Pullach:Ernst und Eleganz

Pullach, Bürgerhaus, Klassik-Konzert Dover Quartet, Foto: Angelika Bardehle

Die Violinisten Joel Link und Bryan Lee, der Cellist Camden Shaw und die Bratschistin Milena Pajaro-van de Stadt <NM1>und der Cellist Camden Shaw as Dover Quartet,<NM>bei ihrem Auftritt in Pullach.

(Foto: Angelika Bardehle)

Das Dover Quartet belohnt die Zuschauer, die sich auf ihre Musik einlassen

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Pullach

Ihr München-Debüt liegt noch nicht lange zurück. Dabei sind die vier Musiker des amerikanischen Dover Quartets schon seit einigen Jahren in der internationalen Szene der weltweit angesagten Streichquartette angekommen. 2013 gewann das Dover Quartet den renommierten internationalen Streichquartett-Wettbewerb im kanadischen Banff. Jetzt waren die Violinisten Joel Link und Bryan Lee, die Bratschistin Milena Pajaro-van de Stadt und der Cellist Camden Shaw im Pullacher Bürgerhaus zu Gast.

Auch wenn diese großartigen amerikanischen Musiker bestens in der Lage wären, zwischen Klassikern und Jazz-Standards zu changieren, wie es viele ihrer Kollegen tun, um dem heutigen Trend nach Gefälligkeit zu genügen. Sie taten es nicht, spielten keinen Duke Ellington und keine brasilianischen Rhythmen. Stattdessen setzten sie voll und ganz auf das hehre Streichquartett-Repertoire. Schon gleich mit Mozarts "Adagio und Fuge in c-Moll" tauchte das Dover Quartet in eine weniger geläufige Welt des Salzburger Genies. Alle Sonntage, so schrieb der in einem Brief von 1782, sei er um 12 Uhr beim Baron von Suiten, wo nur Händel und Bach gespielt werde. Davon inspiriert ist Mozarts "Adagio" und die streng-kontrapunktische "Fuge", die das Dover-Quartet mit großem Ernst und dabei ebenso erfrischender wie fesselnder Agogik interpretierte. Mühelos ist es möglich, im homogenen Quartettklang der Amerikaner einzelne Stimmen zu verfolgen. In sich zuspitzenden gemeinsamen Spannungsmomenten verbinden sie sich ebenso zu einem überzeugenden Vierergespann.

Das wurde - noch mehr als bei Mozart - im dritten Streichquartett von Paul Hindemith deutlich, dem zweiten Programmpunkt des Abends. Die dunkelfarbene bisweilen melancholische Musik des Modernisten aus dem Jahr 1920 kommt dem Dover Quartet entgegen. Mit dem Cellisten Camden Shaw und der tonlich sehr starken Bratschistin Milena Pajaro-van de Stadt prägen die beiden Musiker der unteren Lagen den Gesamtklang des Ensembles aus Philadelphia. So sehr, dass man sich von den beiden Geigern, Joel Link und Bryan Lee, mitunter mehr Klangvolumen wünschen möchte. Doch auch sie bewiesen, wo nötig, die erforderliche Brillanz.

Faszinierend an der Klassik-Reihe in Pullach ist auch die Aufmerksamkeit, die das Publikum der verschattet-tiefsinnigen Musik von Hindemith schenkt. Im gut besuchten Bürgersaal sitzen die Zuhörer, die sich auf solche Musik einlassen können, darin versinken können. Belohnt wurde diese Hingabe nach der Pause mit dem Streichquartett op. 67 von Johannes Brahms aus dem Jahr 1875. Das Dover Quartet brachte den Romantiker zum Leuchten, trug im Gesamtklang nicht zu dick auf, blieb schlank in der Tongebung. Und trotzdem gab es die überzeugend wuchtigen Momente, wo es die Brahmssche Klangpracht verlangt. Wundersam verklärte Gesanglichkeit im "Andante", große Vitalität, Frische und Esprit im "Agitato" und "Poco Allegretto con Variazioni".

Am Ende großer Beifall und Bravo-Rufe, für die sich die Musiker des Dover Quartets mit einem koketten Satz aus Benjamin Brittens erstem Streichquartett bedankten.

Nächster Termin in der Klassik-Reihe des Bürgerhauses Pullach: Franz Vitzhum, Countertenor, Miriam Feuersinger, Sopran, mit dem Capricornus Consort Basel, 4. Dezember, 20 Uhr

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