Isartal:Die Rettung der Mittelschule hat Vorrang

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Die Josef-Breher-Mittelschule soll eigentlich auf einen Schulcampus mit dem Gymnasium ziehen. Doch die hohen Kosten werden zunehmend zum Problem. (Foto: Claus Schunk)

Aufgeschreckt durch die hohen Kosten und die Absetzbewegung der Sprengelgemeinden hinterfragen Pullachs Gemeinderäte den geplanten Schulcampus mit dem Gymnasium. Bürgermeisterin Tausendfreund sieht den Ball jetzt bei der Regierung von Oberbayern.

Von Udo Watter, Pullach

All die schicken Lösungsvorschläge, all die Begriffe wie Synergien, Sitzinseln, Nachhaltigkeit, Flächenaufstellung, Mensa, Fachräume oder Stellplätze – sie verblassten in dem Moment, als Architekt Jochen Spiegelberger seinem dramaturgisch prägnanten Satz („Zu fortgeschrittener Stunde kommen wir in größere Kostenregionen.“) konkrete Zahlen folgen ließ. Auf rund 178 Millionen Euro beläuft sich die am Dienstagabend im Gemeinderat vorgelegte Kostenprognose für die Realisierung des Projekts „Schulcampus“, bei dem das Otfried-Preußler-Gymnasium und die Mittelschule örtlich zusammengelegt werden sollen. Das ist gegenüber dem Kostenstand von 2023 – auch bedingt durch die immensen allgemeinen Steigerungen im Bauwesen – ein Anstieg um etwa 37 Millionen Euro.

Die Kostenschätzung bezieht sich auf die vom Architekturbüro LS Architekten bevorzugte Variante drei, bei der das Bestandsgebäude des in den frühen Siebzigern erbauten Gymnasiums saniert und künftig als Mittelschule fungieren würde sowie ein Neubau des Gymnasiums auf demselben Grundstück und eine Sporthalle sowie Freisportflächen auf der benachbarten „Kuhwiese“ entstehen sollen. Allein der Umbau des Gymnasiums in die Mittelschule würde demnach knapp 70 Millionen kosten (zuvor geschätzt knapp 52 Millionen).

Dabei steht gerade die Zukunft der Pullacher Josef-Breher-Mittelschule auf der Kippe, weil die Gemeinden Schäftlarn, Baierbrunn und auch Grünwald, die insgesamt die Mehrheit der Schüler und Schülerinnen dort stellen, einen Wechsel des Schulsprengels erwägen – eben wegen der signifikanten Kostensteigerung und auch der Befürchtung, die Zahl der Schüler könnte dauerhaft sinken; kommendes Schuljahr sind es 250.

Nicht zuletzt beunruhigt durch einen entsprechenden Artikel der SZ richteten einige Pullacher Gemeinderäte daher den Fokus auf den Erhalt der Mittelschule am Ort und ließen durchblicken, dass sie nach Vorstellung der Machbarkeitsstudie „Schulcampus“ durch Spiegelberger und seine Kollegin Gerti Leitenbacher neue Prioritäten setzen würden: „Ich habe Sorge, dass die Mittelschule in Kürze Geschichte ist“, sagte Andreas Most (Pullach Plus). Reinhard Vennekold (Wir in Pullach) merkte hörbar erregt an: „Diese Präsentation hat uns die Augen geöffnet.“

Er meinte damit, dass man sich jetzt „darauf konzentrieren sollte, dass die Mittelschule hier bleibt“. Man solle den Standort nicht gefährden. Christine Eisenmann (CSU) regte an, jetzt wieder „einen Schritt zurückzugehen, um noch mal anders zu denken“. Wie andere auch würdigte sie den „guten Ruf“, den die Josef-Breher-Mittelschule genieße. Holger Ptacek (SPD) meinte mit Blick auf die Machbarkeitsstudie und den gewünschten Schulcampus, man müsse aufpassen, dass „wir nicht bald eine Variante null haben“. Die ebenfalls an diesem Abend vorgestellte Variante fünf des Projekts, bei der die Sporthalle kompakter ins neue Gebäude des Gymnasiums integriert würde, wäre übrigens noch knapp fünf Millionen Euro teurer prognostiziert.

Ist ein Mittelschulstandort auf dieser Isarseite weiter gefragt?

Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne), die mit ihren Kollegen in den Sprengelgemeinden natürlich im Austausch ist, konstatierte, dass nun auch vieles von der Frage abhänge: „Ist ein Mittelschulstandort auf dieser Isarseite weiter gefragt?“ Die Antwort muss laut Tausendfreund nun die Regierung von Oberbayern geben. Wenn diese mit Ja ausfiele, hätten die Bürgermeister der anderen Gemeinden weitere Gesprächsbereitschaft signalisiert. Schäftlarn, Baierbrunn und Grünwald müssten sich momentan an den Kosten für den geplanten Umbau beteiligen, schauen sich aber nach Alternativen um, etwa die modernen Mittelschulen in Wolfratshausen oder Oberhaching. Die Pullacher Grünen-Gemeinderätin Renate Grasse erklärte, man wolle Kontakt zu den Fraktionen in den anderen Gemeinden aufnehmen. Beschlossen wurde am Dienstagabend nichts, aber die Realisierung des Schulcampus scheint gerade etwas ferner gerückt.

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