Chemiewerk:Ratlos nach dem Paukenschlag

Chemiewerk: Was wird aus dem Chemiewerk in Pullach, nachdem das Unternehmen United Initiators seine Pläne für eine Erweiterung abgeblasen hat? Diese Frage beschäftigt den Gemeinderat.

Was wird aus dem Chemiewerk in Pullach, nachdem das Unternehmen United Initiators seine Pläne für eine Erweiterung abgeblasen hat? Diese Frage beschäftigt den Gemeinderat.

(Foto: Claus Schunk)

In Pullach sind durch den Planungsstopp viele Fragen offen: Wie geht es mit United Initiators, dem Bürgerentscheid und den Vorhaben der Gemeinde weiter?

Von Michael Morosow, Pullach

Nach dem überraschenden Rückzug des Chemieunternehmens United Initiators von seinen Umbau- und Erweiterungsplänen in Pullach herrscht Ratlosigkeit bei den politischen Vertretern der Gemeinde. Zu den vielen Unwägbarkeiten, die das Bauleitverfahren von Beginn an begleitet haben, sind nun neue hinzugekommen, auf die es in der Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend im Bürgerhaus keine Antworten gab - auch nicht von UI-Geschäftsführer Andreas Rutsch, der dem Gremium lediglich kurz die bereits in einer Presseerklärung geäußerten Gründe des Unternehmens noch einmal erläuterte.

Die Fragen sind jetzt: Welche Auswirkungen hat der Rückzug von UI auf den Städtebaulichen Vertrag und die Grundvereinbarung, die Gemeinde und Unternehmen unterschrieben haben? Muss die Gemeinde jetzt ihre eigenen Vorhaben begraben, auf dem Firmengelände Flächen für einen Wertstoffhof, eine Energiezentrale und den Isartaler Tisch nutzen zu können? Sind nun Bürger- und Ratsbegehren, um deren Zulässigkeit die Bürgerinitiative "Schutz des Isartals" und die Gemeinde vor dem Verwaltungsgericht streiten, tatsächlich obsolet geworden? Und vor allem: Welche Pläne verfolgt jetzt das Unternehmen? Sie werde in den nächsten Tagen auf United Initiators zugehen und das Gespräch mit der Unternehmensleitung suchen, sagte Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) am Mittwoch zur SZ. "Wir brauchen Klarheit über die Grundlagen."

Eine Zeitlang hat es am Dienstag im Gemeinderat danach ausgesehen, als könnte der von der FDP-Fraktion ins Spiel gebrachte Vorschlag für einen runden Tisch bei allen Beteiligten Gefallen finden. Von UI-Chef Rutsch und Agenda-Sprecher Peter Kloeber wurde Zustimmung signalisiert, nicht aber von Kathrin Vögl, Sprecherin des Vereins "Schutz des Isartals", und der Bürgerinitiative. "Wir fühlen uns einigermaßen überrumpelt", sagte sie, und solange unklar sei, was United Initiators jetzt vorhabe, wolle sie auf jeden Fall erst einmal die Entscheidung des Verwaltungsgericht abwarten.

"Vielleicht hilft der Rückzug, die kontroverse, verfahrene Situation aufzulösen."

Daraufhin zog FDP-Gemeinderat Michael Reich den Antrag seiner Fraktion auf einen runden Tisch zurück, "weil es keinen Sinn macht", wie er sagte. Damit hatte sich auch die zuvor angeregte Debatte darüber erledigt, ob dieser von einem Moderator oder Mediator geleitet werden solle. Es sei eine "hochkomplexe Situation" entstanden, sagte Bürgermeisterin Tausendfreund tags darauf, "aber vielleicht hilft der Rückzug von United Initiators, die kontroverse, verfahrene Situation aufzulösen."

Andreas Most (Pullach Plus) hätte sich von einem runden Tisch ohnehin nicht allzu viel versprochen. Damit wären die Grundziele von UI und Gemeinde nicht vom Tisch. Die Standpunkte seien konträr. Entscheidend sei nunmehr, wie beide Seiten weiter vorgehen. Ein runder Tisch ergebe in seinen Augen erst Sinn, wenn diese Frage geklärt sei. Zuvor hatte Renate Grasse von den Grünen zu bedenken gegeben, dass es nicht Aufgabe der Gemeinde sei, einen runden Tisch zu organisieren.

UI-Geschäftsführer Andreas Rutsch sagte in seiner kurzen Rede, seiner Meinung nach hätten Gemeinde und Unternehmen einen bestmöglichen Kompromiss gefunden, der für beide Seiten Vorteile gebracht hätte. Es sei bedauerlich, dass man jetzt in eine vertrackte Lage gekommen sei und das Unternehmen Anfeindungen ausgesetzt sei, die ein erträgliches Maß überschritten hätten. Mit der Entscheidung, den 2019 beim Landratsamt München gestellten Antrag zur Errichtung eines Lagers für organische Peroxide am Standort Pullach zurückzunehmen, wolle man einen Beitrag leisten, dass wieder Ruhe einkehre.

Möglicherweise wird sich der UI-Geschäftsführer an diesem Donnerstag am Stammtisch der Pullacher SPD in der Waldwirtschaft Großhesselohe (Beginn: 19 Uhr) detaillierter zu den aktuellen Plänen des Unternehmens vor dem Hintergrund der neuen Entwicklung äußern. SPD-Gemeinderat Holger Ptacek sagte am Mittwoch, der Termin mit Rutsch stehe auch nach der Entscheidung von UI, seine ursprünglichen Pläne am Standort Pullach zu beenden.

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