Süddeutsche Zeitung

Plogging:Viel Aufheben

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Haarer Schüler nehmen Müllsammeln sportlich

Von Anna-Maria Salmen, Haar

Lehrer Stefan Bedna lässt eine Trillerpfeife ertönen, und schon stürmen circa 20 Schülerinnen und Schüler des Haarer Ernst-Mach-Gymnasiums los. Schon nach wenigen Metern bleiben sie wieder stehen - um Müll aufzuheben, der am Boden in der Nähe des Sportparks in Eglfing liegen gelassen wurde. Ausgerüstet mit leuchtenden Westen, Müllsäcken und Handschuhen starten sie ihre Runde durch Haar, entlang der Ladehofstraße und vorbei am Bahnhof.

Plogging nennt sich dieser Trend, den die Haarer Gymnasiasten bei den Bundesjugendspielen ausprobieren durften. Ursprünglich kommt die neue Sportart aus Schweden, der Begriff ist eine Zusammensetzung aus dem schwedischen Wort "plocka" für "aufsammeln" und "Jogging". "Man tut dabei nicht nur etwas für sich, sondern auch für die Umwelt", sagt die 13-jährige Schülerin Angelina Jakubetzki, von der die Idee für die Plogging-Aktion in Haar stammt. Edwin Busl von der Schulleitung war sofort begeistert: "Für Erwachsene ist es eine Bereicherung, wenn Kinder und Jugendliche so vorbildhaft sind." Mit Unterstützung der Gemeinde, die unter anderem die Müllsäcke stellte, konnte Busl die Aktion organisieren.

Auf insgesamt drei Runden sammelten Schüler der fünften, sechsten und siebten Klassen herumliegenden Müll auf. Der Andrang war laut Angelina Jakubetzki so groß, dass zum Teil ausgelost werden musste, wer mitmachen darf. Zigarettenstummel, Kronkorken, ein verrostetes Feuerzeug, ein abgebrochener Besen - alles landete in den Müllsäcken der Schüler. Der gesammelte Müll wird nun von der Gemeinde im Wertstoffhof sortiert und geregelt entsorgt.

Dass sie innerhalb kürzester Zeit ganze Müllsäcke füllen konnten, erstaunt die Schüler: "Ich glaube, man nimmt das sonst gar nicht so wahr", sagt Initiatorin Jakubetzki. "Das Plogging stärkt also auch das Bewusstsein: Vielleicht lässt man beim nächsten Mal seinen Müll nicht einfach so liegen." Für Busl steckt auch eine politische Botschaft hinter der Aktion: "Junge Menschen zeigen, dass es so nicht weitergehen kann. Wir verschwenden Ressourcen und tragen damit zur Klimakatastrophe bei." Als Umweltschule wolle man den Schülern auch nachhaltiges Handeln vermitteln. "Man müsste so etwas öfter tun", sagt Jakubetzki. Ihr Ziel ist es, das Plogging künftig für alle Jahrgangsstufen anzubieten, möglicherweise sogar schulübergreifend. Auch Busl geht davon aus, dass es weitere ähnliche Aktionen geben wird: "Das Saatkorn ist gesetzt, das Pflänzchen sprießt."

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Quelle:
SZ vom 05.07.2019
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