Pullach:Auf zum Hindukusch

Pullach: Erich Vad, ehemaliger Brigadegeneral, sprach beim Jahresempfang der CSU in Pullach.

Erich Vad, ehemaliger Brigadegeneral, sprach beim Jahresempfang der CSU in Pullach.

(Foto: Claus Schunk)

Ehemaliger General analysiert bei CSU-Empfang die Weltlage

Von Michael Morosow, Pullach

Unterm Ziegelgewölbe des nur per elektronischem Chip betretbaren Weinklubs "Tresor Vinum" sind gewöhnlich gut situierte Weinliebhaber unter sich, lassen sich in Designerstühlen oder an einer Theke aus massivem Eichenholz teure Tropfen schmecken und räsonieren über die Zeitläufte. Hier im ehemaligen Eiskeller, nur einen Steinwurf entfernt von den traditionell ebenso abgeschotteten Spionen des Bundesnachrichtendienstes, kann man leicht die Welt um sich herum vergessen. Am Donnerstag beim Jahresempfang der CSU Pullach war dies nur schwer möglich. Festredner Erich Vad, Brigadegeneral a. D., langjähriger Militärberater von Kanzlerin Angela Merkel und 2002 Mitglied in Edmund Stoibers Wahlkampfteam, packte die große, weite Welt sinnbildlich an beiden Polen, drehte sie munter in alle Richtungen und beglückte die circa drei Dutzend Christsozialen mit seinen nationalen und internationalen Sicherheits- und Risikoeinschätzungen.

Ehe er seine Zuhörer über den Hindukusch führte, oder mit ihnen auf der Seidenstraße wandelte, hielt er sich aber eine Zeitlang im eigenen Land auf, wo Kanzlerin Angela Merkel "steht wie ein Fels in der Brandung" und eine Fortsetzung der großen Koalition eine gute Sache wäre. Auch Horst Seehofer habe seine Sache super gemacht, sei aber in die Jahre gekommen, deshalb würden bald Markus Söder oder Ilse Aigner kommen. Die stellvertretende Ministerpräsidentin hätte jetzt wohl einen noch größeren Stein im Brett der Pullacher CSU, wenn sie sich an diesem Abend im "Tresor Vinum" tatsächlich die Ehre gegeben hätte. "Wenn es ihr rausgeht, kommt sie", hat sie laut dem Pullacher CSU-Chef Hans Ehm ("Das wäre der Knüller".) gesagt. Es ging ihr nicht raus.

So versäumte auch sie Vads Schilderung seiner kurzen Unterhaltung mit einem Harvard-Professor. Die Welt sei so friedlich wie nie, habe dieser gesagt. "Es gibt Leute, die sitzen in ihrem Haus und fühlen sich wohl, und merken gar nicht, dass ihr Haus brennt", habe er geantwortet. 60 Prozent aller Länder seien fragil, deren Staatlichkeit infrage gestellt. In Deutschland lebe man in einem Paradies, noch. Europa sei reich, alt und schwach, zitierte er den früheren Außenminister Joschka Fischer. Die Nato müsse reformiert werden, Deutschland sei militärisch noch nie so abhängig von den USA gewesen, die jedoch auf dem internationalen Parkett an Einfluss verlören, China entwickle sich zur neuen Macht, aber auf kluge, friedliche, nicht militärische Art.

Dass die CSU 2018 wieder zu alter Größe in Bayern finden soll ("Deshalb keine Zweitstimme für die FDP"), hatte Ehm zu Beginn des Jahresempfangs gesagt. Und die Pullacher CSU, die derzeit von Susanna Tausendfreund von den Grünen regiert wird? "Wir wollen wieder den Bürgermeister stellen", sagte Ehm. Im ehemaligen Eiskeller kann man leicht die Welt um sich vergessen.

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