Private Sicherheitsdienste:Kontaktaufnahme im Park

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Andrea Wolfmayer und Christoph Garrouty patrouillieren mit "Final Destination" durch den Landschaftspark. (Foto: Claus Schunk)

In immer mehr Kommunen sehen private Sicherheitsdienste nach dem Rechten. Sie treffen auf renitente Hundebesitzer und feiernde Jugendliche - in den Rathäuser wird die Zusammenarbeit gelobt.

Von Patrik Stäbler, Landkreis

Schon seit 14 Uhr patrouillieren Andrea Wolfmayer und Christoph Garrouty durch den Landschaftspark Hachinger Tal, die zwei haben diverse "Hotspots" besucht, wie Garrouty sie nennt, doch alles ist ruhig gewesen. Bis jetzt. Während die Sonne hinter den Hügeln am Ende der Landebahn verschwindet, stößt das Duo erstmals auf "Ärger", so wird das Garrouty später bezeichnen. Gemeint ist ein Mann, der seinen Hund frei laufen lässt - ungeachtet des Leinenzwangs, der abseits der sogenannten Hundemeile im Park gilt. Auch nach einem freundlichen Hinweis vonseiten der zwei Uniformierten weigert sich der Hundebesitzer, ihrer Aufforderung Folge zu leisten. Erst als Garrouty etwas deutlicher wird, zieht der Mann doch noch eine Leine hervor und schnallt seinen Hund an.

Nun können Wolfmayer und Garrouty weiterziehen, gemeinsam mit "Final Destination", einem holländischen Schäferhund. Er soll einerseits die Kontaktaufnahme zu den vielen Hundebesitzern im Park erleichtern. Andererseits dient "Final Destination" auch zum Schutz - wenn es mal nicht nur ein renitenter Hundebesitzer ist, den es zu maßregeln gilt, sondern zum Beispiel eine Gruppe Halbstarker, die zu später Stunde Party machen und schon reichlich Alkohol intus haben. Überdies hat Garrouty ein Pfefferspray dabei - jedoch nicht für Menschen, wie er betont, sondern für den Fall, dass ihn ein Hund attackiere.

Im Sommer bis zu 150 Stunden im Park unterwegs

Derart ausgerüstet könnte man die zwei Uniformierten schnell für Polizisten halten - zumal sie hier im Landschaftspark für Sicherheit und Ordnung verantwortlich sind. Doch das Duo gehört vielmehr dem privaten Sicherheitsdienst Ehrl an, der im Auftrag der Gemeinde Unterhaching auf dem Gelände des früheren Fliegerhorsts Neubiberg nach dem Rechten schaut - seit nunmehr zehn Jahren. Damals seien zahlreiche Anfragen aus der Bevölkerung im Rathaus eingegangen, wonach es einer verstärkten Kontrolle des 126 Hektar großen Areals bedürfe, sagt Gemeindesprecher Simon Hötzl.

Inzwischen ist der Sicherheitsdienst im Sommer bis zu 150 Stunden pro Monat im Park unterwegs. Neben Hunden, die nicht angeleint sind, seien feiernde Jugendliche ein immer wiederkehrendes Thema, vor allem am Wochenende und zur Ferienzeit, sagt Agnieszka Domaszewicz, Einsatzleiterin bei der Firma Ehrl. Sie betont den engen Kontakt, den ihr Unternehmen zur Gemeinde pflege: "Wir sind ständig im Austausch und setzen uns einmal im Monat zusammen."

Etwa 30 000 Euro im Jahr lassen sich Unterhaching, Ottobrunn und Neubiberg die Kontrollen kosten - und damit sind sie im Landkreis nicht allein. Auch in Garching und Haar sowie an mehreren Badeseen patrouillieren ein private Sicherheitsdienste; am meisten investiert landkreisweit jedoch Unterschleißheim. Dort hat der Stadtrat 2002 beschlossen, einen Sicherheitsdienst zu engagieren, nachdem sich die Beschwerden über Lärm, unangeleinte Hunde, unerlaubtes Grillen sowie Vandalismus gehäuft hatten, vor allem im Valentins-park, sagt Rathaussprecher Steven Ahlrep. Mit den Kontrollen habe die Kommune von Beginn an "gute Erfahrung gemacht", sagr Ahlrep, worauf die Einsatzzeiten über die Jahre stetig ausgebaut wurden. Zuletzt zahlte die Stadt 115 000 Euro für den Sicherheitsdienst.

Polizei hält Einsatz von Sicherheitsfimen für sinnvoll

Bleibt die Frage, wieso es die Patrouillen überhaupt braucht, wo es doch die Polizei gibt, und deren Chefs in jeder Bürgerversammlung im Landkreis betonen, wie sicher man hier lebe. Als Antwort verweist die Gemeinde Haar, die seit 2012 einen Sicherheitsdienst beauftragt, beispielhaft auf den Abenteuerspielplatz in Eglfing, wo Jugendliche oft Partys gefeiert und zerbrochene Flaschen sowie Müll hinterlassen hätten. Nachdem der Sicherheitsdienst dort mehrfach kontrolliert hatte, habe sich das Problem gelöst. "So etwas kann man der Polizei nicht zumuten", heißt es aus dem Rathaus, "dafür ist sie auch nicht zuständig".

Der Kleintransporter mit dem Hundekäfig ist immer mit dabei, wenn es auf Streife geht. (Foto: Claus Schunk)

Bei der Deutschen Polizeigewerkschaft sieht man den Einsatz von privaten Sicherheitsfirmen in Kommunen für bestimmte Bereiche durchaus als sinnvoll. Schließlich könne dies dazu beitragen, die Polizei zu entlasten, sagt der Landesvorsitzende in Bayern, Rainer Nachtigall. Jedoch müssten Gemeinden ihr Augenmerk darauf legen, seriöse Anbieter zu finden. "Wichtig ist, dass die Leute ein Mindestmaß an Ausbildung haben", sagt Nachtigall - wohl wissend, dass es in der Branche etliche schwarze Schafe gibt. So fordert sogar der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft, dem etwa tausend Firmen angehören, mehr staatliche Regulierung. "Das ist außergewöhnlich, aber notwendig, um die Qualität der Branche zu verbessern", sagte kürzlich der Verbandspräsident Gregor Lehnert.

Derweil gibt es im Falle der privaten Sicherheitsdienste im Landkreis "keine besondere Zusammenarbeit" mit der Polizei, sagt deren Sprecher Peter Werthmann. Um "mögliche Lücken" in puncto Sicherheit und Kontrolle zu füllen, plädiert er vielmehr für die Einführung einer Sicherheitswacht, bei der Ehrenamtliche von der Polizei ausgebildet werden, ehe sie auf Streife gehen. In mehreren Landkreisgemeinden wie Ottobrunn und Haar gibt es solche Bürgerpatrouillen bereits; in Garching, Unter- und Oberschleißheim hingegen ist ihre Einführung zuletzt am Widerstand der Gemeinderäte gescheitert. Die Mitglieder der Sicherheitswacht haben freilich kaum mehr Befugnisse als jeder Bürger - und gleiches gilt für die Mitarbeiter der Sicherheitsdienste. Ihnen wird zumeist von der Kommune das Hausrecht übertragen, sodass sie Platzverweise oder Hausverbote erteilen können. Des Weiteren dürfen sie Personalien aufnehmen - so wie es Christoph Garrouty beinahe auch im Fall des Hundebesitzers im Landschaftspark getan hätte. Und würde dieser sich weigern? Dann bliebe ihm nur noch eines übrig, sagt Christoph Garrouty. "Dann müsste ich die Polizei rufen."

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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