann das Thema abermals im Gemeinderat besprochen wird, steht noch nicht fest.

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