Polizeieinsatz :"Ich habe mich noch nie sicherer gefühlt"

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Schwerbewaffnete Polizisten in Schutzausrüstung dominieren am Montagnachmittag das Bild in Aschheim. (Foto: Claus Schunk)

Während die Polizei im Ort mit einem Großaufgebot von Einsatzkräften nach einem bewaffneten Mann sucht, lassen sich die Aschheimer nicht aus der Ruhe bringen. Auch am Tag danach bleibt der Vorfall rätselhaft

Von Anna-Maria Salmen, Aschheim

Es sind Bilder wie aus einem Kinofilm: In Tarnfarben gekleidete Einsatzkräfte in schusssicheren Westen errichten Straßensperren. Vor der Brust tragen sie Maschinengewehre. An nahezu jeder Seitenstraße der Ortsdurchfahrt blinkt Blaulicht auf, Polizeifahrzeuge stehen einsatzbereit am Straßenrand. Wer am späten Montagnachmittag in Aschheim unterwegs war, dem konnte angesichts des Großaufgebots durchaus ein wenig mulmig zumute werden. Der Grund für den Einsatz: Gegen 15.30 Uhr war bei der Polizei der Notruf eingegangen, ein Mann mit einer Schusswaffe und einer Maske in der Hand sei in der Industriestraße unterwegs.

Der Angestellte eines Hotels hatte den Unbekannten im Außenbereich des Betriebs gesichtet. Daraufhin rückte die Polizei mit circa 130 Einsatzkräften an, darunter auch Mitglieder von Spezialeinheiten sowie Unterstützungskommandos. Mit einem Hubschrauber wurde die Gegend aus der Vogelperspektive nach dem Verdächtigen abgesucht. Die Polizei sperrte das Gebiet rund um die Industriestraße ab, anschließend wurde das Hotel geräumt und durchsucht. Fündig wurden die Ermittler dabei nicht, und so wurden die "wesentlichen polizeilichen Maßnahmen vor Ort" gegen 19.30 Uhr beendet, wie es in einer Pressemitteilung der Polizei heißt.

Auch am Dienstag läuft die Fahndung nach dem bewaffneten Mann weiter. Mehrere Streifen würden hierfür abgestellt, erläutert ein Sprecher der Polizei. Man suche jedoch nicht nur nach der verdächtigen Person, sondern auch nach Gegenständen, die mit dem Vorfall in Verbindung stehen könnten, sowie nach Zeugen. "Wir wollen zeigen, dass wir den Fall noch nicht aufgegeben haben", so der Sprecher. Auch wenn es laut Polizei "noch keinerlei Hinweise auf eine mögliche Tat" und auch keine Verletzten gibt, müsse man einen solchen Notruf ernst nehmen. Zumal die Angaben des Hotelmitarbeiters "sehr konkret und sehr glaubhaft" gewesen seien. Dennoch sei die Einschätzung noch schwierig. Die Polizei versucht derzeit, mithilfe der Zeugenaussagen unter anderem Genaueres zum Ablauf und zu einem möglichen Motiv herauszufinden. Aus den Hinweisen, die aus der Bevölkerung eingegangen sind, gebe es allerdings noch keine "heiße Spur".

Peter Schall, bayerischer Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, begründet den Großeinsatz auch damit, dass man heutzutage aufgrund der allgemeinen Sicherheitslage sensibler sei: "Früher waren Amokläufe ein Phänomen in den USA. Aber heute haben wir auch in Deutschland einige Fälle." Man wisse bei derartigen Einsätzen eben nicht, wie sich die Lage entwickelt und müsse daher auf Nummer sicher gehen.

In unmittelbarer Nähe zum Ort des Geschehens befindet sich ein Supermarkt. Dessen stellvertretende Leiterin Irmgard Frankl arbeitete während des Einsatzes im Laden. Einzelheiten über den Vorfall habe sie dort nicht mitbekommen, erzählt sie. Lediglich die Einsatzfahrzeuge, darunter auch der Notarzt, hätten vor dem Markt auf dem Parkplatz gestanden. "Das war alles ganz ruhig", sagt Frankl. Zu keiner Zeit sei die Situation bedrohlich gewesen, es habe keine Gefahr für sie oder ihre Kunden bestanden. Die Polizei habe ihr daher auch mitgeteilt, dass es nicht nötig sei, den Supermarkt vorsorglich zu schließen.

Auf Facebook und Twitter informierte die Polizei am Montagnachmittag regelmäßig über die neuesten Entwicklungen. Die Aschheimer zeigten in den beiden sozialen Netzwerken viel Verständnis für den Großeinsatz. Mit Sätzen wie "Passt auf euch auf" und "Seid bitte vorsichtig" kommentierten unzählige Nutzer einen Facebook-Beitrag der Polizei. Auch Lob für die Einsatzkräfte liest man häufig: "Ich wohne genau in der Straße und alles hat bei mir vorm Haus stattgefunden! Ich muss sagen, ich habe mich noch nie sicherer gefühlt, als heute Nachmittag", schrieb eine Nutzerin. "Ein riesen Dank an die Beamten vor Ort, super gut organisiert", fügte ein weiterer hinzu.

© SZ vom 17.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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