Firmenjubiläum:Hundert Jahre Selbsthilfe der Pharmazeuten

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Am Firmensitz von Sanacorp in Planegg wird das Jubiläum mit großen Ziffern gefeiert. (Foto: Catherina Hess/ )

Das Planegger Unternehmen Sanacorp wurde 1924 als „Einkaufsvereinigung Württembergischer Apotheker“ gegründet, weil durch die industrielle Produktion von Arzneimitteln die Erträge sanken. Bis heute ist es als Genossenschaft organisiert.

Von Rainer Rutz, Planegg

Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung: Diese beiden Wörter tauchten immer wieder in den Reden auf, die am Dienstag beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen der Firma Sanacorp im Planegger Ortsteil Steinkirchen gehalten wurden. Zwei Begriffe, die sich direkt verbinden mit der Tatsache, dass das Unternehmen als Genossenschaft organisiert ist, die rund 7700 Apotheken in Deutschland als Mitglieder hat. 3000 Mitarbeiter in 19 Niederlassungen kümmern sich darum, dass Apotheken rund um die Uhr mit Medikamenten und Gesundheitsartikeln beliefert werden. 2022 wurde damit ein Umsatz von 6,5 Milliarden Euro erwirtschaftet.

„Wir engagieren uns mit Leib und Seele – genau wie Sie. Deshalb machen wir uns für die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der Apotheken in Deutschland stark“, sagte Herbert Lang, der 14 Jahre lang als Vorstandsvorsitzender die Geschicke des Unternehmens geleitet hat und an diesem Tag offiziell an seinen Nachfolger Patrick Neuss übergab. Die Idee der Genossenschaften beschrieb Lang mit einem Zitat von Friedrich Schiller: „Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.“

Tatsächlich war die Lage der Apotheken laut Lang vor hundert Jahren überhaupt nicht vergleichbar mit der heutigen. Medikamente wurden damals von den Apothekern individuell von Hand für die einzelnen Patienten hergestellt. Durch die immer stärker werdende pharmazeutische Industrie habe sich das geändert, so Lang, und „die Erträge der Apotheker wurden immer weniger“. 1924 wurde die „Einkaufsvereinigung Württembergischer Apotheker“ (EGWA) gegründet, aus der sechs Jahre später die Genossenschaft hervorging. Damit rückte „die Selbsthilfe in den Mittelpunkt“.

Sanacorp versorgt Apotheken in ganz Deutschland. Das Foto zeigt das Lager in Planegg. (Foto: Alessandra Schellnegger/ )

Mit vier Artikeln habe man damals angefangen, das Budget betrug 18 000 Reichsmark. Das Jahr 1990 sei „ein Meilenstein“ gewesen, sagte Lang: „Denn durch die Fusion der EGWA mit der Wirtschaftsvereinigung deutscher Apotheker entstand unsere heutige Sanacorp.“ Schnell sei man „bei den Vollsortimentern“ angelangt, heute sei man „Qualitätsführer“ und der größte Anbieter von Online-Shops. Ein „außergewöhnlich kollegiales Durchhaltevermögen“ zeichne die heutige Sanacorp aus, sagte Lang und „nicht die Gewinnmaximierung“ stehe im Vordergrund. Corona habe gezeigt, zu „welch außergewöhnlichen Leistungen wir fähig sind“.

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach sprach die aktuellen Probleme der Branche an und nutzte ihre Rede zur Kritik an der Bundesregierung. (Foto: Catherina Hess/ )

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) hielt eine politische Rede. Die „Garantie für eine Vollversorgung durch die Apotheken gerade in einem Flächenland wie Bayern“ sei in Gefahr, sagte sie. Gerlach sprach von Lieferengpässen, Fachkräftemangel und mangelnder Planungssicherheit für die Wirtschaft aufgrund der aktuellen Politik in Berlin. Die anstehende Krankenhausreform sei ebenso „schwierig umzusetzen“ wie die Idee von Videoapotheken. „Eine angemessene Vergütung von Apothekern“ sei nicht in Sicht.

All das zerstöre die Strukturen im Krankenhauswesen, sagte die CSU-Politikerin. Als kleinen Seitenhieb auf Ministerpräsident Markus Söder und andere Parteifreunde kann man ihre Bemerkung verstehen, „die Pseudo-Diskussionen um die Wirkungen von Cannabis“ interessierten niemanden wirklich: „Hustensaft ist wichtiger. Da ist Zirkus angesagt“, sagte Gerlach mit Blick auf die Versorgungslage.

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