Pullach:Kaspar, Othello und Lockenhaus on Tour

othello, neues globe theater

Das "Neue Globe Theater", das im Juni "Hamlet" als Premiere in Pullach zeigte, kommt nächste Saison erneut ins Isartal: diesmal mit "Othello".

(Foto: Veranstalter)

Das neue Pullacher Kulturprogramm wartet mit hochkarätigen Veranstaltungen in verschiedenen Sparten auf

Von Udo Watter, Pullach

Klar, die Sprache unterscheidet den Menschen vom Tier, sie ist das Tor zur Welt, der erste Baustein der Kultur. Heidegger sagt: "Die Sprache ist das Haus des Seins" und Wittgenstein "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt". Aber was, wenn sie kein Mittel der Befreiung, sondern zur gesellschaftlichen Versklavung ist, wenn sie einen Zwang auf unser Denken ausübte? Der Schriftsteller Peter Handke meint über sein Stück "Kaspar": "Es zeigt nicht wie es wirklich ist oder wirklich war mit Kaspar Hauser. Es zeigt, was möglich ist mit jemandem. Es zeigt, wie jemand durch sprechen zum Sprechen gebracht werden kann. Das Stück könnte auch ,Sprechfolterung' heißen."

Im Pullacher Bürgerhaus ist Anfang Oktober Handkes sprachkritische Version des berühmten Kaspar-Hauser-Stoffes zu sehen: eine Produktion des renommierten Theaters an der Ruhr in der Inszenierung des großen Regisseurs Roberto Ciulli. "Ein kompliziertes und zeitkritisches Stück, in dem auch die Frage gestellt wird: Kann man sich überhaupt verständigen?", erklärt Hannah Stegmayer, die Pullacher Kulturamtsleiterin. Nicht ganz unkompliziert wird auch für sie und ihre Mitarbeiter die Aufführung. "Es ist eine Riesenbesetzung und eine aufwendige Produktion. Da kommen wir an unsere Grenzen." Freilich ist es Stegmayer ein besonderes Anligen, die Sparte Theater zu forcieren und mit qualitätvollen Produktionen zu bereichern.

Und in der Tat: Im kommenden Pullacher Kulturprogramm - der Abo-Verkauf ist noch bis zum 31. Juli und dann wieder vom 8. bis 14 September möglich - finden sich neben Handkes "Kaspar" weitere interessante Produktionen. So etwa die bayerische Familiensaga "Eisenstein" von Christoph Nußbaumeder, die das Ensemble des Metropoltheaters zeigen wird. Anders als der zu eher opulenter Inszenierung neigende Ciulli erzeugt Metropoltheater-Chef Jochen Schölch oft mit minimalistischen Mitteln Magie auf der Bühne. "Er hat kleine, feine Theatertricks. Er spielt mit Räumen, Licht, innen und außen", konstatiert Stegmayer. Generell freut sie sich, dass in jüngerer Zeit der Theater-Bereich in Pullach höhere Aufmerksamkeit genießt und mehr junge Leute zu den Vorstellungen kommen. Die Premiere von Hamlet in der Inszenierung des "Neuen Globe Theaters" Ende Juni etwa war ausverkauft, das Shakespeare-erfahrene Ensemble kommt nächste Saison erneut ins Isartal mit "Othello, der Mohr von Venedig". Zudem zeigt das Theater Poetenpack Lessings Lustspiel "Minna von Barnhelm".

Stegmayer hat auch in den anderen Sparten den Anspruch, Hochkarätiges in den Münchner Süden zu holen. Die Riege der Kabarettisten liest sich jedenfalls viel versprechend: Neben Henning Venske, seines Zeichens Altmeister des politischen Kabaretts, der am 30. September die neue Spielzeit eröffnet, gastieren noch Größen wie Alfred Dorfer und Claus von Wagner in Pullach. Reiner Kröhnert zeigt sein Merkel-inspiriertes Programm "Mutti Reloaded".

Neben Kabarett die erfolgreichste Abo-Sparte ist die Klassik: Im Oktober kommt unter dem Namen "Lockenhaus on Tour" ein Quartett hochkarätiger Solisten nach Pullach, die zuvor beim berühmten, von Gidon Kremer initiierten Kammermusikfest in Lockenhaus/Burgenland zusammengespielt haben; dazu gehört die beeindruckende norwegische Violinistin Vilde Frang, die 2011 ein exzellentes Konzert mit Michail Lifits in Pullach gegeben hat, oder der Cellist Nicolas Altstaedt, der inzwischen künstlerischer Leiter des Lockenhaus-Festivals ist. Die vielfach ausgezeichnete katalanische Sängerin Nuria Rial kommt im November mit dem Nash Ensemble of London und wird Werke von Schuman, Schubert oder Brahms vortragen. "Aufführungen mit Gesang soll es in Zukunft öfter geben", sagt Stegmayer. Zudem gastiert mit dem Szymanowski Quartett ein Ensemble in Pullach, das Stegmayer wegen ihrer eher ungewöhnlichen Klang- und Spielkultur schätzt: "Sie sind ein bisschen freakig." Zudem wird Patrick Messina, der zu den renommiertesten europäischen Klarinettisten gehört, mit Raphaël Perraud (Cello) und der Pianistin Paloma Kouider im Bürgerhaus auftreten.

Während man sich im Kabarett wohl um Einzelkarten bemühen muss - die Abos sind quasi vergriffen - braucht die Jazz-Reihe allerdings noch die Unterstützung der Besucher. Der Pianist Matthias Bublath, international längst in der Jazzszene anerkannt, hat seine Wurzeln in München und freut sich schon auf das "Heimspiel" im Bürgerhaus. Interessant dürfte in dieser Sparte auch das Weihnachtskonzert mit der Sängerin Jenny Evans und sie begleitenden Jazz-Größen wie dem Pianisten Walter Lang werden. Hinzu kommen noch

zahlreiche weitere Veranstaltungen, gerade für Kinder, aber auch Ausstellungen oder Vorträge. Neben den normalen Abo-Reihe (je vier Vorstellungen im Bereich Tehater/Musiktheater, Kabarett, Klassik und Jazz & More, gibt es noch das Jugend-Abo. Hier kann man für 30 Euro aus sämtlichen Abo-Reihen drei Veranstaltungen wählen. Der Abo-Verkauf findet noch bis 31 Juli und dann noch mal von 8. bis 14. September im Bürgerhaus und im Internet über www.pullach.de/buergerhaus/willkommen.html statt.

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