Pullach:Minister wirbt für Afrika-Marshallplan

Für Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sind es bedrückende Zahlen - und für die etwa 70 Zuhörer im Pullacher Sportheim ebenso: Allein in der vergangenen Nacht, sagte der Minister am Dienstagabend, seien in Afrika 7000 Kinder an Hunger gestorben. Ein erschütternder Beginn seiner Rede, die er auf Einladung des CSU-Bundestagsabgeordneten Florian Hahn in der Isartalgemeinde hält.

Müller gehört nicht zu den Hardlinern seiner Partei und so stand sein Vortrag auch unter dem Titel "Globalisierung gerecht gestalten - Deutschlands Rolle in der Welt". Gerade in Bezug auf die Krisen und Hungersnöte auf dem afrikanischen Kontinent forderte Müller eine breitere internationale Verantwortung und Unterstützung. 90 Prozent der humanitären Unterstützung für Afrika kämen aus nur sechs Ländern, sagte Müller, darunter Deutschland. Im Umkehrschluss, so Müller weiter, würden nur zehn Prozent der Weltbevölkerung 80 Prozent der weltweiten Ressourcen verbrauchen. Diese aber seien nicht endlich. "Das Ausmaß ökologischer Schäden aber schon heute enorm."

Damit leitete der Minister in einen Appell an "den Verbraucher" über. Dieser müsse den Blick verstärkt auf die Produktionskette legen, etwa bei der Textilbranche. Ein Beispiel: Eine für fünf Euro in Bangladesch produzierte Jeans, die in Deutschland für ein Vielfaches verkauft werde, könne die Näherfamilie am Produktionsstandort nicht ernähren. "Doch schon ein Euro mehr würde zu besseren Standards führen", sagte Müller. "Fairer Handel und Globalisierung müssen Hand in Hand gehen."

Afrika nannte der Minister einen "Chancenkontinent". Gerade die Wirtschaft müsse motiviert werden, dort mehr zu investieren, um Perspektiven für die Menschen zu schaffen, in ihrer Heimat zu bleiben.

Dies nutzte Hahn als Überleitung und sagte, Deutschland könne nicht die ganze Welt aufnehmen. Er begrüße daher, sagte der Bundestagsabgeordnete, die Pläne Müllers für einen Marshallplan für Afrika. Auch Deutschland müsse sich dort noch stärker engagieren.

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