80 Jahre KriegsendeVom Nazi-Nest zum Kriegsgefangenen-Lager

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Reichssiedlung für gehobene NS-Kader und Tatort: Martin Bormann (rechts) empfängt im Mai 1944 in Pullach den kroatischen Ustascha-Führer Lovro Sušić.
Reichssiedlung für gehobene NS-Kader und Tatort: Martin Bormann (rechts) empfängt im Mai 1944 in Pullach den kroatischen Ustascha-Führer Lovro Sušić. (Foto: Library of Congress, Washington DC, LOT 8566)

Die „Reichssiedlung Rudolf Heß“ in Pullach war während der NS-Zeit ein Hort hoher Parteikader. Als die siegreiche US-Armee sie Anfang Mai 1945 übernimmt, interniert sie in unmittelbarer Nähe ehemalige Wehrmachtsangehörige. Schon zwei Jahre später darf der frühere Chef der Abteilung „Fremde Heere Ost“ Reinhard Gehlen hier den Vorläufer des BND aufbauen.

Von Laura Geigenberger, Bernhard Lohr, Pullach

Pullach erlebt im Frühjahr 1945 chaotische Tage. Die letzten hohen Parteikader und ihre Familien haben die „Reichssiedlung Rudolf Heß“ fluchtartig verlassen. Die US-Armee ist seit 1. Mai am Ort. Und Pfarrvikar Karl Wagner schildert als Zeitzeuge, wie in dem „vielberühmten Nazi-Nest“ der NS-Ortsgruppenleiter, „der bis zum letzten Atemzug ‚Heil Hitler‘ schrie“, tagelang tot auf der Straße liegt. Bedeckt nur mit einem Plakat, auf dem steht: „Das verdanken wir dem Führer.“ Mit dem offiziellen Kriegsende am 8. Mai ziehen die neuen Herren endgültig andere Saiten auf: Ausgerechnet dort, wo Größen des NS-Staats vornehm lebten und Diktator Adolf Hitler ihrer Vorstellung nach in der Bunkeranlage „Siegfried“ das Blatt am Ende noch hätte wenden sollen, richten die Amerikaner ein Kriegsgefangenenlager ein.

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Am 9. April 1945 entdeckt ein US-Pilot zufällig im Wald bei Brunnthal deutsche Düsenjets und Bomber, welche die Wehrmacht vor Luftangriffen der Amerikaner auf die Flugplätze Riem und Schleißheim versteckt haben. Am Ende des Tages sind rund 70 Maschinen zerstört – es ist die Vorbereitung für den Vormarsch der Bodentruppen auf München.

SZ PlusVon Bernhard Lohr

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