Schon lange wird über ein Konzept für das sanierungsbedürftige und denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in Pullach diskutiert. Nun liegt eine neue Idee auf dem Tisch: Ein Bürgerrat nach Vorarlberger Vorbild soll die künftige Nutzung und die Gestaltung des direkten Umfelds konzipieren. Das hat der Gemeinderat auf einen Antrag der Fraktionen der Grünen, der SPD und der Gruppierung Pullach Plus am Mittwoch mit einer knappen Mehrheit beschlossen. Ein Argument der Antragsteller: Bei dieser Beteiligungsform sei die Akzeptanz sehr groß.
Vergangenes Jahr besuchte eine Delegation des Gemeinderats, der Rathausverwaltung und der Agenda 21 Vorarlberg, um sich über die Modalitäten des dortigen Modells eines Bürgerrats bei kommunalen Planungen und Bauvorhaben zu informieren. Die Antragsteller waren sehr angetan und griffen die Idee daher nun auf. Kurz dargestellt funktioniert die Beteiligungsform so: Nach dem Zufallsprinzip werden 12 bis 15 Bürger ermittelt, die dann den Bürgerrat bilden.
In mehreren Workshops werden dann unter Anleitung eines Moderationsbüros Ideen und Beiträge für das jeweilige Projekt entwickelt. Die Teilnehmer des Bürgerrats erhalten im Vorfeld Informationen, etwa zum Denkmalschutz oder zum Ortsentwicklungsplan, um sich sachlich und fachlich über die Möglichkeiten der Nutzung ein Bild machen zu können.
Renate Grasse von den Grünen hob bei der Erläuterung des Antrags vor allem hervor, dass durch das Zufallsprinzip bei der Auswahl des Bürgerrats ein Durchschnitt der Bevölkerung zusammenkomme, der die verschiedenen Interessen vertrete. Der Bahnhof sei ein wichtiger Punkt in der Gemeinde, mit dem sich alle identifizierten. Andreas Most (Pullach Plus) verwies darauf, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung für diese Art der Bürgerbeteiligung extrem groß sei.
Trotz der recht begeisterten Darstellung durch die Antragsteller blieben bei einigen Gemeinderäten Zweifel. So kritisierte Michael Reich (FDP) unter anderem, dass die zufällige Auswahl der Teilnehmer mit demokratischen Regeln nichts zu tun habe. Bei der CSU kam die Frage auf, wer sicherstelle, dass keine Beeinflussung durch die Rathausverwaltung stattfinde.
Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) versicherte, dass kein Einfluss genommen werde, an Materialien werde unter anderem zur Verfügung gestellt, was es zum Bahnhof schon gebe. Holger Ptacek (SPD) verwies darauf, dass auch in der Athener Demokratie Ämter per Los vergeben worden seien. Man solle den Bürgerrat als Chance sehen. Wenn es nicht funktioniere, habe man sich nichts vergeben. Am Ende wurde der Antrag mit zehn zu acht Stimmen angenommen.