Süddeutsche Zeitung

Pullach:Absteigen im Einkaufszentrum

Das Pullacher AEZ wird abgerissen und durch einen größeren Neubau mit Drogeriemarkt und Hotel ersetzt. Die Befürworter wollen so den Standort stärken, Kritiker fürchten Konkurrenz für die Läden im Zentrum.

Von Michael Morosow, Pullach

Am Ende trat die Antragsstellerin Evi Brandl vor den Gemeinderat, bedankte sich für die mehrheitliche Zustimmung für ihr Vorhaben und versprach: "Wir wollen des Beste für Pullach daraus machen." Ob der Abriss des Einkaufszentrums AEZ am Ortsrand der Isartalgemeinde und ein Neubau an gleicher Stelle, aber mit größeren Dimensionen, einem Drogeriemarkt, einem Hotel, einer Tiefgarage und einem Gewerbehof gut für Pullach ist, darüber hatte das Gremium zuvor angeregt diskutiert. Und schließlich mit 15 zu 5 Stimmen der dafür notwendigen Änderung zweier Bebauungspläne zugestimmt.

Dass das in die Jahre gekommene AEZ in seinem heutigen Zuschnitt keine große Zukunft mehr hat, darüber herrscht weitgehend Einigkeit im Gemeinderat. Wenn nun demnächst die Bagger anrücken, wird aber nicht nur das AEZ abgerissen, auch die Gebäude werden plattgemacht, in denen bislang das Umzugsunternehmen Helm und die Automatendreherei Josef Rauscher zu Hause sind.

Architekt Michael Winkelmann stellte die umfangreichen Pläne seiner Auftraggeberin auf dem 12 500 Quadratmeter großen Areal vor. Das AEZ mit auf 3600 Quadratmetern erweiterter Verkaufsfläche wird demnach nach Süden hin verschoben und ebenso auf Stelzen stehen wie der Drogeriemarkt im Norden. Über dem AEZ wird ein Hotel errichtet werden. Nördlich des Drogeriemarktes, der mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche im Bauplan eingezeichnet ist, wird auf 665 Quadratmetern ein Gewerbehof entstehen. Und schließlich ist unter dem Lebensmittelmarkt noch eine Tiefgarage mit bis zu 2,80 Meter breiten Stellplätzen vorgesehen. Architekt Winkelmann kündigte auch Dachbegrünungen und eine Entsiegelung von Flächen auf dem Areal an.

"Wir brauchen in der Ortsmitte einen Anker."

Er konnte nicht alle im Gremium überzeugen. Eine der fünf Gegenstimmen kam von Walter Mayer (CSU). "Wenn wir das in vollem Umfang unterstützen, dann sind wir auf dem falschen Weg", sagte Mayer, der sich nicht nur an den auf insgesamt 4400 Quadratmeter messenden Verkaufsflächen stieß, die er aus raumplanerischer Sicht nicht gutheißen könne. Er brachte auch sicherheitsrelevante Aspekte ins Spiel, weil in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen AEZ der Chemiekonzern United Initiators steht. Er werde prüfen, welche Möglichkeiten es gebe, über Ministerien das Ganze noch einmal aufzurollen, sagte Mayer.

"Wir brauchen in der Ortsmitte einen Anker", sagte Arnulf Mallach (SPD). Die Gemeinde an ihrem südlichen Rand zu entwickeln, sei ein falscher Schritt zum falschen Zeitpunkt, die Ortsmitte werde dadurch nur weiter geschwächt, kritisierte er. Ins gleiche Horn stieß Alexander Betz von der FDP, der nicht nur die großen Fläche der Drogerie und des Hotels problematisch für die Ortsmitte findet, sondern auch die vorgesehen kleinen Läden wie eine Papeterie.

Schwieriger Abwägungsprozess

Am Ende setzten sich aber dennoch die Befürworter des großen Umgriffs an der Wolfratshausener Straße in Höllriegelskreuth durch, und eines ihrer Hauptargumente lautete: In der Ortsmitte ist ohnehin keine ausreichend große Fläche für einen Drogeriemarkt vorhanden. Und auch das Hotel, so sagte Cornelia Zechmeister (Wir in Pullach), stelle keine Konkurrenz für die Hoteliers in der Ortsmitte dar. Sogar als Stärkung des Standortes bezeichnete Andreas Most von der CSU die Ansiedelung eines Hotels am Ortsrand. "Was passiert, wenn wir heute nicht zustimmen", fragte Most rhetorisch in die Runde und liefert selbst die Antwort: "Wir würde schleichend eine Industriebrache bekommen."

Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund von den Grünen sprach von einem schwierigen Abwägungsprozess, betonte aber, dass man am Anfang eines Bebauungsplan-Änderungsverfahrens stehe. "Wir werden Einwendungen bekommen", prophezeite sie.

In einer früheren Version war das AEZ in Großhesselohe am nördlichen Rand von Pullach verortet worden.

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SZ vom 01.03.2019/hilb
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