Premiere: "Rettet die Vögel":Teufelspakt im Bahnhofsviertel

Ein Spieler und Trinker geht einen verhängnisvollen Pakt mit dem Teufel ein. Bei der Premiere von "Rettet die Vögel" folgen die Zuschauer ihm durch das Münchner Bahnhofsviertel.

Ana Maria Michel

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(Foto: online.sdemuenchen)

Ein Spieler und Trinker geht einen verhängnisvollen Pakt mit dem Teufel ein. Bei der Premiere von "Rettet die Vögel" folgen die Zuschauer ihm durch das Münchner Bahnhofsviertel.  Vor der Import Export Bar in der Goethestraße wartet an diesem Montagabend bei der Premiere von Rettet die Vögel ein blauer Touristenbus. Aber zunächst betreten die Zuschauer das Hauptquartier des Stadtprojekts Munich Central, das sich an diesem Abend in ein Varieté verwandelt hat. Der Musiker und Regisseur Bülent Kullukcu inszeniert hier die Geschichte Ortners Erzählung von Ernst Jünger: Ein mysteriöser Mann (Stefan Merki) betritt die Bühne, seine Augen wandern im Publikum umher wie die eines Reptils. Bei der Premiere von Rettet die Vögel spielt sich Unglaubliches ab.

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"Ziehen Sie eine Karte", fordert der Mann eine Zuschauerin auf. Mit Hilfe seines Assistenten (Andreas Birthelmer) führt er einen Kartentrick vor - und tatsächlich fällt am Ende die richtige Karte aus dem schwarzen Tuch. Die Tür der Import Export Bar öffnet sich. Herr Ortner (Steven Scharf) und seine Frau (Anastasia Papadopoulou) fallen hinein. Sie verhalten sich wie Zuschauer, die zu spät gekommen sind, und nehmen am nächsten Experiment des Magiers teil: Dieses Mal liest dieser die Gedanken des Publikums. Als Ortner an der Reihe ist, ruft er aus "Amazonien".

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Das Publikum wird aufgefordert, in den blauen Bus vor der Import Export Bar einzusteigen. Wohin die Reise gehen wird, weiß niemand.

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Der Bus fährt los, er biegt langsam in die Pettenkoferstraße ein, dann nach rechts in die Paul-Heyse-Straße Richtung Hauptbahnhof. Im Bus ertönt aus den Lautsprechern der Anfang von Ortners Erzählung von Ernst Jünger: Ortner erzählt, wie er sich Ausschweifungen, wie "dem rohen Trunke, der Gesellschaft von Dirnen, wie sie in den Elendsvierteln hausen, und vor allem dem Glücksspiel in den Spelunken der großen Stadt" hingibt. Der Bus fährt an Sexshops und Spielhöllen vorbei. Man kann sich gut vorstellen, dass Ortners Geschichte genau hier spielen könnte, in Münchens Bahnhofsviertel.

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Der Bus fährt zurück in die Goethestraße und hält vor der Import Export Bar. Dort sitzt Ortner im Schaufenster, er trinkt sein Glas leer. Für ein volles würde er dem Teufel seine Seele verkaufen, denkt sich Ortner. "Blackberry-Brandy", sagt der mysteriöse Gedankenleser, der in diesem Moment vor Ortner auftaucht. Der Fremde bietet ihm an, ihm ein Wissen zu verschaffen, bei dem er stets gewinnt, Ortner schlägt ein.

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Der Bus fährt wieder los, er nimmt den selben Weg: Pettenkoferstraße, Paul-Heyse-Straße. An einer Kreuzung kurz vor dem Hauptbahnhof steht Ortners Frau mit einem Koffer. Passanten schauen dem Bus nach, die Zuschauer fragen sich, welche Personen auf der Straße zur Inszenierung gehören und welche nur zufällig da sind. Der Bus biegt in eine kleine Gasse ein und steuert auf die St.-Pauls-Kirche zu. Ortner und der teuflische Gedankenleser warten bereits vor dem Eingang der Kirche. Die Situation ist gespenstisch. Der bisher namenlose Mann entpuppt sich als ein gewisser Dr. Fancy. Die Zuschauer recken die Köpfe, um sehen zu können, was sich dort draußen abspielt. "Hier herrscht das Unvorhergesehene", sagt Dr. Fancys Gehilfe.

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Dr. Fancy verabreicht Ortner Augentropfen und verspricht: "Gleich werden Sie wissend sein." Nach der Behandlung steht Ortner auf und nähert sich mit irrem Blick dem Bus. Seine Stimme dringt aus den Lautsprechern und erzählt, wie er einen Schnellbahn-Unfall beobachtet und den Eindruck hat, die Katastrophe selbst bewirkt zu haben. Ortner weiß seine neue Macht einzusetzen und manipuliert beim Glücksspiel.

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Der Bus fährt weiter, der Weg führt am Stachus vorbei, weiter Richtung Lenbachplatz. Ortners Stimme erzählt, wie er durch Börsengeschäfte zu Geld kommt. Der Bus fährt an Schmuckgeschäften, Läden für Designermöbel und der Münchner Börse vorbei. Vor der Glyptothek - Ortners prächtigem Anwesen - hält der Bus erneut. Nach dem Selbstmord seines Teilhabers, wird Ortner schließlich von Skrupel erfasst. Er geht zum Bus zurück, denn er will ein neues Leben beginnen und die Erfüllung in einer wahren Liebe finden. Er kreuzt eine Gruppe von neugierigen Passanten.

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Der Bus fährt weiter: Ludwigstraße, Leopoldstraße, Münchner Freiheit. Hinter der Studentenstadt hält er vor dem Englischen Garten. Die Zuschauer werden aufgefordert, auszusteigen. Sie folgen Ortner durch die Dunkelheit bis zu einer Stelle am Eisbach. Auf der anderen Seite steht Dr. Fancy, Ortner bittet ihn, ihn von seinen übermenschlichen Fähigkeiten zu befreien. Der Unglückliche zieht sich aus und watet durch den Fluss. Die Gruppe der Zuschauer durchfährt ein Schauer, sie können sich vorstellen, wie kalt das Wasser sein muss. Aus den Lautsprechern dringt eine Stimme, sie erzählt von einem Naturvolk, das nicht daran glaubt, alles wissen zu können. Die Schauspieler beschmieren sich mit Matsch und verwandeln sich in eben dieses Volk. Ortner scheint den Ort seiner Träume - Amazonien - erreicht zu haben. Weitere Termine für Rettet die Vögel: 15.6., 21.6., 22.6. und 24.6., jeweils um 20 Uhr. Treffpunkt ist die Import Export Bar in der Goethestraße 30.

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