Polizeihubschrauber:Leiser wird's nicht

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Oberschleißheim erreicht bei der zweiten Anhörung zur Verlegung der Landespolizei-Hubschrauber Nachbesserungen beim Lärmschutz. Dass sich der Umzug noch verhindern lässt, hält Bürgermeister Kuchlbauer für unwahrscheinlich.

Von Gudrun Passarge, Oberschleißheim

Kommt sie oder kommt sie nicht? Auch nach dem zweiten Erörterungstermin zur geplanten Verlegung der Hubschrauberstaffel Bayern nach Oberschleißheim ist noch nicht genau abzusehen, wie die Entscheidung ausfällt. Während die Gemeinde mit ihrem Anwalt Michael Hofmann am Donnerstag hauptsächlich versuchte, noch einige Nachbesserungen und Zusagen für den Fall des Umzugs zu erhalten, um den Lärm zu begrenzen, gaben sich die Bürger noch kämpferisch. "Diese Staffel gehört nicht in ein so dicht besiedeltes Gebiet", sagte etwa Gabriele Kämpf, die schon Hunderte Unterschriften gegen den Umzug gesammelt hat. Und Ulrich Walter forderte erneut eine objektive alternative Standortsuche. Ulrich Ehinger vom Luftamt Südbayern kündigte eine zügige Entscheidung an.

Passend zur Veranstaltung knatterte schon vor der Tür des Bürgerhauses in Oberschleißheim ohrenbetäubender Rotorenlärm aus dem Lautsprecher. Die Grünen demonstrierten damit gegen die Verlegung der Hubschrauberstaffel, unter anderem auch mit Transparenten wie "Lärm macht krank". Das Thema beschäftigt die Kommune schon seit vielen Jahren. Die Hubschrauberstaffel der Bundespolizei ist bereits dort stationiert, nun sollen noch fünf Hubschrauber dazukommen. In Flügen ausgedrückt würden zu 2500 Flugbewegungen der Bundesstaffel noch 3500 der Landesstaffel hinzukommen.

Im zweiten Erörterungstermin ging es diesmal um das geänderte Gutachten. Unter anderem sind nun im Gutachten nicht mehr die kleinen Hubschrauber der Landesstaffel berücksichtigt, sondern größere Hubschraubertypen, die sich die Polizei vielleicht mal anschafft. Sie sind doppelt so laut, weshalb nun auch die Lärmkarte über Oberschleißheim und dem Münchner Norden anders aussieht. Außerdem wurden zum Teil Flugrouten anders berechnet als beim ersten Mal. "Sehr laut wird's in Hochmutting", erklärte Gutachter Josef Dicklhuber vom TÜV-Süd. Aber auch Grenzbereiche von Oberschleißheim und vor allem der Münchner Norden, insbesondere Feldmoching-Hasenbergl, sind nach den neuen Berechnungen stärker betroffen als im ersten Gutachten. Susanne Bruegel vom Münchner Planungsreferat forderte deswegen im Interesse der Bürger in diesen Gebieten, Lärmschutzeinrichtungen stärker zu berücksichtigen, als es im Gutachten vorgesehen ist. Insbesondere verwies sie auf eine mögliche Riegelbebauung am Flughafen, um München vor dem Lärm abzuschirmen.

Nachtflüge sind wohl zu niedrig angesetzt

Oberschleißheim wurde wieder von seinem Anwalt Michael Hofmann vertreten, der noch einige Verbesserungen erreichte. So wies er nach, dass die Zahl der berechneten Nachtflüge wohl zu niedrig angesetzt wurde. "Hier muss noch mal nachgerechnet werden." Auch die Zeiten für die Bodenläufe der Maschinen, vor allem die angegebenen Zeiten der Bundespolizei, hielt er für zu gering. Schließlich bekam Hofmann die Zusage, dass die Landespolizei nicht mehr als circa 18 Stunden pro Jahr für Übungsflüge in Anspruch nehme. Der Leiter der Landesstaffel Joachim Walzik versicherte außerdem: "Wir haben nicht vor, in Oberschleißheim Übungen am Sonntag durchzuführen."

Besprochen wurde noch vieles. Reinhard Straubinger, Dekan der tierärztlichen Fakultät der LMU, die bis 2025 komplett nach Oberschleißheim zieht, äußerte die Befürchtung, dass Tiere scheuen und Mitarbeiter verletzen. Ulrich Walter und Manfred Mayr wiesen erneut auf den Flughafen Landsberg-Penzing hin, der ihrer Meinung nach "ideal geeignet" sei für die Staffel. Mayr forderte zudem, die Fliegersiedlung in Oberschleißheim als reines Wohngebiet zu berücksichtigen und entsprechend niedrige Dezibelrichtwerte anzurechnen.

Karl Schwärzell wiederum wünschte sich eine Gesamtlärmberechnung, wurde aber belehrt, dass rein rechtlich alle Lärmquellen getrennt betrachtet würden. Die Bürger berichteten von Beerdigungen am Friedhof Hochmutting, die von Hubschrauberlärm gestört würden, von der Lerche, die es im Naturschutzgebiet noch gebe, die aber verschwinden könnte, wenn noch mehr Lärm hinzukomme.

Jeder zweite Flug geht über München

Sie zweifelten auch an, dass sich die Piloten bei Notfalleinsätzen an die vorgeschriebenen Flugrouten hielten, vielmehr würde sich doch der direkte Weg über den Münchner Norden anbieten. Wie Walzik bestätigte, rücken die Hubschrauber in 70 Prozent der Fälle zu Einsätzen im Raum München und Südbayern aus und fliegen bei jedem zweiten Flug über München - in der gebotenen Höhe. Nicht nur Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler) folgerte daraus, dass es wenig sinnvoll sei, die Staffel im Norden Münchens anzusiedeln. "Das ist eine rein politische Entscheidung zwischen den beiden Innenministerien", lautete seine Schlussfolgerung nach der Veranstaltung. Im Süden sei so eine Ansiedlung weit logischer. In die Zukunft sieht er nicht gerade optimistisch: "Es wird kommen, außer die Politik schwenkt noch um." Die Gemeinde habe für die Bürger gekämpft und, wie Anwalt Hofmann es ausdrückt, "das Maximum herausgeholt, was rechtlich möglich war".

© SZ vom 04.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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