Pullach:Auf dem Weg zur Bio-Gemeinde

Fairtrade Olching

Pullach will sich so wie Olching mit dem Fairtrade-Siegel schmücken.

(Foto: Günther Reger)

Die Gemeinde bewirbt sich als Fairtrade-Town und will sogar noch einen Schritt weiter gehen: Bei der Anschaffung sollen regionale und ökologisch erzeugte Produkte bevorzugt werden.

Von Melanie Artinger, Pullach

Das Bewusstsein für gerechte Produktionsbedingungen sowie umweltschonende Herstellungs- und Handelsstrukturen wächst. In mehr als 26 Ländern weltweit gibt es schon rund 2000 sogenannte Fairtrade-Towns, nun will sich auch die Gemeinde Pullach um den Titel bewerben. Im Landkreis München dürfen ihn bereits Neubiberg, Gräfelfing und Unterschleißheim führen.

Die Initiative geht zurück auf einen Antrag der lokalen Agenda 21 von vor einem Jahr. In einem aktuellen Aufruf des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit bat auch Bundesminister Gerd Müller die Kommunen um ihre Mitarbeit. Fair Trade ist eine Strategie zur Armutsbekämpfung. Produkte, die das entsprechende Siegel tragen dürfen, verbessern die Arbeits- und Lebensbedingungen von Familien in Entwicklungsländern und verringern das Risiko ausbeuterischer Kinderarbeit. "Das bedeutet Entwicklungshilfe im besten Sinne des Wortes, nämlich Hilfe zur Selbsthilfe", lobt Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne). Voraussetzung für die Bewerbung ist ein Beschluss des Gemeinderats, der mit zwölf zu sechs Stimmen gefasst wurde.

Vorbild Rathaus

In Zukunft sollen unter anderem bei allen öffentlichen Sitzungen und im Büro der Bürgermeisterin fair gehandelter Kaffee und Getränke ausgeschenkt werden. Ralph Baasch, Leiter der Abteilung Umwelt, plant mit der Unterstützung der Servicestelle "Kommunen in der einen Welt" eine Schulung für Rathausmitarbeiter, um nachhaltige Beschaffung zu ermöglichen. "Als öffentlicher Auftraggeber üben wir eine wichtige Vorbildfunktion aus und sollten unser großes wirtschaftliches Potenzial nutzen", unterstreicht Tausendfreund.

Die Gemeinde Pullach will aber noch einen Schritt weiter gehen. "Das Projekt heißt jetzt: regional - biologisch - fairtrade. Das schließt sich ja nicht aus", erläutert der Sprecher der Agenda 21, Bert Eisl. Produkte, die in gleicher Qualität regional und am besten noch biologisch erzeugt werden, sollten unter Berücksichtigung der Gesamtökobilanz bevorzugt werden. Auch der Energieverbrauch und die Umweltverschmutzung durch Transportwege fallen also bei zukünftigen Kaufentscheidungen ins Gewicht. Darüber hinaus gilt es, noch weitere Kriterien zu erfüllen.

Schulen sollen mitmachen

Eine lokale Steuerungsgruppe mit Vertretern aus der Agenda 21 sowie den Bereichen Politik und Wirtschaft soll die Aktivitäten auf dem Weg zur Fairtrade-Gemeinde koordinieren. Mindestens vier Einzelhandelsgeschäfte sowie zwei Cafés und Restaurants in der Gemeinde sollen in Zukunft wenigstens zwei Produkte aus fairem Handel anbieten. Auch öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Vereine oder Kirchengemeinden sollen Fairtrade-Produkte verwenden. Die beiden Pfarrer Wolfgang Fluck und Martin Zöbeley haben ihre Zusammenarbeit bereits zugesagt. Auch Bildungsaktivitäten zum Thema sind Bestandteil der Bewerbung.

Die Agenda 21 plant bereits eine Veranstaltung, bei der neben Mitmach-Hilfen, die den Pullachern an die Hand gegeben werden sollen, diskutiert wird, wie sich das Motto "regional - biologisch - fairtrade" mit dem persönlichen Einkaufsverhalten in Einklang bringen lassen.

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