Pullach:Kollektive Entrauschung

Pullach, Wolfratshauser Straße, Höhe Tagesheimschule, Lärmschutzkonzept in Planung,

Die Spritzschutzwände an der Fußgängerunterführung bei der Tagesheimschule dämpfen den Verkehrslärm auf der Bundesstraße 11 kaum.

(Foto: Angelika Bardehle)

Anwohner der Wolfratshauser Straße wollen auf eigene Initiative eine Lärmschutzwand errichten. Der Pullacher Gemeinderat lehnt das ab, verspricht aber ein Gesamtkonzept, das allen Anliegern der B 11 zugute kommen soll

Von Konstantin Kaip, Pullach

Der Verkehr auf der B 11 nervt einige Anlieger der Wolfratshauser Straße gewaltig. Sie fordern besseren Lärmschutz und sind teilweise sogar bereit, selbst dafür aufzukommen. Der Pullacher Gemeinderat hat kürzlich zwei Anträge von Anwohnern behandelt, die mehr Schutz vor den störenden Geräuschen vorbeirauschender Autos fordern: Die Bewohner der Hausnummern 56b und 56d wollen eine neue Schallschutzwand zwischen der Pater-Augustin-Rösch-Straße und dem Edeka Einkaufsmarkt. Sie haben dafür bereits ein Gutachten und einen Kostenvoranschlag erstellen lassen und wären bereit, sich an den Kosten zu beteiligen. Und Anlieger aus dem Haus Nummer 45g wollen bei der Fußgängerunterführung zu den Pater-Rupert-Mayer-Schulen an der nördlichen Gemeindegrenze einen wirkungsvolleren Wall. Der Gemeinderat hat sie jedoch vertröstet. Stattdessen soll die Kommune langfristig ein Gesamtkonzept zum Schallschutz an der B 11 entwickeln, das allen Anwohnern gleichermaßen zugute kommt.

Das Problem ist der unterschiedliche Lärmschutz entlang der Bundesstraße: So wurde zwar 1995, als der Bahnübergang Höllriegelskreuth beseitigt wurde, ein Schutzwall zwischen der Einmündung der Pater-Augustin-Rösch-Straße und dem Edeka-Markt aufgeschüttet. Entlang der Römerstraße ist dieser nur zwei Meter hoch und wurde um eine zusätzliche Schallschutzwand gleicher Höhe erweitert. Im übrigen Bereich war ein zwischen vier und fünf Meter hoher Wall geplant. Der aber konnte auf Höhe der Wolfratshauser Straße Nummer 56 bis 60 nur in einer Höhe von etwa zweieinhalb Metern realisiert werden. Den Bewohnern der Häuser 56b und 56d, die erst 2012 gebaut wurden, ist das deutlich zu wenig. Sie würden gern auf 35 Metern Länge eine absorbierende, etwa 3,50 Meter hohe Schallmauer errichten lassen, die nach einer Schätzung zirka 35 000 Euro kosten würde, und haben einen entsprechenden Bauantrag bei der Gemeinde eingereicht. Peter Kotzur, Leiter der Abteilung Bautechnik, zeigte Verständnis für die Initiative, gab aber gleichzeitig zu bedenken, dass "eine isolierte Lösung das Lärmproblem dort nicht löst".

Kotzur plädierte daher für ein Gesamtkonzept, das allen Anwohnern zugute kommen soll. Das Gremium stimmte dem schließlich einstimmig zu. Laut Beschluss soll die Verwaltung die Schwachstellen des Schallschutzes prüfen und dann ein Ingenieursbüro mit der Planung einer Gesamtlösung beauftragen - und zwar "zeitnah", wie es im Beschluss heißt, damit der Lärmschutz zusammen mit der bald fälligen Erneuerung der Schallschutzwand an der Römerstraße installiert werden kann. Die Kosten soll dann die Gemeinde tragen, allerdings wird eine mögliche Umlage auf die Anwohner geprüft.

Bei der Fußgängerunterführung im nördlichen Bereich der B 11 soll eine Schallschutzwand errichtet werden, wenn die Rampen dort erneuert werden. Das sei für 2018 geplant, sagte Kotzur. Das Lärmschutzkonzept für den Bereich zwischen Wolfratshauser Straße und B 11 soll Teil des Ortsentwicklungsplanes werden, den die Gemeinde gerade vorantreibt. Prüfen lassen will Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund auch eine weitere Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Bundesstraße. Die aber sei unwahrscheinlich, sagte Kotzur. Schließlich sei die Begrenzung auf Tempo 70, das auf der B11 gelte, bereits ein Kompromiss mit dem Landratsamt. "Rechtlich ist das eine Bundesstraße", sagte Kotzur, "man könnte auch 100 fahren."

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