Das Lenkungskonzept für das Isartal, das auch viele Kilometer Trails für Mountainbiker vorsieht, wirft in Pullach weiter Fragen auf. Die örtliche Agenda 21 befürchtet, dass auf die Gemeinde wegen der Verkehrssicherungspflicht als Grundeigentümerin unabsehbare Kosten zukommen könnten. Sie fordert deshalb, dass der Gemeinderat den anvisierten Gestattungsvertrag vorgelegt bekommt. Außerdem mahnt die Agenda eine bessere Überwachung der Wege durch Ranger an.
Das in langen Verhandlungen erarbeitete Konzept soll dazu beitragen, die Lebensräume an der Isar besser zu schützen. Für Mountainbiker sollen zwischen der Marienklause in Thalkirchen und der Dürnsteiner Brücke bei Schäftlarn beiderseits der Isar mehr als 70 Kilometer Wege ausgewiesen werden, die zum Teil neu angelegt oder ertüchtigt werden sollen. Naturschutz- und Sportverbände sind involviert, genauso der Landkreis und die Landeshauptstadt München.
Die Pullacher Agenda hatte ursprünglich beantragt, dass zwei aus ihrer Sicht ungeeignete und besonders schützenswerte Teilstrecken in Pullach aus dem Konzept herausgenommen werden sollen. Das lehnte der Gemeinderat in seiner Sitzung im September nach der Erläuterung der Sachlage durch einen Referenten aus der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts sowie Vertreter der Landeshauptstadt München und des Deutschen Alpenvereins ab.
Aus Sicht der Agenda 21 blieben aber nach dem Referat einige Fragen offen. Deren Sprecher Peter Kloeber sieht diese auch durch ein aktuelles Schreiben des Landratsamts an die Gemeinde nicht oder nur teilweise beantwortet, das die Agenda als Antragstellerin zur Kenntnisnahme erhalten hat. So sei weiterhin ungeklärt, welche Kosten auf die Gemeinde infolge der Verkehrssicherungspflicht als Grundstückseigentümerin zukommen könnten. Dass die Verkehrssicherungspflicht für Waldflächen grundsätzlich beim Grundstückseigentümer liegt, ergebe sich aus der Antwort des Landratsamts, so Kloeber. Aus seiner Sicht sollte der Gemeinderat daher mit dem geplanten Gestattungsvertrag befasst werden. „Die Kostenfragen, die nicht geklärt sind, sollten dort noch einmal vorgelegt werden.“
Die Gemeinde Pullach setzt auf das Landratsamt
„Die Gemeinde ist sich der potenziellen finanziellen Belastungen bewusst, die mit der Übernahme der forstlichen Verkehrssicherungspflicht einhergehen könnten“, sagt Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne). Eine genaue Einschätzung über die Höhe der Kosten sei aber noch nicht möglich, da bislang weder eine vertragliche Regelung vorliege noch der endgültige Routenverlauf festgelegt worden sei. Der Entwurf eines Gestattungsvertrags liege der Gemeinde bisher nicht vor, auch stünden etwaige Vertragspartner nicht fest. Tausendfreund ist aber zuversichtlich, dass die Gemeinde nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden wird: „Ich gehe davon aus, dass der Gemeinderat über den Abschluss des Vertrages beraten und entscheiden muss“, sagt sie.

Kloeber missfällt zudem, dass nach Auskunft der Unteren Naturschutzbehörde erst einmal nur ein Ranger für die Kontrolle und Überwachung der Wege eingesetzt werden soll und nicht zwei, wie die Agenda es für angebracht halte. Dass die Landeshauptstadt eine Finanzierung für einen zweiten Ranger derzeit ablehne, deutet für Kloeber darauf hin, dass sie das ganze Konzept infrage stellt. Bei der geringen Besetzung wird es aber wohl vorerst bleiben. Denn auch die Gemeinde springt nicht ein. „Diskussionsstand mit dem Landratsamt war immer, dass die Finanzierung der Ranger über das Landratsamt, die Landeshauptstadt München und den Träger erfolgt“, sagt Bürgermeisterin Tausendfreund. „Das ist nicht Aufgabe der beteiligten Gemeinden und der jeweiligen Waldbesitzer.“
Die Gemeinde gehe davon aus, dass die zuständige Genehmigungsbehörde, also das Landratsamt, für die Umsetzung des Naturschutzrechts verantwortlich ist. Dies umfasse die Bereitstellung von entsprechend qualifiziertem und befugtem Personal, das die notwendigen Maßnahmen ergreifen kann.