Meine Woche:Die Post kennt kein Wetter

Meine Woche: Anita Lehmann geht mit dem Fahrrad auf Tour, egal ob es regnet, schneit oder 30 Grad im Schatten hat.

Anita Lehmann geht mit dem Fahrrad auf Tour, egal ob es regnet, schneit oder 30 Grad im Schatten hat.

(Foto: Robert Haas)

Briefzustellerin Anita Lehmann hat in 27 Jahren im Beruf allerdings registriert, dass das Klima sich verändert.

Von Lukas Koperek, Garching

Draußen arbeiten bei Wind und Wetter. Und das jeden Tag. Dafür muss man gemacht sein - oder die richtige Ausrüstung haben. Die Garchinger Postbotin Anita Lehmann hat sie immer dabei: Anorak, Regenmütze, Briefe wasserfest verpackt. Seit 27 Jahren ist sie mit dem Fahrrad unterwegs, egal ob bei Regen, Schneefall, Sonnenschein oder Sturmwinden. "Am unangenehmsten ist es, wenn es kalt und nass ist", sagt Lehmann. "Ich habe aber auch schon Stürme im Sommer erlebt. Da muss man dann gucken, dass man alles beieinander hat."

Wie sieht ihre Woche aus? Morgens um 6.30 Uhr fängt sie mit der Vorbereitung an: Sachen packen und Briefe stecken. "Da gibt es ein Regal mit den Straßen und Hausnummern der Route, nach denen steckt man." Wenn die Briefe nach Gangfolge geordnet sind, macht sich Lehmann auf den Weg. Etwa drei bis vier Stunden braucht sie für ihre Route, je nach Wetterlage. Die Arbeit im Freien macht ihr nichts aus, im Gegenteil: Sie genießt die frische Luft und die Bewegung. Das Zustellen mit dem Fahrrad würde sie der Fahrt im Lieferwagen oder der Arbeit im Innendienst jeder Zeit vorziehen, sagt sie. Nur darüber, wie lang der tägliche Weg eigentlich ist, hat sie sich in all der Zeit noch nicht einmal Gedanken gemacht; sie fährt ihn einfach, wirft Briefe ein, klingelt für Sendungen per Einschreiben an der einen oder anderen Tür. "Der Kundenkontakt ist sehr wichtig", sagt Lehmann. "Die Leute freuen sich, wenn wir uns sehen, gerade die älteren. Während Corona waren viele alleine. Da bleibt man dann kurz mal stehen und hält ein Pläuschchen. In letzter Zeit natürlich mit Maske und viel Abstand."

Aber das Wetter und das Virus sind nicht die einzigen Widrigkeiten auf dem Weg. Immerhin gibt es da noch die natürlichen Feinde eines jeden Postboten: Hunde. Oder nicht? Anita Lehmann lacht. "Das ist nur ein Klischee. Ich bin bis jetzt noch nie von einem Hund gebissen worden. Eher überrannt vor lauter Freude."

Angefangen hat die gelernte Friseurin bei der Post in Unterschleißheim, auf Empfehlung einer Freundin hin. "Und irgendwie ist es dann dabei geblieben", sagt Lehmann, "obwohl ich einen holprigen Anfang hatte. In meinen ersten zwei Wochen hat es von morgens bis abends durchgeregnet." Und vielleicht war diese einschneidende Erfahrung der Grund, warum sie für eine kurze Zeit in den Innendienst in Unterföhring ging. Aber bald schon merkte sie, dass es sie wieder nach draußen zog.

Ein interessanter Begleitumstand des Berufs: Man hat die Entwicklung des Klimas ständig im Blick. "Dass sich das Wetter verändert, merkt man schon", sagt Lehmann. "Früher war es im Winter deutlich kälter. Da kam im November der erste Schnee, und es hat zwei Wochen durchgeschneit. Heute ist das ja höchstens für ein paar Tage." Und auch im Sommer, wenn es an manchen Tagen schon mal zwischen 30 und 35 Grad warm werden kann, muss man gewappnet sein. "Wichtig ist: viel trinken!"

Denn es nützt ja alles nichts. Egal, wie schlecht das Wetter ist - Anita Lehmann ist draußen und stellt Briefe zu. Doch sie winkt ab: "Es gibt kein schlechtes Wetter. Nur schlechte Kleidung."

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