Ehrlicher Finder:"Du hast mich gerettet"

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Auf der Brücke am Berger Weiher hat Jan Stadelmann den Rucksack gefunden. (Foto: privat)

Eine Kraillingerin verliert auf dem Weg nach Planegg ihren Rucksack - doch ein 14-jähriger Schüler bringt ihn zur Polizei.

Von Lara Jack, Planegg/Krailling

Jeder, der schon einmal etwas von Wert verloren hat, kennt diesen Schreck: Mit rasendem Puls klopft man die Hosentaschen ab oder läuft die letzten Meter zurück. Genauso kann man das Glück nachempfinden, wenn ein ehrlicher Mensch den verlorenen Schlüssel, das vermisste Handy oder die vergessene Brieftasche findet und zurückbringt. So erging es vor einer Woche auch Christine Marzen.

Mit ihrem Mountainbike fuhr sie am Freitagmittag über die Würmbrücke am Berger Weiher in Krailling zur Arbeit nach Planegg. Als es unter ihrem Rad polterte, dachte sich die 64-Jährige nicht viel dabei - so hört sich das eben an, wenn man in rasantem Tempo über die Holzlamellen fährt. Doch am Ziel musste sie feststellen, dass das laute Rumpeln offenbar von ihrem Rucksack herrührte, der aus dem Fahrradkorb gefallen war. "Da hab' ich gedacht: Oh Gott. Aber jetzt machste erstmal langsam", erzählt Marzen. Sie fuhr die Strecke zurück und traf zwei Schulweghelferinnen, die den Rucksack zwar gesehen hatten, aber alle Hände voll mit ihren Schützlingen zu tun hatten. Wenig später sei der Rucksack auch schon weg gewesen.

"In dem Rucksack war mein halbes Leben", sagt Marzen: Portemonnaie, Ausweise, Kreditkarten sowie 79 Euro. Auch die Schlüssel zum Reformhaus, wo sie arbeitet, ein "bisschen Kosmetikartikel" und die Brille. Nach einer halben Stunde vergeblichen Suchens rief sie die Polizei in Planegg an. Diese hatte eine erfreuliche Nachricht: Ein ehrlicher Finder hatte das Gepäckstück abgegeben, samt dem ganzen Inhalt.

Prompt nahm Christine Marzen Kontakt zu ihrem Retter auf. Per Textnachricht teilte sie ihm mit: "Du hast heute meinen Rucksack und mich gerettet." Er habe sich eigentlich eine Pizza holen wollen, sagt Jan Stadelmann. Als er den Rucksack fand, ging der 14-Jährige jedoch stattdessen zum Rathaus, doch dieses war um die Mittagszeit geschlossen. Also ging der Schüler weiter zur Polizei nach Planegg. Für seine Ehrlichkeit wurde er von der überglücklichen Besitzerin belohnt: Weil ihr der Finderlohn von 25 Euro zu gering war, legte sie noch 15 Euro und eine Tafel Schokolade obendrauf - und eine große Ladung Dankbarkeit.

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