Pullach:Entlastung für die Bürgermeisterin

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Bei Susanna Tausendfreund laufen alle Fäden zusammen - das soll sich künftig ändern. (Foto: Claus Schunk)

Berater empfehlen der Isartalgemeinde mehr Stellen im Rathaus und einen zusätzlichen Spitzenbeamten

Von Michael Morosow, Pullach

Die Gemeinde Pullach plagt ein Luxusproblem. Hinter Unterföhring und Grünwald ist sie die finanziell drittstärkste Kommune im Landkreis München, und erst am Dienstag hat Kämmerer Andre Schneider neue Rekordzahlen vorgestellt - das Haushaltsvolumen ist von 98 Millionen Euro auf 125 Millionen Euro angestiegen. Der Haushalt wurde mit zwölf zu zwei Stimmen beschlossen. Aber das ganze Geld nützt wenig, wenn man es nicht ausgeben kann. Grund: Die Rathausverwaltung, dabei insbesondere Bauamt und Bautechnik, sind überlastet, was dazu führt, dass ein ums andere Mal vom Gemeinderat beschlossene Projekte nicht zeitnah umgesetzt werden können und ins neue Haushaltsjahr verschoben werden müssen, zum Unwillen der Fraktionen.

Das soll sich jetzt ändern. Mit großem Interesse haben die Mitglieder des Gremiums die Ausführungen von Nikolai Kumpmann vom Büro Rödl und Partner und Andreas Nusser von der Bayerischen Akademie für Verwaltungsmanagement zur Kenntnis genommen, die im Auftrag der Gemeinde die gesamte Organisation des Rathauses auf den Prüfstand gestellt hatten und nun die Ergebnisse ihrer Untersuchungen vorstellten. Quintessenz ihrer Handlungsempfehlungen: Die Struktur der Pullacher Rathausverwaltung muss neu organisiert und professionalisiert, der Personalstamm um 5,8 Vollzeitstellen erweitert werden.

Die größte Stellschraube, an der gedreht werden soll, ist dabei die Installierung eines geschäftsleitenden Beamten im Rathaus - zur Entlastung von Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) und zur Stabilisierung der gesamten Organisation. Diese Zwischenebene war 1996 von der damaligen Bürgermeisterin Sabine Würthner (FDP) gestrichen worden.

"Alle Fäden laufen bei der Bürgermeisterin zusammen", stellte Kumpmann fest und riet dazu, diese zusätzliche Ebene zwischen der Rathauschefin und den Abteilungsleitern einzuziehen. 5,8 zusätzliche Stellen seien bereits im Finanzplan komplett abgebildet, aber bevor sie die Stelle eines geschäftsführenden Beamten ausschreibe, wolle sie darüber noch mit dem Gemeinderat sprechen, sagte Tausendfreund. Dabei dürfte sie bei der Mehrheit des Gremiums offene Türen einrennen. Andreas Most (CSU) sprach der Anstellung eines geschäftsführenden Beamten Charme zu und zählte die Bereiche auf, die direkt an die Bürgermeisterin berichten, darunter fünf Stabsstellen, acht Abteilungen und drei Tochtergesellschaften. "Das kann nicht gut gehen, das sind zu viele Stellen", sagte Most.

"Für mich wäre das tatsächlich eine Erleichterung, was Andreas Most gesagt hat, kann ich nur unterschreiben", sagte Tausendfreund am Mittwoch zur SZ. Ein Großteil ihrer Arbeit machten gegenwärtig "Personalführung und Fädenzusammenhalten" aus. Es wäre eine "riesige Entlastung" für sie, wenn sie organisatorische Aufgaben abgeben und somit andere Schwerpunkte setzen könnte. Aber erst einmal müsste ein geeigneter Bewerber gefunden werden. Er habe die Untersuchung der Organisation anfänglich skeptisch gesehen, sagte Holger Ptacek (SPD), jetzt aber sei er froh darüber. So habe die Untersuchung ergeben, dass die Verwaltung keinen Wasserkopf habe, sondern im Gegenteil zu wenig Personal. Sein Antrag auf eine zusätzliche Dreiviertel-Stelle für den Bauhof wurde mehrheitlich angenommen.

Auch Fabian Müller-Klug (Grüne) überzeugten die Handlungsempfehlungen von Berater Kumpmann. Er wartete mit einer Metapher auf: "Manchmal braucht ein Garten ein bisschen Pflege und einen neuen Zuschnitt."

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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