Politischer Aschermittwoch:Haar auf der Couch

Haar, Bürgerhaus, SPD Haar lädt  ein zu ihrer Aschermittwochsveranstaltung, Katharina Dworzak: Einfach irre? Haar genau betrachtet

Katharina Dworzak schlüpfte für ihre Rede in einen Arztkittel.

(Foto: Angelika Bardehle)

Katharina Dworzak beleuchtet die Kommunalpolitik aus psychologischer Sicht

Von Anna Majid, Haar

Depression, Stilldemenz, Identitätskrise - solche Diagnosen hat Haars Zweite Bürgermeisterin Katharina Dworzak beim politischen Aschermittwoch der Haarer SPD gestellt, und dabei durchaus auch Selbstironie bewiesen. Unter dem Motto "Einfach irre? Prof. Dr. psych. neuro. KaDe betrachtet Haar genau" nahm Dworzak in der fiktiven Rolle als "freiberufliche Psychologin in und um Haar" die örtlichen Kommunalpolitiker aufs Korn. In den vergangenen Jahren hatte dies Christian Jobst alias Bruder Jobst übernommen.

Der sei nun "in Rom, um Leviten zu lesen", erklärt Dworzak zu Beginn ihrer Rede den gut 100 Gästen. Im Arztkittel verkleidet erklärt die 35-Jährige die Zustände in der Gemeinde aus medizinischer Sicht. Sich selbst beschreibt Dworzak in ihrer Rolle als Psychologin etwa als ziemlich "Schweigsame, die beinahe zu selektiven Mutismus neigt". Auch habe sie in einer Therapiesitzung eine Stilldemenz festgestellt.

Die CSU ermahnt Dworzak, Bürgermeisterin Claudia Müller von der SPD endlich zu akzeptieren und "die eigene Depression nicht durch ständige Verweigerung" auszudrücken. Außerdem solle man sich an demokratisch gewählte Beschlüsse halten. Alles andere führe zu einem "Vertrauensverlust in der Wählerschaft". Gemeint ist die umstrittene Erweiterung der Jagdfeld-Grundschule. Obwohl die Entscheidung bereits gefallen war, wollte die CSU, nach einer Unterschriftenaktion der Elternschaft im Dezember 2017, das von ihnen als "Monsterschule" titulierte Projekt doch noch kippen.

Den stellvertretenden CSU-Ortsvorsitzenden Andreas Bukowski nennt Dworzak ohne ihn namentlich zu nennen "aus ärztlicher Sicht eine interessante Persönlichkeit", weil er eine "gehirnphysiologisch überraschende These" aufgestallt habe. So fordere er eine Einstellung des Wohnungsbaus in der Gemeinde, um damit die Mieten zu senken. In dem von der CSU Haar herausgebrachten Magazin Haarer war Bukowski im Februar 2018 zu der Schlussfolgerung gelangt, ein verstärkter Wohnungsbau führe in "Ballungsgebieten wie München und Umgebung zu einer Sogwirkung" und somit einer Preissteigerung.

Zurück bei der eigenen Partei stichelt Hobby-Psychologin Dworzak gegen den Fraktionsvorsitzenden Alexander Zill, der in einer "Identitätskrise" stecke. Zill hatte Ende vergangenen Jahres die Partei verlassen, sein Amt jedoch behalten.

Am Ende der Rede wird im Bürgersaal des Gasthofs zur Post viel geklatscht. Dworzak kommt gut an, auch bei den anwesenden CSU-Mitgliedern. Andreas Bukowski gratuliert sogar ausdrücklich zur gelungenen Rede. Auf die Frage, warum sie denn gerade die Rolle der Psychologin gewählt hat, antwortet Katharina Dworzak: "Ich wollte nicht als Kleriker auftreten." Außerdem sei die Idee lustig, als Ärztin zu diagnostizieren und feixen. Sie kenne die stigmatisierenden Sprüche über Haar und die psychiatrische Klinik, die in und um München immer noch Alltag sind, nur zu gut. "Jeder Haarer ist damit aufgewachsen", sagt die Tochter des ehemaligen Bürgermeisters Helmut Dworzak. Aber zum Aschermittwoch dürfe man "auch mal scherzen".

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