Süddeutsche Zeitung

Pullach:Kampf der Strahlenbelastung

Pullach will bei der Standortwahl für Mobilfunkmasten mitreden

Von Melanie Artinger, Pullach

Ein Leben frei von Elektrosmog kann es in Zeiten von Schnurlostelefonen, Smartphones und Tablets nicht mehr geben. Doch wie hoch die Strahlenbelastung für ihre Bewohner sein wird, darauf können Kommunen inzwischen vermehrt Einfluss nehmen. Seit 2013 müssen Funknetzbetreiber sie an der Standortentscheidung beteiligen. Die Gemeinde Pullach will das nun nutzen, denn durch strahlenminimierte Standorte kann laut Experten eine Reduktion der Belastung um 30 bis 70 Prozent erreicht werden.

Auf einen Antrag der Agenda 21 hin wurde die Mobilfunk-Immissionskarte für Pullach durch das Umweltinstitut München auf den aktuellen Stand gebracht. Im Gemeindegebiet finden sich verteilt auf sechs Standorte derzeit 101 Funksysteme. Das sind 22 mehr als noch 2012. Aufgrund der stark wachsenden Nutzung mobiler Datendienste wurden bestehende Funkdienste ausgebaut. Hinzu kommen neue LTE-Dienste. Im Umfeld der Antennen gebe es große Unterschiede der Strahlenbelastung, erläuterte Hans Ulrich vom Umweltinstitut dem Gemeinderat.

Zwei Aspekte seien in der neuen Karte ersichtlich, sagt der Ingenieur. In der Umgebung der S-Bahnhöfe Pullach und Großhesselohe werde die in Bayern im Mittel gemessenen Funkfeldbelastungen überschritten. Besonders auf dem alten Postgebäude in der Gartenstraße 2 seien die Werte gegenüber der Messung von 2012 angestiegen. Dabei liegen die Werte weit unter den gesetzlichen Grenzwerten.

Da eine neue Studie aus dem Jahr 2015 die Förderung von Krebswachstum auch unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte aufzeige, empfahl der Experte im Tenor der Strahlenschutzkommission "elektromagnetische Felder im Rahmen der technisch und wirtschaftlich sinnvollen Möglichkeiten zu minimieren". Sichtbar sei jedoch auch der Erfolg der Bemühungen, wenn sich die Gemeinde für einen solchen optimierten Standort einsetzt: Obwohl mit dem Standort im Forstenrieder Park eine hohe Versorgungsdichte erzielt wird, ist die Belastung deutlich geringer.

Vor diesem Hintergrund beschloss der Gemeinderat, in einen Dialog mit den Netzbetreibern zu gehen, nachdem mit Hilfe eines spezialisierten Fachanwalts konkrete Handlungsmöglichkeiten ausgelotet worden sind.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2016
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