Jugendbegegnung:Olympischer Geist zieht in Burg Schwaneck ein

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Beim multikulturellen Fest auf der Burg Schwaneck präsentierten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Tracht aus ihrem Land. (Foto: Claus Schunk)

Beim internationalen Jugendforum der Coubertin-Schulen in Pullach stehen sportliche Vergleiche und Diskussionen zum Weltfrieden auf dem Programm.

Von Michael Morosow, Pullach

Vom olympischen Motto "Dabei ein ist alles" hält der 17-jährige Norweger Grung Thallang offenbar nicht viel. Auf den letzten Metern des 1,7 Kilometer langen Crosslaufes zieht er mit letzter Kraft noch einen Spurt an und stürzt förmlich nach 5:53 Minuten ins Ziel. Eine gute Zeit für sein junges Alter, deutlich schneller etwa die eines indischen Starters, für den die Stoppuhr nach mehr als sieben Minuten stehen blieb und der keuchend in den Armen zweier Japanerinnen landet. Auch ihm ist Beifall sicher. Es herrscht internationales Flair hier am Fuße der Burg Schwaneck in Pullach, über die eine Woche lang der olympischen Geist wehte. Pierre de Coubertin hätte seine Freude an dem Treiben hier und auch an dem Motto, das für die 13. Auflage des internationales Jugendforums der Pierre de Coubertin Schulen ausgegeben wurde: "Der Olympismus ermutigt die Jugend, nach internationaler Freundschaft und Frieden zu streben." Passend zur derzeit angespannten Weltlage.

Die Delegationen tischten auch typische Speisen aus ihrem Land auf. (Foto: Claus Schunk)

Delegationen aus 19 Ländern und vier Kontinenten waren dazu am Dienstag in Pullach angekommen, um sich eine ganze Woche lang in friedlichen und fairen Wettkämpfen zu messen und damit einen Beitrag zu Völkerverständigung und Weltfrieden zu leisten, ganz im Sinne von Pierre de Coubertin, dem Gründer des Internationalen Olympischen Komitees. Entsprechend den fünf olympischen Ringen wetteiferten 60 Jugendliche in fünf Bereichen um die Coubertin-Medaille, die am Ende vergeben wurde. Neben Sport zählen dazu die Kategorien Wissen, Kunst, soziales Engagement und Diskussionen zu olympischen Werten.

Aus 19 Ländern und vier Kontinenten kommen die 60 Jugendlichen auf der Burg Schwaneck

Das Jugendforum hatte dabei den Charme, beinahe in Sichtweite des Münchner Olympiaturms stattzufinden. Man sei sehr glücklich darüber, dieses internationale Treffen in die zahlreichen Veranstaltungen anlässlich "50 Jahre Olympische Spiele von München" einreihen zu dürfen, sagt Ines Nikolaus, Vizepräsidentin des Internationalen Coubertin Komitees und seit 25 Jahren Leiterin des Internationalen Netzwerkes der Coubertin-Schulen. Am Sonntag steht denn auch ein Ausflug nach München auf dem Programm, wo Arno Hartung, der langjährige Chef der Olympiapark GmbH im Olympiastadion, auf die Teilnehmer wartet. In der Landeshauptstadt werden die 60 Jugendlichen aus aller Herren Länder auch auf Gleichaltrige einer Münchner Coubertin-Schule treffen, die eine digitale Stadtführung entwickelt haben.

Jede Delegation präsentierte ihr Land an einem Stand. (Foto: Claus Schunk)

"Five, four, three, two, go" - Semir Kamhawi gibt das Signal zum zweiten Crosslauf, während ein mit Lebensmittel beladener Lastwagen in den Burghof einbiegt. "It's for our dinner", erklärt ein österreichisches Mädchen einer Gleichaltrigen aus Frankreich. Der Speiseplan ist selbstredend international. Semir Kamhawi unterrichtet in Würzburg Sport und Geologie, dass er vom olympischen Geist beseelt ist, sieht man ihm auf den ersten Blick an: Der Pädagoge hat sich extra für das Jugendforum in Pullach einen Coubertin-Bart wachsen lassen, einen Schnurrbart mit ausladenden Enden. Von Kollegen sei er deshalb bereits belacht worden, sagt er schmunzelnd.

An sportlichen Vergleichen warten auf die 16 bis 18 Jahre alten Teilnehmer neben dem Crosslauf noch vier weiter Disziplinen, die man heute bei olympischen Spielen freilich nicht mehr zu sehen bekommt: ein Hürdenlauf über zwei mal 50 Meter etwa oder der Steinwurf, wobei Kamhawi den passenden Stein dafür noch an der Isar finden wollte. Schließlich noch der antike Weitsprung, der sich dadurch auszeichnet, dass die Athleten fünf Sprünge aneinanderreihen, dabei aber an beiden Händen je ein Kilogramm Gewicht mittragen müssen, als sogenannte Schwungmasse. Hierbei sei die richtige Koordination wichtig, erklärt der Sportlehrer. Auch eine Paralympic-Disziplin steht auf dem Programm: Kegeln in sitzender Position.

Die Tracht muss sitzen. Teilnehmer auf der Burg Schwaneck beim multikulturellen Fest zu 50 Jahre Olympische Spiele in München. (Foto: Claus Schunk)

In Kunst- Musik- und Tanzworkshops kamen und kommen die Jugendlichen außerdem zusammen und auch bei mehreren Diskussionsrunden, so etwa am Freitag, da der Beitrag des Sports zum Weltfrieden erörtert wurde - ein sensibles Thema laut Ines Nikolaus, zumal für einen Jungen und zwei Mädchen sowie deren Lehrerin aus der ukrainischen Stadt Dnipro, in der 2018 eine Coubertin-Schule eingeweiht wurde. "Da muss man schon mal einen in den Arm nehmen, wenn schlechte Nachrichten aus der Heimat eintreffen", sagt Nikolaus.

Zu den Höhepunkten des internationalen Jugendforums zählte zweifelsohne die Mini-Expo am Donnerstagabend, wo jede Delegation in Nationalkostümen mit einem Stand und traditionellen Tänzen ihr Heimatland vorgestellt hat. Ein farbenprächtiges und multikulturelles Spektakel war dies. Am Samstagabend steht die Schlusszeremonie an und die Präsentation der Kunstworkshops, am Sonntag die München-Exkursion, am Montag die Heimreise der Delegationen - wohl mit olympischen Feuer im Herzen.

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